Der Himmel auf Erden
auch, nehme ich an.«
»Autos, Spuren, Gleise, Bahnen, Straßenbahnen«, sagte Winter.
»Wollten wir die ersten Tracks-Assoziationen nicht für eine Weile aufgeben?«, fragte Aneta Djanali.
»Wo waren wir noch?«, sagte Winter.
»Ein Täter kreuzt seine Bahn«, sagte Ringmar.
»Ich will noch mal mit Simon rausfahren«, sagte Winter. »Das ist nötig. Vielleicht funktioniert es diesmal besser.«
»Erinnert er sich, welchen Weg sie gefahren sind?«
»Ich weiß es nicht«, sagte Winter. »Vermutlich nicht. Aber wir wissen, wohin er ihn mitgenommen hat, und wir wissen… wo er ihn zurückgelassen hat. Wir wissen, was es dazwischen gibt, je nachdem, welchen Weg man fährt. Aber von A nach B führen nicht unendlich viele Wege.«
»Vorausgesetzt, dass er direkt von A nach B gefahren ist«, sagte Aneta Djanali.
»Das hab ich nicht behauptet.«
»Er kann im Kreis gefahren sein«, fuhr Aneta Djanali fort.
»Er hatte nicht alle Zeit der Welt«, sagte Ringmar. »Wir haben die ungefähre Zeit, wann Simon verschwand«, sagte Winter. »Und die Zeit, wann er entdeckt wurde.«
»Die stimmt aber nicht mit der überein, wann er dort zurückgelassen wurde«, sagte Aneta Djanali.
»Das Radioprogramm«, sagte Ringmar.
»Morgen versuche ich, ihn mit rauszunehmen«, sagte Winter.
»Waren sie auf dem Weg nach Hause zum Täter?«, sagte Aneta Djanali mehr zu sich selbst. »Aber die Fahrt wurde unterbrochen.«
»Die Frage ist, wer sie unterbrochen hat«, sagte Ringmar.
»Gut«, sagte Winter.
»War es etwas, das Simon gesagt oder getan hat?«
Winter nickte.
»Was den Täter enttäuscht hat?«
Wieder nickte Winter.
»Oder war es von Anfang an Absicht?«, sagte Aneta Djanali. »Teil eines Planes? Oder ein Plan, der nicht trug?«
»Was für ein Plan?«, sagte Winter und sah Aneta Djanali an.
»Der Plan, der diesmal funktioniert hat«, antwortete sie. »Bei Micke Johansson.«
»Bei Simon kriegte er Schiss«, sagte Ringmar. »Er traute sich nicht… ihn auszuführen.«
Was auszuführen?, dachte Aneta Djanali, und sie wusste, dass die anderen in diesem Augenblick dasselbe dachten.
»Aber das Vorgehen ist so anders«, sagte sie stattdessen. »Vielleicht ist es überhaupt nicht derselbe Täter.«
»Es ist nicht anders«, sagte Winter, »braucht es nicht zu sein. Er könnte Carolin und Micke vom Kindergarten aus gefolgt sein. Er könnte tagelang draußen gestanden und auf die Gelegenheit gewartet haben. Dort und an den anderen Stellen.«
»Und er hat gefilmt«, sagte Ringmar.
»Oder er hat sich im Nordstan herumgetrieben«, sagte Aneta Djanali. »Es ist kein Zufall, dass es dort passiert ist, okay. Es war kein Zufall. Genauso gut, wie er tagelang vor einem Spielplatz oder einem Kindergarten gestanden haben könnte, kann er sich tagelang im Nordstan herumgetrieben haben. Zum Beispiel. Vielleicht im Wechsel, vormittags hier, nachmittags dort.«
»Gut, Aneta«, sagte Winter.
»Er könnte auf dem Land wohnen«, sagte Ringmar und sah Winter an. »So weit wie möglich vom Nordstan entfernt, das das geistesschwache Sinnbild einer Großstadt symbolisiert.«
»Das Land ist groß«, sagte Winter.
»Wie viele Leute haben wir jetzt, die suchen?«, fragte Aneta Djanali.
»Viel zu wenig«, sagte Ringmar. »Gerade jetzt während der Weihnachtstage.«
»Aber dies hier ist ja wohl wichtiger als das Weihnachtsessen?«, sagte Aneta Djanali. »Der Junge ist verschwunden, entführt, ein Kidnapper hat sich noch nicht gemeldet. Es kommt auf jede Stunde an.«
4 0
Ringmar hatte einen Anruf bekommen, den er in seinem eigenen Zimmer entgegennehmen wollte. Winter sah seine Nervosität und die Schatten unter seinen Augen, als er ging. Was würde er jetzt erfahren? Was würde er sagen?
»Ich fahr wieder zu Ellen Sköld«, verkündete Aneta Djanali. »Ich weiß, was und wie ich es sagen werde.«
Winter sah auf die Uhr. Das Fernsehprogramm für die Kinder war vorbei. Draußen vorm Fenster senkte sich die lange Nacht. Es war zu spät, um mit Simon Waggoner hinauszufahren und den Spuren, den Bahnen zu folgen.
»Ellen hat doch ausgesagt, was wir brauchen«, sagte Winter. »Ich will sichergehen.«
»Fahr nach Hause«, sagte Winter. »Feiere ein bisschen Weihnachten.«
»Ich feiere bei Fredrik«, antwortete sie.
Winter nickte und ordnete einige Papiere.
»Bist du erstaunt?«, fragte Aneta Djanali.
»Warum sollte ich erstaunt sein?«
»Tja… Fredrik und ich.«
»Ein ungleiches Paar?« Er lächelte. »Hör doch damit auf, Aneta!«
Sie blieb
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