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Der Himmel auf Erden

Der Himmel auf Erden

Titel: Der Himmel auf Erden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ake Edwardson
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Keine Wolken!«
    Es war sein Himmel und jetzt war es der Himmel des Jungen. Sie lagen Seite an Seite und schauten hinauf zum Himmel. Manchmal war es Nacht und manchmal war es Tag.
    »Wenn ich wiederkomme, kriegst du dein Weihnachtsgeschenk«, sagte er zu dem Jungen, der gut lag so wie er ihn hingelegt hatte. »Das hab ich nicht vergessen. Hast du etwa geglaubt, ich hätte das vergessen?«
    *
    Winter, Ringmar und Aneta Djanali sahen sich die Videoaufnahmen immer wieder von vorn an. Die Kinder wirkten klein, kleiner als sie sie in Erinnerung hatten, und sie selbst wirkten wie Riesen. Manchmal sieht das richtig bedrohlich aus, dachte Winter.
    Ellen Skölds Gesicht war auf dem Bildschirm. »Papapapapa«, sagte sie und drehte eine Pirouette wie eine Ballerina.
    »Redest du von Papa?«, fragte Aneta Djanali. »Ellen? Redest du von Papa?«
    Das Mädchen schüttelte den Kopf und sagte »PA-PA-PA!«
    »Hat der Onkel gesagt, dass er dein Papa ist??«
    Wieder schüttelte sie den Kopf. »Vivivivi«, sagte sie.
    Aneta Djanali schaute wie Hilfe suchend in die Kamera. »An diesen Moment hab ich vermutlich gedacht«, sagte sie und nickte ihrem eigenen Bild zu. Sie wandte sich zu Winter um. »Sie hat das mehrere Male gesagt.«
    »Kokokoko«, ertönte Ellens Stimme vom Monitor.
    Winter sagte nichts, schaute nur und hörte weiter zu. Ellen erzählte, der Onkel im Radio habe hässliche Worte gesagt. Ihr war deutlich anzusehen, dass es ihr nicht gefiel.
    Maja Bergort hatte auch hässliche Wörter gehört. Simon Waggoner hatte genickt. Vielleicht hatte auch er sie gehört.
    »Er hat eine besondere Zeit«, sagte Winter jetzt. »Er unternimmt seine Ausflüge immer zum selben Zeitpunkt.«
    Aneta Djanali spürte eine plötzliche Kühle aus Winters Worten.
    Ringmar nickte.
    »Hat das mit seiner Arbeit zu tun?«, fragte Aneta Djanali. »Seinem Job?«
    »Das ist möglich«, sagte Winter. »Er arbeitet tagsüber… er muss sich anpassen. Er arbeitet im Schichtdienst. Oder er arbeitet überhaupt nicht und hat alle Zeit der Welt.«
    »Trotzdem… es geschieht immer zum selben Zeitpunkt?«, sagte Aneta Djanali.
    »Das wissen wir ja nicht«, sagte Winter. »Ich denke nur laut.«
    »Was ist das für ein Onkel, der im Radio flucht?«, sagte Aneta Djanali.
    »Fred Gustavsson«, sagte Ringmar. »Er flucht dauernd.« Er sah Aneta Djanali an. »Radio Göteborg. Er war von Anfang an dabei.«
    »Gibt's den immer noch?«, fragte Winter.
    »Ich weiß es nicht«, sagte Ringmar. »Aber wenn jemand hässliche Wörter im Radio sagt, dann er.«
    »Krieg raus, ob er immer noch arbeitet, und wenn, wann sein Programm gesendet wird«, sagte Winter.
    Ringmar nickte.
    Aneta Djanali spulte den Film zurück und ließ ihn noch mal von vorn laufen.
    »Papapapapa«, sagte Ellen Sköld.
    Diesmal hörte Winter nicht zu, er versuchte nur ihr Gesicht zu studieren, den Ausdruck. Vor allem deswegen machten sie Videoaufnahmen. Ihr Gesicht war jetzt in einem separaten Bild zu sehen.
    Da war etwas. In ihrem Gesicht. Mit ihrem Mund. Ihren Augen.
    »Sie ahmt jemanden nach!«, sagte Winter. »Sie ahmt jemanden nach!«
    »Ja«, sagte Aneta Djanali. »Das ist nicht mehr ihr Gesicht.«
    »Wenn sie papapapapa sagt, ist es nicht ihr Gesicht«, sagte Winter.
    »Sie ahmt ihn nach«, sagte Ringmar.
    »Bibibibibi«, sagte Winter.
    »Kokokoko«, sagte Ringmar.
    »Papapapapa«, sagte Winter.
    »Was versucht sie auszudrücken?«, fragte Ringmar.
    »Es geht nicht darum, was sie auszudrücken versucht«, sagte Winter. »Es geht um das, was er ihr zu sagen versucht.«
    »Papapapagei«, sagte Aneta Djanali.
    Winter nickte. »Er stottert.« Aneta Djanali sah Winter an, der wieder nickte. »Er stottert, wenn er mit den Kindern redet!«
    Sie saßen in Winters Zimmer. Ringmar hatte Essen vom Thailänder bestellt, es kam in hübschen Kartons. Die Krabben in roter Chilisoße schmeckten nach Koriander und Kokos, ein kräftiger Geschmack, der Winter den Schweiß auf die Stirn trieb.
    »Na, dann fröhliche Weihnachten«, sagte Aneta Djanali und wedelte mit den Essstäbchen.
    »Aber Rotkohl und Braten ist das ja nicht gerade«, sagte Ringmar.
    »Ein Glück«, sagte Aneta Djanali.
    »Magst du das traditionelle schwedische Weihnachtsessen?«, fragte Ringmar.
    »Ich bin in Göteborg geboren«, sagte Aneta Djanali.
    »Das weiß ich, aber es beantwortet die Frage nicht.«
    »Glaubst du, das hat was mit den Genen zu tun oder was?«, fragte sie und pickte eine Krabbe mit den Stäbchen auf.
    »Weiß ich doch nicht«,

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