Der Himmel ueber Dem Boesen

Titel: Der Himmel ueber Dem Boesen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Phil Rickman

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hatte, nachdem die West-Morde allgemein bekannt wurden, waren
Snuff
-Videos. Man sagte, dass Fred Kameras aufgestellt und gefilmt hatte, was er den Mädchen und jungen Frauen antat.
    Gomer hatte sich gefragt, ob Roddy Lodge es vielleicht irgendwie geschafft hatte, an eine dieser Videokassetten zu kommen.
    Das Telefon klingelte. Merrily sah es an, hatte keine Lust, heute noch mit irgendjemandem zu reden, und ließ es klingeln, bis der Anrufbeantworter ansprang.
    Hier ist das Pfarrhaus von Ledwardine. Wir sind leider im Moment nicht da, aber bitte hinterlassen Sie nach dem Piepton eine Nachricht.
    Piep.
    Dann:
«Schlampe!»
    Merrily legte das Buch auf den Tisch.
    Es klang dumpf – offensichtlich lag ein Tuch über dem Hörer des Anrufers.
    «Schlampe. Wenn Sie die Beerdigung am Freitag machen, werden Sie es bereuen. Sie bleiben Freitag zu Hause, klar? Schlampe.»

    Jane schlüpfte leise durch den Nebeneingang ins Haus, tappte die Treppe zum Dachboden hoch und ließ sich auf ihr Bett zwischen den Mondrian-Wänden fallen.
    Es brachte sie fast um, und es gab niemanden, den sie hätte anrufen können. Überhaupt niemanden.
    Sie lag da, betäubt von dieser erschütternden Erkenntnis, und beobachtete im Geiste, wie sich die Teile der Vergangenheit zusammenfügten wie die von einem dieser total offensichtlichen Holzpuzzles für Kleinkinder.
    Sie fühlte sich wie in einem mittelalterlichen Foltergerät, das einem langsam das Gehirn zerquetschte.
    Dad.
    Armer toter Dad.
Warum genau
war er mit Karen abgehauen, seiner Sekretärin, mit der er in einem metallenen Feuerball auf der M 5 gestorben war? Jane hatte Karen ein paar Mal in Dads Kanzlei gesehen, und sie war nicht unbedingt eine Frau gewesen, für die man sterben wollte, oder? Vielleicht ein bisschen jünger als Mom, aber nicht so hübsch. Was genau hatte Dad also in seiner Ehe
gefehlt?
Was hatte ihn in Karens Arme getrieben, in Karens Bett?
    Und warum hatte sich Mom, statt zu versuchen, ihre Ehe zu retten, «Gott» in die Arme geworfen?
    Bedenke: Es war eine bekannte Tatsache, dass ein riesiger Prozentsatz männlicher Geistlicher schwul war. O. k., für weibliche Pfarrer gab es zwar bisher keine Zahlen, aber wenn man sich in den Zeitungen so die Fotos ansah, konnte man ja seine eigenen Schlüsse ziehen.
    Jane setzte sich auf. Die breiteste Mondrian-Wand, die dem Bett gegenüberlag, sah mit ihrem grellen Rot und Gelb und Blau aus wie eine schlechte Idee, die unbeholfen ausgeführt worden war. Sie wünschte, sie läge auf dem Kaminvorleger von Gareth Box, im roten Schein des Apfelholz-Feuers.
Bitte, Gareth, zeig mir, dass ich normal bin.
    Schließlich machte sie sich bettfertig. Aber Schlaf? Keine Chance. Und was sollte sie morgen am Frühstückstisch sagen?
    Was sollte sie sagen, wenn sie Lol das nächste Mal sah?
    Oder vielleicht
wusste
er es. Oh ja, das würde allerdings alles erklären, oder? All diesen Mist darüber, dass die Fassade aufrechterhalten werden musste, dass Mom und Lol keine Zeit hatten, sich öfter zu sehen. Es ging überhaupt nicht darum, ob die Beziehung stagnierte – weil es nie passiert war, oder? Das war nur eine weitere Lüge.
    Jane hämmerte mit der Stirn auf das Kissen ein. Lügen, Lügen, Lügen, Lügen, Lügen …

Teil fünf
    Die Schläfenlappen sind die Gehirnzonen, die elektrisch am instabilsten sind. Wenn sie mit einem elektronischen Impuls bestrahlt werden, erzeugen sie ein Gefühl, das Anwesenheitssinn genannt wird. Dann hat ein Mensch das überwältigende Gefühl, dass noch jemand mit im Raum ist und ihn beobachtet …

    Albert Budden,
Allergies and Aliens: The Visitation Experience – An Environmental Health Issue


    Andere Mörder wiederum behaupten, dass sie von den Geistern der Menschen heimgesucht werden, die sie ermordet haben. Sie haben Erscheinungen. Sie hören Stimmen. Bei ihm waren es ganz konkrete Erfahrungen: Veränderungen der Temperatur und der Akustik in Räumen, an die er sich erinnerte … Halluzinationen, die ihn in sein Haus zurückgeführt haben.

    Gordon Burn,
Happy Like Murderers


    Frederick … keine Verniedlichungen, wenn es um diesen Mann geht!

    Martin Amis,
BBC Radio Wales

32 Ariconium
    Die Türen von Roddy Lodges Werkstatt waren dunkelgrün gestrichen. Jemand hatte mit Kreide daraufgeschrieben:

    Merrily fuhr kurz vor dem Dorf auf den Grünstreifen und nahm den Priesterkragen ab. Es hatte keinen Zweck, die Leute auf der Straße zu provozieren, aber vielleicht