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Der Himmel so fern

Der Himmel so fern

Titel: Der Himmel so fern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kajsa Ingemarsson
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erklärte sie nur, das sei eben ihre Art. Sie sei schließlich kein Hundewelpe, und wenn die Leute ein Problem damit hätten, dass sie ihnen nicht schwanzwedelnd um die Füße sprang, dann sei das deren Sache. Es war eine von diesen Diskussionen gewesen, die zu gar nichts führten, ihn dafür aber frustriert zurückließen. Wie sollte Stellan verstehen können, was Mikael an ihr gemocht hatte, wenn sie es ihn nie hatte spüren lassen? Viele Male hatte Mikael es sich verkniffen, Stellan zu überzeugen, welch ein phantastischer Mensch Rebecka in Wirklichkeit war, so warm und großzügig und freundlich, wie sie sein konnte. Die Tatsache, dass es im Endeffekt vermutlich nichts geändert hätte, hatte ihn immer wieder davon abgehalten.
    Mikael seufzte und betrachtete Stellan, der noch immer still vor ihm saß. »Du«, sagte er mit einem Tonfall, der viel fröhlicher klang, als ihm eigentlich zumute war. »Können wir das Thema nicht einfach ad acta legen? Ich kann darüber nicht sprechen. Schenk’ lieber noch ein bisschen Wein nach. Habe ich nicht auch das Wort ›Nachtisch‹ gehört?«
    Stellan war nicht besonders froh über Mikaels Versuch, das Thema abzuwürgen, doch er widersprach nicht.
    »Ich habe Schokolade eingekauft«, sagte er, während er die Gläser wieder füllte. »Dazu einen alten, dunklen Rum, was hältst du davon? Ich habe ihn letztes Jahr aus Kuba mitgebracht.«
    »Das klingt nicht schlecht.« Mikael hielt kurz inne, während Stellan sich erhob und eine halbvolle Flasche aus einem der Küchenschränke nahm. »Ach, wie ist es eigentlich mit dieser Ärztin gelaufen? Wie hieß sie noch gleich? Martina?«
    »Meinst du Cecilia? Die ich im Herbst kennengelernt habe?«
    »Ja, genau.« Wie peinlich. Mikael hatte sich schon lange nicht mehr um andere gekümmert, sondern nur um sich selbst.
    »Na ja, das ist schon noch aktuell, oder wie soll man das sagen? Letzte Woche war ich mit ihr verabredet. Aber ich bin mir nicht sicher. Ich glaube schon, dass sie interessiert ist, aber sie hat einen Exmann, mit dem sie noch viel Ärger hat. Das ist mir alles zu viel. Sie sagt, dass sie sich nur mit ihm trifft, weil sie nett sein möchte, er ist depressiv und allein. Aber man kennt so etwas ja. Ich bin eher für klare Verhältnisse.« Er stellte eine Schale mit Schokoladenstückchen auf den Tisch. Sie sahen sehr exklusiv aus, handgemacht. »Ist Sofia denn eigentlich Single?«
    »Warum fragst du das?«
    »Warum nicht?«
    »Jetzt hör’ auf damit, sonst pfeife ich auf deine Süßigkeiten und verschwinde.« Die Schärfe in Mikaels Stimme war nicht zu überhören. Eine Zeitlang füllte die Stille den Raum, bis Stellan plötzlich schnaubte.
    »Süßigkeiten … das sind keine Schaumküsse, die du vor dir hast!« Er zog ein beleidigtes Gesicht, und in der Sekunde darauf brachen beide in Lachen aus. Den Rest des Abends unterhielten sie sich über Boote. Stellan spielte mit dem Gedanken, sein Boot zu verkaufen, jenes, das er angeschafft hatte, nachdem Mikael die Reise abgeblasen hatte. Doch das Boot war nun in die Jahre gekommen, immer war irgendetwas zu reparieren. Die Vorstellung, sich von ihm zu trennen, tat ihm in der Seele weh, so viel Arbeit hatte er hineingesteckt, doch er träumte von einem echten schwedischen Orustboot, das er sich im Moment aber noch nicht leisten konnte.
    Er schielte zu Mikael hinüber. »Und, hättest du Lust?« Er hatte die Frage neutral formuliert, doch beiden war klar, was dahinterstand. Nichts, oder vielmehr niemand, würde sie dieses Mal davon abhalten.
    »Ich weiß nicht, darüber habe ich noch nicht nachgedacht. Im Moment wäre so ein großes Vorhaben zu viel für mich. Mein Gott, an manchen Tagen schaffe ich es kaum, mir die Zähne zu putzen.«
    Stellan nickte. »Es wird besser werden, das weißt du, oder?«
    Mikael sah ihn fragend an. »Nein, das weiß ich nicht«, erwiderte er ganz langsam. »Aber ich hoffe es sehr.«

Ich sass in der Küche auf einem Stuhl. Betrachtete die Uhr, die über der Tür hing, und sah die Minuten vergehen. Ich hatte mir vorgenommen, auf Mikael zu warten. Er würde sicher bald nach Hause kommen. Seine Ausflüge dauerten in der Regel nicht lange, dennoch fragte ich mich, wo er sich wohl aufhielt. Vielleicht im Kino. Sich in einen Kinosessel fallen zu lassen und die Wirklichkeit für ein paar Stunden zu vergessen war bestimmt kein schlechterer Trost als manch anderer. Ich hätte ihn begleiten und ihm Gesellschaft leisten können, aber eine Art Stolz hatte mich davon

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