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Der Himmel so fern

Der Himmel so fern

Titel: Der Himmel so fern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kajsa Ingemarsson
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kleine Trolle in diesen modernen Karossen. Hinterher kann keiner sagen, was eigentlich los gewesen war.« Er stellte den Motor aus und versuchte es noch einmal. Wieder sprang der Wagen völlig problemlos an. »Na, da kann ich nur gratulieren. Und Ihnen die Rechnung ausstellen – tut mir leid«, fügte er hinzu und hielt ihm ein Papier hin. »Melden Sie sich wieder, wenn er noch einmal Probleme macht.«
    Mikael blieb noch einen Augenblick mit offener Wagentür und dem Motor im Leerlauf stehen. Aha, er hatte also Trolle im Auto. Als er langsam rückwärts aus der Parklücke stieß, lächelte er milde. Ja, das konnte schon sein.

Die Küche sah eklig aus. Auf dem Tisch standen noch die Reste vom Abendessen, eine halbvolle Flasche Wein, ein Topf und zwei Teller, darauf angetrocknete Essensreste. In der Spüle stapelte sich dreckiges Geschirr, daneben lief der Kaffee gemütlich blubbernd durch die Maschine, ohne sich an der Unordnung zu stören. Die Einrichtung war einfach und nicht gerade aufeinander abgestimmt – ein moderner Kieferntisch und ein paar unterschiedliche Stühle –, doch die Zimmerhöhe, der abgeschliffene Holzboden und die Sprossenfenster gaben der Küche einen gewissen Stil. An einer Wand hing ein großes Bild, auf dem sich ein Fuchs in einem Sessel zurücklehnte. Wenn man genauer hinsah, bemerkte man auf dem Gemälde eine berühmte Signatur. Eine sehr berühmte. Wenn sie echt war, dann war das Bild ein paar hunderttausend Kronen wert. Der Raum war hell und groß, und auf dem Fensterbrett standen Unmengen von Blumentöpfen mit verschiedensten Gewächsen, die sich offenbar im schwachen Sonnenlicht wohl fühlten. Hätte sich jemand einfach nur die Mühe gemacht und ein bisschen geputzt, wäre es hier wahrscheinlich sehr gemütlich gewesen.
    Ich sah mich um und versuchte zu erkennen, wohin mich Arayan geführt hatte, aber die Umgebung war mir völlig fremd, und nichts, was ich sah, gab mir irgendwelche Anhaltspunkte. Ich sah Arayan mit großen Augen an, doch er stand einfach schweigend neben mir und schien zu warten. Es war seine Idee gewesen, gemeinsam einen Besuch in der Wirklichkeit zu machen. Er hatte nicht preisgegeben, wohin er wollte, und ich hatte nicht nachgefragt. Seit der Auseinandersetzung mit Anna hatte ich kein großes Interesse an Gesellschaft mehr gehabt, und unsere Gespräche verliefen schleppend. Sein Vorschlag, einen Ausflug zu machen, war eine willkommene Abwechslung nach so vielen Stunden bedrückten Schweigens gewesen, und als er die Hand ausstreckte, ergriff ich sie, ohne zu zögern.
    Die Stille in der Küche wurde plötzlich vom Geflüster einer Frauenstimme im Nebenraum unterbrochen. Ich drehte mich um und sah den Engel fragend an, der einen Schritt hinter mir stand.
    »Wo sind wir?«
    Arayan kam nicht mehr zum Antworten, schon tauchte die Frau, die wir eben gehört hatten, bei uns in der Küche auf. Sie schien um die dreißig zu sein, hatte ein hübsches Gesicht, und die ungebürsteten langen, braunen Haare fielen ihr auf den Rücken. Sie trug einen zu großen Morgenrock, der leger in der Taille gebunden war, und am Ausschnitt sah man den Ansatz ihrer nackten Brüste. Sie blieb auf der Türschwelle stehen und seufzte laut, als sie die Unordnung in der Küche sah.
    »Kommst du?«, rief sie nach hinten über die Schulter. »Hier herrscht ist ein schreckliches Chaos. Du musst abwaschen, wenn ich Frühstück machen soll.« Als sie keine Antwort bekam, ging sie selbst zum Tisch und begann aufzuräumen. Sie zog ein Gesicht, als sie einen stinkenden Abwaschlappen ausspülte, den sie unter den Tellerstapeln in der Spüle fand. Mit ein paar geübten Handgriffen wischte sie den Tisch ab. Im Schrank fand sie keine Tassen mehr, also wusch sie zwei benutzte Becher ab, die neben der Spüle standen, und stellte sie auf den Tisch, ohne sie vorher abzutrocknen. Auf der unbehandelten Tischplatte zeichneten sich dunkle Kreise vom Wasser ab. Dann öffnete sie den Kühlschrank und sah nach, was es zu essen gab. Sie wollte gerade wieder rufen, als ein Mann in der Küche auftauchte.
    »Was wolltest du denn zum Frühstück essen?«, fragte sie und drehte sich zu ihm um.
    »Ich habe Kaffee aufgesetzt«, antwortete er.
    »Aber irgendetwas essen müssen wir vielleicht auch?«
    Er zuckte mit den Schultern. »Ist im Kasten denn kein Brot mehr?« Er zeigte auf den braun geblümten Blechkasten, der neben dem Herd stand. Die Frau hob den Deckel hoch und entdeckte eine Tüte, in der sich etwas Grünliches

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