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Der Himmel auf Erden

Der Himmel auf Erden

Titel: Der Himmel auf Erden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ake Edwardson
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    Er nahm einen Schluck Bier, und draußen flackerten die Lichter. Er sah aus dem Fenster und bemerkte, dass eine Art Portal die Haustür des Nachbarn illuminierte, noch was Neues. Er hielt die Flasche umklammert und stand auf. Er sah den Nachbarn aus dem Haus kommen. Der drehte sich um und bewunderte seinen Lichterhof. Ringmar hörte Telefonklingeln und Moas Stimme, als sie sich meldete. Er wartete darauf, dass sie ihn rufen würde, aber sie redete weiter. Wahrscheinlich Vanna, die Kommilitonin mit dem geblümten Hemd. Würde sich gut im Rechtswesen machen.
    Er starrte seinen Nachbarn an. Der Kerl schien ein paar weitere neue Lichter in einem Ahorn anzubringen. Ringmar knallte die Flasche auf den Glastisch und marschierte auf die Veranda hinaus, die dem Lichtermeer zugewandt war. Er spürte den Frost durch seine Strümpfe nicht.
    »Was soll das denn werden?«, rief er quer über die blinkende Milchstraße, den Kleinen und den Großen Wagen und den Teufel und seine Großmutter.
    Das verfärbte, stumpfsinnige Gesicht des Nachbarn wandte sich in seine Richtung.
    »WAS MACHEN SIE DA?!«, schrie Ringmar. Er tat etwas, von dem er wusste, dass es sich nicht gehörte; man ließ seine eigene Frustration oder Sorge nicht an anderen Menschen aus, er wusste es, aber in diesem Moment schiss er auf das Wissen.
    »Was ist denn los?«, fragte der Nachbar. Er war Verwalter bei irgendeiner Art Pflegeeinrichtung.
    Ich geh jede Wette ein, dass der Kerl im Krankenhaus für die Lichttherapie zuständig ist, dachte Ringmar.
    »Ich brauch nicht noch mehr von Ihren Lampen vor der Visage«, sagte Ringmar und dachte an Halders. Das Wort Visage hab ich seit vierzig Jahren nicht benutzt.
    Der Nachbar starrte mit seiner eigenen dummen Visage zurück. Hatte so eine Person überhaupt die Erlaubnis zu leben? Wo ist Gott?
    »Mein ganzes Haus badet die ganze Nacht im Licht aus Ihrem verdammten Garten, und es wird immer noch schlimmer«, sagte Ringmar mit etwas lauterer Stimme als normal, damit der Verwalter ihn auch verstand. »Gott sei Dank, dass Weihnachten bald vorbei ist.« Er drehte sich um und knallte die Verandatür hinter sich zu. Er zitterte etwas. Das ist ja grad noch mal gut gegangen, niemand ist verletzt worden.
    *
    Er wurde um Mitternacht geweckt, in einem heftig erleuchteten Traum.
    »Bertil, hier ist Erik. Ich brauche deine Hilfe. Ich weiß, es ist spät, aber es lässt sich nicht ändern.«
    Er sah Licht in Winters Fenster, als er über den Parkplatz ging. Es war das einzige erleuchtete Fenster an der Nordwand des Polizeipräsidiums.
    Winter gegenüber saß ein Mann.
    »Das ist Bengt Johansson«, sagte Winter. »Er ist gerade gekommen.«
    Ringmar begrüßte ihn.
    Der Mann schwieg.
    »Bist du drüben gewesen?«, fragte Ringmar zu Winter gewandt. »Im Nordstan?«
    »Ja«, antwortete Winter. »Und ich bin nicht der Einzige, der sucht. Aber die Stelle, wo der Kinderwagen stand, ist leer.«
    »Herr im Himmel«, sagte Bengt Johansson.
    »Erzählen Sie bitte noch einmal«, sagte Winter und setzte sich.
    »Es ist nicht das erste Mal«, sagte Johansson. »Es ist schon mal passiert. Damals haben sie vom Kiosk angerufen. Da waren nur ein paar Minuten vergangen.«
    Ringmar sah Winter an.
    »Erzählen Sie von heute«, wiederholte Winter.
    »Sie wollte Micke abholen«, sagte Johansson. »Und das hat sie ja auch gemacht. Ha! Wir hatten verabredet, dass sie Weihnachtsgeschenke einkaufen würde, vielleicht eine Stunde, und ihn dann zu mir bringen sollte.« Er sah Ringmar an. »Aber sie sind nicht gekommen.« Er sah Winter an. »Ich habe bei ihr zu Hause angerufen, aber da meldete sich niemand. Ich hab gewartet und wieder angerufen. Ich wusste ja nicht, wo sie einkaufen wollte.«
    Winter nickte.
    »Dann hab ich rumtelefoniert… bei unseren Freunden und Bekannten… und dann bei den Krankenhäusern.« Er hielt die Hand wie einen Telefonhörer. »Und dann… ja, dann hab ich bei der Polizei angerufen.«
    »Sie haben mich benachrichtigt«, sagte Winter in Ringmars Richtung. »Die Mutter… Carolin… hat das Kind bei H & M am Eingang stehen gelassen und ist weggegangen.«
    »Weggegangen?«, echote Ringmar.
    »Irgendwann kurz vor sechs. Viele Menschen. Um acht haben sie geschlossen.«
    Winter sah Bengt Johansson an. Dem Mann schien das Entsetzen in einem Traum begegnet zu sein, der schlimmer sein musste als der, den Ringmar gerade erlebt hatte.
    »Wo ist der Junge?«, fragte Ringmar.
    »Wir wissen es nicht«, sagte Winter und

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