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Der Himmel so fern

Der Himmel so fern

Titel: Der Himmel so fern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kajsa Ingemarsson
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Rappe.« Mikael reckte sich. »Vielleicht weiß er mehr. Sie sollten mal mit ihm sprechen. Sie müssen den Fall doch aufklären. Oder?« Hilflos sah er von einem Polizisten zum anderen.
    »Natürlich wird eine formale Untersuchung eingeleitet, doch wenn sich kein Anhaltspunkt für eine Straftat ergibt, können wir leider auch nicht mehr tun.« Der Polizist richtete sich auf. »In solchen Fällen, wenn geklärt ist, dass es sich nicht um ein Verbrechen handelt, ermittelt die Polizei nicht weiter. Tut mir leid.«
    Mikael sank in sich zusammen und vergrub den Kopf in den Händen. Schließlich räusperte sich die Polizistin, die in der Zwischenzeit um den Couchtisch herumgegangen war und sich neben den Kollegen aufs Sofa gesetzt hatte.
    »Waren Sie lange verheiratet?«, fragte sie leise.
    »Fünf Jahre.« Mikael blickte auf. »Wir waren sieben Jahre zusammen.«
    »Es tut mir wirklich sehr leid.«
    »Aber ich begreife es nicht. Warum hat sie das getan?«
    »Sie haben wirklich keine Ahnung?« Die Frau sah ihn mit einem milden Blick an. »Von einer Krise ist Ihnen nichts bekannt?«
    Krise? Wie definierte man so was? »Sie liebte ihren Beruf«, sagte er still. »Sie konnte sich über Dinge im Büro ärgern. Wenn jemand geschlampt hatte, falsche Informationen vorlagen und so. Aber Krise … Nein.« Er schüttelte den Kopf.
    »Und zu Hause?«
    »Zu Hause? Sie meinen …?« Mikael ließ seinen Blick durch das Zimmer schweifen, doch seine Augen nahmen nichts wahr. »In allen Beziehungen geht es doch auf und ab, aber … Bei uns lief es gut.« Er sah hinunter auf seine Beine, dann hob er den Kopf wieder.
    »Kann es vielleicht ein Unfall gewesen sein?«
    »Sie ist über die Absperrung geklettert …«
    »Vielleicht war sie betrunken. Nach dem Geschäftsessen. Vielleicht wollte sie den Gästen nur den wunderbaren Blick zeigen und kam auf die Idee, über das Geländer zu klettern. Und hat die Balance verloren …«
    »Kam es vor, dass sie zu viel trank?«
    Mikael biss sich auf die Lippen und schüttelte den Kopf. Er konnte sich nicht erinnern, dass er sie jemals beschwipst erlebt hatte. Rebecka verlor nie die Kontrolle.
    »Auch keine anderen Drogen?«
    »Von Schlaftabletten abgesehen«, sagte er. Seine Stimme klang erstaunlich normal. »Manchmal schluckt Rebecka eine, aber nicht oft. Nur wenn sie nicht runterkommt.«
    »Kam das in letzter Zeit vor?«
    »Ja … Schon, das ist richtig. Aber das sind Schlaftabletten mit sehr niedrig dosiertem Wirkstoff.«
    Die Polizistin reckte sich. »Manchmal sind Geldprobleme für jemanden ein Grund, sich das Leben zu nehmen. Eine finanzielle Notlage, aus der man nicht herauskommt …«
    »Nein, nein … Sie sehen doch selbst …« Mikael wies mit den Händen auf das Zimmer, in dem sie saßen. Es war ein sehr großes Wohnzimmer, über siebzig Quadratmeter, und die Decke befand sich weit über den Köpfen der Besucher. Das Haus war alt, doch die Einrichtung hell und luftig. Mehrere Bilder hingen an den Wänden, moderne Kunst, die geschmackvoll auf Parkett, Stuck und Fenstersprossen abgestimmt war. »Das haben wir alles von ihrem Geld angeschafft. Rebecka hat in einem Monat mehr verdient als andere im ganzen Jahr.«
    »Und Sie?«
    »Im Vergleich dazu ein Trinkgeld. Aber nun ja, ich verdiene auch nicht schlecht.«
    Er betrachtete die Frau auf dem Sofa. Sie sagte etwas, ihre Lippen bewegten sich, doch er konnte nichts hören. Wie bei einem Fernseher, an dem jemand den Ton ausgestellt hat und die Handlung nicht mehr nachvollziehbar ist. »Entschuldigung …?«
    »Sie sind auch berufstätig?«
    »Ja.«
    »Was machen Sie?«
    »Ich bin Makler.«
    »Kinder haben Sie keine?«
    »Nein.«
    »Gibt es weitere Verwandte, mit denen Sie Kontakt aufnehmen sollten?«
    Verwandte. Was wusste er schon über Rebeckas Familie? »Heißt das, ich muss …?« Mikael sank in sich zusammen.
    »Ich glaube, das Bestattungsunternehmen kann Ihnen da behilflich sein, aber es wäre gut, wenn Sie sagen könnten, wer benachrichtigt werden muss.«
    »Sie hat eine Schwester, Sofia …«, sagte er zögerlich. »Sie stehen sich nicht sonderlich nahe, doch ich denke, sie sollte informiert werden. Und einen Onkel, glaube ich, der schickt zu Weihnachten immer eine Karte. Zumindest früher, bis vor ein paar Jahren noch. Ich weiß aber nicht mehr, wie er heißt. Vielleicht Gunnar. Oder Göran.«
    »Und die Eltern?«
    »Ihre Mutter ist verstorben. Ihr Vater – keine Ahnung.«
    »Hatten sie keinen Kontakt?«
    »Nein. Er hat die

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