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Der Himmel so fern

Der Himmel so fern

Titel: Der Himmel so fern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kajsa Ingemarsson
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bildschön.«
    »Woher weißt du, dass dein Boot weiblich ist? Hast du es schon getauft?«
    »Nein. Aber gerade fällt mir ein wunderbarer Name ein.« Er lächelte und trank sein Glas aus, bevor er fortfuhr. »Was hältst du von
Rebecka


»Ich war bestimmt überarbeitet, nah am Burn-out. Ich kann mich nicht richtig erinnern.«
    »Du bist müde, mein Mädchen.«
    »Wer bist du?«
    »Mein Name ist Arayan.«
    »Und …«
    »Ich bin dein Schutzengel.«
    »Ich glaube nicht an Engel.«
    »Das musst du auch nicht. Es gibt mich trotzdem.«
    »Warum hast du mich dann nicht beschützt? Ist das nicht die Aufgabe von Schutzengeln?«
    »Wir tun, was wir können, doch der Wille des Menschen ist frei.«
    »Und wofür bist du dann da? Wann hast du mir geholfen? Nenne mir nur eine einzige Situation, in der du mein Leben verändert hast.«
    »Es gab Momente, in denen du einsam warst, weil du dachtest, keiner versteht dich. Als du dich klein und hilflos gefühlt und hart über dich selbst geurteilt hast. Momente, in denen dein Herz nur von Finsternis umgeben war. Vielleicht hast du da einen kleinen Lichtstrahl bemerkt oder einen tröstenden Gedanken. Vielleicht waren die Einsamkeit, die Hoffnungslosigkeit und die Dunkelheit für einen Augenblick ganz fern. Vielleicht hast du das Gefühl gehabt, trotz deiner Sorgen und Entbehrungen wieder frei atmen zu können.«
    »Und du meinst, das seiest du gewesen?«
    »Manchmal habe ich dich erreicht.«
    »Und wo bist du heute Abend gewesen? Als ich da auf dem Felsen stand?«
    »Ich war neben dir. Ganz dicht.«
    »Ich habe dich aber nicht gesehen. Und auch keine tröstenden Worte gehört. Warum hast du nichts gesagt? Warum hast du mich nicht davon abgehalten zu springen, wenn du schon vor Ort warst?«
    »Dieses Mal ging es nicht. Dieses Mal wolltest du auf meine Stimme nicht hören. Dieses Mal konnte ich nur bei dir sein und deine Hand halten.«
    »Du hast gesagt, ich sei gestorben.«
    »So ist es.«
    »Sind wir jetzt im Himmel?«
    »Es kommt vor, dass man diesen Ort so nennt.«

An manchen Abenden betete ich zu Gott, wenn Sofia eingeschlafen war und wie immer im Wohnzimmer der Fernseher lief. Ich weiß gar nicht, ob ich richtig an ihn geglaubt habe. Oder an sie. Aber um diese Macht zu besänftigen, sagen wir mal, dass es so war. Oder bin ich jetzt zynisch? Vielleicht hatte ich tatsächlich den reinen Kinderglauben, denn schließlich war ich ja ein Kind.
    »Ich weiß, dass du alles bestimmst und dass du alles erfunden hast, alles auf der Erde und im Himmel«, fing ich zum Beispiel an. Woher ich diese Worte hatte, weiß ich nicht, vielleicht hatte ich sie im Radio aufgeschnappt oder in einem Buch gelesen. Vielleicht waren es auch Überbleibsel von einem Besuch in der Kirche mit der Schulklasse. »Du kannst allen Menschen gleichzeitig zuhören, das stimmt doch? Du hörst mich doch jetzt? Lieber Gott, zeig’ mir, dass du mich hörst. Du kannst auf meine Stirn pusten oder mit der Gardine wedeln oder so, wenn du nichts laut sagen willst. Ich kann warten.«
    Und ich wartete lange. Betrachtete das Fenster, wo die Gardine ganz still hing, unberührt von Gottes Hand. Trotzdem ließ ich mich nicht entmutigen und zeigte mich unbeeindruckt von den fehlenden Beweisen der Existenz einer göttlichen Macht. Oder ich bildete sie mir ein. Meinte, dass die Gardine sich doch bewegt habe, dass ein Stern geradewegs vor meinem Fenster heruntergefallen sei oder dass ich im Zimmer den Duft von lieblichen Rosen gerochen hätte, der dann sanft über meine Wange strich.
    »Ich glaube, dass du mir zuhörst, obwohl du es mir nicht zeigst«, flüsterte ich in die Dunkelheit hinein. »Und ich vertraue darauf, dass du zuhörst, das tue ich. Ich glaube, dass du mich genau in diesem Moment sehen kannst und du all meine Gedanken kennst. Jetzt zum Beispiel, jetzt denke ich gerade an … meine Lampe. Du wusstest es schon, bevor ich es ausgesprochen habe, stimmt’s? Und jetzt denke ich an meinen Stuhl. Und jetzt denke ich an etwas, das ich mir wünsche …« Meine Gedanken wirbelten durch die Nacht. Kinder hatten immer Wünsche. Was ich mir wünschte? Einen kleinen Hund, einen ganz süßen mit ganz ockerfarbenem Fell und zottigem Schwanz! Jesper aus meiner Klasse hat genau so einen bekommen. Ich habe ihn gesehen, es ist der niedlichste Hund auf der ganzen Welt. Obwohl ein weißer auch schön wäre. Oder ein brauner. Und dann gefallen mir die, bei denen die Ohren so runterhängen.
    Wollte ich einen Hund? Vermutlich ja. Es war

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