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Der Himmel auf Erden

Der Himmel auf Erden

Titel: Der Himmel auf Erden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ake Edwardson
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Eine Hand versetzte der Schaukel einen Schubs, und da war noch ein anderes Gesicht, das sich ihm zuwandte. Das war nicht er, nicht er selber. Er kannte es nicht.
    »Wolltest du nicht klopfen?«, sagte Ringmar. Nachdem er dreimal gegen die Tür gehämmert hatte, rührte sich da drinnen etwas, und eine Stimme sagte: »Wer ist da?«
    Ringmar und Winter sahen sich an. Zwei durchgedrehte Kommissare in teuren Mänteln hämmern an die Tür eines einsamen Hauses mitten im Nirgendwo. Auf dem Rücksitz unseres Autos sitzt ein Hillbilly, der uns mit seiner Räuberpistole hierher gelockt hat. Hinter der Tür wartet sein psychopathischer Bruder mit dem Elchstutzen. Unsere Körper werden im Schweinemist versinken und nie wieder auftauchen. Mit unseren Mänteln werden sich die Brüder auf ihren Traktoren wärmen.
    You've got me covered, Erik? Uh… sorry, no, Bertil Boy. »Polizei«, sagte Winter. »Dürfen wir reinkommen und ein paar Fragen stellen?«
    »Wonach?« Die Stimme klang rau und schwankte in der Tonlage, die Stimme eines alten Mannes.
    »Dürfen wir reinkommen?«, wiederholte Winter.
    »Wie soll ich wissen, dass ihr keine Diebe seid?«, sagte die Stimme, gedämpft durch die Tür, die morsch wirkte, aber massiv.
    »Ich hab meinen Ausweis in der Hand«, sagte Winter. Sie hörten ein Gemurmel und das metallische Klirren des Riegels. Die Tür wurde geöffnet, und dort drinnen erschien die Silhouette des Mannes, beleuchtet von einem funzligen Licht, das aus dem Vorraum oder der Küche kommen mochte. Winter streckte dem Mann seinen Ausweis hin. Der Mann schob sein Gesicht vor und prüfte mit zusammengekniffenen Augen Foto und Text, sah Winter schließlich an und nickte zu Ringmar.
    »Und wer ist der da?« Ringmar stellte sich vor und zeigte seinen Ausweis.
    »Um was geht es?« Der Mann war leicht gebeugt, aber nicht klein, kurz geschoren, und trug ein schmutzigweißes Hemd, Hosenträger, eine Hose von unbestimmbarem Fabrikat und derbe Socken. Von Kopf bis Fuß klassischer ländlicher Stil. Winter nahm den Geruch von Feuer und Asche wahr und von Essen, das gerade eben zubereitet worden war. Schweinefleisch. Im Vorraum herrschte eine feuchte Kühle, und die kam nicht nur von draußen.
    »Wir haben bloß ein paar Fragen«, wiederholte Winter.
    »Haben Sie sich verirrt?«, fragte der Mann. Er schien zur Decke zu zeigen. »Die Landstraße ist in der Richtung.«
    »Wir suchen nach einer Person«, sagte Winter. Es war am besten, damit zu beginnen.
    »Große Suchaktion?«
    »Nein, wir sind allein unterwegs.«
    »Wie war Ihr Name?«, fragte Ringmar.
    »Ich heiße Carlström«, antwortete der Mann, ohne ihnen die Hand zu reichen. »Natanael Carlström.«
    »Können wir uns einen Augenblick setzen, Herr Carlström?«
    Er gab einen Seufzer von sich und führte sie in die Küche, die an Georg Smedsbergs Küche erinnerte, nur ein wenig kleiner und dunkler war und entschieden dreckiger. Winter dachte an Smedsberg da draußen auf dem Rücksitz in dem kälter werdenden Auto, und es tat ihm Leid, dass sie ihn dort zurückgelassen hatten. Sie mussten sich kurz fassen.
    »Wir suchen nach diesem Jungen.« Ringmar reichte Carlström das Foto von Aris Kaite. Es war ein einfaches Foto, vermutlich in einem Automaten aufgenommen. Kaites Gesicht sah rußig aus vor der schäbigen Wand. Trotzdem hatte er sich die Mühe gemacht, es zu vergrößern, und es gerahmt in seinem Zimmer aufgehängt, hatte Winter gedacht.
    »Dann müsst ihr aber schnell suchen, es wird bald dunkel und dann könnt ihr ihn nicht mehr sehen«, sagte Carlström, und das Seufzen wurde durch einen rasselnden Atemzug ersetzt, das ein Lachen sein konnte.
    »Haben Sie ihn nicht gesehen?«, fragte Winter.
    »Einen Neger hier auf dem Land? Das wär mal was.«
    »Hat er sich hier nicht blicken lassen?«
    »Nie. Wer ist das?«
    »Sie kennen auch niemanden, der mit ihm gesprochen hat?«, fragte Winter.
    »Wer sollte das sein?«
    »Ich frage Sie.«
    »Hier gibt es niemand anders«, sagte Carlström. »Das haben Sie doch gesehen. Haben Sie bewohnte Häuser in der Umgebung gesehen?«
    »Sie haben also mit niemandem über einen Fremden in der Gegend gesprochen?«
    »Die einzigen Fremden, die ich seit langem gesehen habe, seid ihr Kommissare«, sagte Carlström.
    »Kennen Sie Gustav Smedsberg?«, fragte Ringmar.
    »Was?«
    »Kennen Sie jemanden mit Namen Gustav Smedsberg?«
    »Nein.«
    »Seine Mutter ist in der Gegend aufgewachsen«, sagte Winter. Er hatte Smedsberg nicht nach ihrem Mädchennamen

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