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Der Himmel auf Erden

Der Himmel auf Erden

Titel: Der Himmel auf Erden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ake Edwardson
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sagte Ringmar. »Ich bin bloß neugierig.«
    »Stockfisch«, sagte sie, »ich liebe Stockfisch.«
    »Haben deine afrikanischen Eltern den zu Weihnachten zubereitet?«, fragte Ringmar, während ihm ein Stückchen Hühnerfleisch von den Stäbchen glitt.
    »Thailändisches Essen isst man nicht mit Stäbchen«, sagte Winter. »Das ist reine Anpassung, die Chinarestaurants sind schuld. Die Thailänder benutzen Messer und Gabel.«
    »Danke für die Belehrung, Herr Besserwisser«, sagte Ringmar. »Aber hättest du das nicht ein bisschen eher sagen können?«
    »Es fiel mir nur gerade ein«, sagte Winter. Ein Versuch, dich abzulenken, dachte er.
    »Hast du hier irgendwo eine Gabel?«, fragte Ringmar.
    »In Thailand stecken sie die Gabel niemals in den Mund«, sagte Winter in übertrieben eifrigem Ton. »Das ist genauso ungehörig wie wenn wir das Messer in den Mund stecken.«
    »Dann ist es ja kein Wunder, dass die Thailänder so klein und dünn sind«, sagte Ringmar.
    »Du denkst ganz falsch, Bertil«, sagte Aneta Djanali. »Man kriegt mehr Essen in den Mund, wenn man mit einem Löffel isst, oder?«
    »Hast du hier irgendwo einen Löffel?«, fragte Ringmar.
    *
    Es dämmerte. Winter hatte Licht in seinem Zimmer gemacht. Er rauchte am Fenster, der erste späte Corps des Tages. Nach dem Essen konnte er nicht widerstehen, auch wenn Chili und Koriander nicht richtig zum Aroma des Zigarillos passten.
    Er konnte Sterne sehen, sehr schwach. Vielleicht würde es ein klarer Heiligabend werden. Die stille und einsame Schönheit der Sterne, dachte er. The silent beauty in the sky. Er dachte an Simon Waggoner. Er hatte beschlossen, darauf zu verzichten, ihn noch mal am Telefon zu befragen. Es könnte den Jungen verwirren, spätere Chancen verspielen.
    Er rauchte. Mit dem Rauch verschwand der Geschmack nach gerösteten Zwiebeln in seinem Mund, vielen Dank. Eine Zwiebel schälen, dachte er. Damit ist unsere Arbeit zu vergleichen, wir entfernen eine Schicht nach der anderen wie von einer Zwiebel. Was verbirgt sich ganz innen drin? Genau das ist das Problem, oder, Erik? Die Zwiebel besteht aus ihren Schichten. Wenn die letzte entfernt ist, bleibt nichts übrig. Aber wir schälen.
    Er hörte die Straßenbahn, bevor er sie sah. Ein entferntes und gedämpftes Geratter on the tracks.
    Sie hatten darüber diskutiert. »Eine Straßenbahn jagen?«, hatte Ringmar gesagt.
    »Follow the tracks«, hatte Aneta Djanali wiederholt. »Warum denkst du eigentlich an Straßenbahngleise, Erik?«
    »Vielleicht weil es die erste Assoziation war«, hatte er geantwortet. »Ich stand in der Allen und sah die Straßenbahnen und die Gleise, und da habe ich Simons Worte assoziiert.«
    Er drehte sich um. »Sei vorsichtig«, sagte Ringmar.
    »Ich weiß«, antwortete Winter. »Aber die Zeit drängt. Man fängt eine Idee ein.«
    »Wenn wir aber an andere Bahnen denken…«, sagte Aneta Djanali.
    »Dann denk«, sagte Ringmar.
    »Seine eigenen Bahnen«, sagte sie. »Er fuhr zusammen mit Simon in seinen eigenen Bahnen.«
    »Ein Täter kreuzt seine Bahn«, sagte Ringmar.
    »Was sind denn seine eigenen Bahnen?«, fragte Winter.
    »Wo er schon früher mit den Kindern gewesen ist«, sagte Aneta Djanali.
    »Dann ist die Frage, warum er gerade dort war«, sagte Winter. »Wenn wir davon ausgehen, dass es zufällig ausgewählte Orte waren… dass es etwas zu bedeuten hatte, dass er ausgerechnet dahin gegangen ist.«
    »Vielleicht wohnt er in der Nähe?«, sagte Aneta Djanali.
    »In der Nähe von was?«, sagte Ringmar. »Diese Spielplätze und Kindergärten liegen in einem Abstand von einigen Kilometern voneinander entfernt.«
    »In der Nähe von einem von ihnen«, sagte Aneta Djanali.
    »Das haben wir doch alles schon gründlich durchgecheckt«, sagte Ringmar. »Wir überprüfen doch auch die Wohngebiete.«
    »Oder er wohnt überhaupt nicht dort«, sagte Winter. »Die Pointe besteht darin, dass er weit entfernt von all den Orten wohnt.«
    »Die trotzdem nicht gar so weit voneinander entfernt liegen«, sagte Aneta Djanali mit einem Blick auf Ringmar. »Zentral, mal abgesehen von der Marconigatan.«
    »Die man mit dem Auto vom Linnéplatsen innerhalb von zehn Minuten erreicht«, sagte Ringmar.
    Winter nahm noch einen Zug. Er spürte kühle Luft vom offenen Fenster.
    »Sag das noch mal, Bertil.«
    »Was?«
    »Was du eben gesagt hast.«
    »Äh, ja… die Marconigatan, die man mit dem Auto vom Linnéplatsen innerhalb von zehn Minuten erreicht. Und von vielen anderen Ausgangspunkten

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