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Der Himmel so fern

Der Himmel so fern

Titel: Der Himmel so fern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kajsa Ingemarsson
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Essen, schob sich aber nichts in den Mund. »Ob sie das wirklich gewollt hat?« Mikael sah seiner Mutter ins Gesicht. Seine Stimme zitterte. »Hätte sie es getan, wenn sie gewusst hätte, was dann kommt?«
    »Wer weiß. Rebecka war nicht leicht zu durchschauen.« Birgitta betrachtete ihren Sohn. »Wer weiß, Mikael.«

Das alles hier war das reinste Chaos, und vergeblich versuchte ich mir einen Überblick zu verschaffen. Ich musste an Arayans Worte über die Hölle denken, dass man oft nur die eigenen Grenzen sieht, nicht aber die Möglichkeiten, die man hat. Und genau so war es. Ich hatte keine Ahnung, wo ich hinsollte. Keine meiner Ideen ließ sich umsetzen. Zu Mikael zurückzukehren war das Einzige, was mir etwas bedeutete. Das Einzige, was ich wollte. Ohnehin war es unerträglich, seinen Schmerz mit anzusehen, den er seit der Nachricht von meinem Tod durchlitt. Wenn ich gewusst oder nur geahnt hätte, was meine Entscheidung nach sich ziehen würde, hätte ich es nie getan. Was natürlich paradox ist, da beißt sich die Katze in den Schwanz. Wenn ich es nicht getan hätte, hätte ich es auch nie gewusst.
    Ich war sehr oft bei ihm, aber manches Mal hielt ich die Schwermütigkeit und die Trauer zu Hause in der Wohnung nicht mehr aus. Ich versuchte, ihm gut zuzureden, ihn zu trösten, aber es gab keine Anzeichen dafür, dass er mich hören konnte. Als er schließlich seine Mutter anrief, war ich erleichtert. Nun konnte sie vorübergehend einen Teil der Verantwortung übernehmen, die eigentlich meine gewesen wäre.
    Mein Verhältnis zu Birgitta war eher verkrampft gewesen. Auf ihre Art war sie die typische Schwiegermutter. Immer auf der Seite ihres Sohnes, misstrauisch mir gegenüber. Aber wirklich eingemischt hat sie sich nicht oft, das kann ich nicht behaupten. Vielleicht weil ich versucht habe, sie auf Distanz zu halten. Jedes Mal, wenn sie uns besuchte, stellte ich klar, dass sie sich in meiner Wohnung befand. In meiner und Mikaels Wohnung. Sie war Gast, und es störte mich nicht nennenswert, dass ihr dieses Gefühl ganz offensichtlich sehr unbehaglich war.
    Am Anfang begegnete sie mir mit einer scheinbar überschäumenden Freundlichkeit. Sie erzählte überall herum, was für eine attraktive und talentierte Frau Mikael gefunden hatte, als sei ich eine Art Preis, der zudem ihren Erfolg widerspiegelte. Das war nicht zum Aushalten. Mikael sagte, sie meine es doch nur gut, und so war es sicher auch, doch es ärgerte mich, dass sie Einfluss auf unser Leben hatte. Immer dieser Blick auf meinen Bauch, wenn wir uns sahen. Manchmal machte ich mir einen Spaß daraus, dieses heikle Thema anzusprechen. Erzählte überschwänglich, wie glücklich ich mit unserem Großstadtleben sei, nur Erwachsene, keine schreienden Kinder, die Zeit und Platz forderten. Ganz im Vertrauen erzählte ich ihr, dass ich keinerlei Pläne hätte, in den nächsten Jahren für Nachwuchs zu sorgen, später wahrscheinlich auch nicht. Ihr Lächeln erstarrte, und sie stammelte daraufhin nur noch, dass Mikael und ich in dieser Angelegenheit hoffentlich einer Meinung seien.
    Mit den Jahren fror die Freundlichkeit zunehmend ein. Wahrscheinlich muss ich die Schuld bei mir suchen, doch ich wollte nun einmal nur Mikael haben und keine Zweitmutter, die mich mit guten Ratschlägen, wie ich mein Leben führen sollte, versorgte.
    Als sie dann an der Wohnungstür klingelte, in den Händen Einkaufstüten bis zum Rand gefüllt mit mütterlicher Fürsorge, konnte ich zum ersten Mal, seit ich gestorben war, ein wenig entspannen. Jetzt würde ich ihn eine Weile allein lassen können, denn ich war mir sicher, dass sie sich um ihn kümmern würde.
    Ich kehrte zu Arayan zurück, fühlte mich aber so einsam, wie ich es mir nie hätte vorstellen können. Ich existierte, ich dachte und fühlte. Trotzdem gab es mich nicht. Nicht in Mikaels Welt. In keiner Welt. Nur hier. Arayan versuchte, mich zu trösten. Zwischendurch hörte ich ihm eine Zeitlang zu, doch meistens war ich mit meinen eigenen angsterfüllten Gedanken beschäftigt. Ich versuchte, Auswege aus diesem unendlichen Albtraum zu finden. Ich stellte mir vor, dass das ein Test sei. Ich musste den Weg aus dem Geisterhaus finden, Zusammenhänge erkennen und Rätsel lösen. Dann käme ich auf freien Fuß. Und erst dann könnte ich wieder zurück.
    Aber ich fand keine Antworten, und jedes Mal, wenn ich Arayan um Rat fragte, war ich anschließend noch verzweifelter als vorher. Darüber, dass er mich nicht verstand, mich

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