Der Himmel ueber Dem Boesen

Titel: Der Himmel ueber Dem Boesen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Phil Rickman

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weggeschnappt, hatte er offenbar vor Jahren einmal flüchtig kennengelernt.
«Ich bin’s! Erkennst du mich nicht? Ich habe mal für deinen Dad gearbeitet.»
    «Aber damals war Donna doch noch ein Kind …»
    «Die Polizei geht davon aus, dass es andersrum gelaufen ist. Donna ist in Cheltenham einkaufen und trifft ihn zufällig irgendwo auf der Straße. Er war ständig in Cheltenham unterwegs. Ja, West war ein unverkennbarer Typ. Ein Mann, der alles für einen tat.»
    Merrily stellte sich die Szene vor. Verkehrsgeräusche, Schritte, die über das sommerlich warme Pflaster klapperten, und dann …
«Oh, Sie sind’s, Fred! Ich wette, Sie können sich nicht an mich erinnern. Ich bin Donna Furlowe.»
    «Klar erinnere ich mich, Donna, ist doch logisch … Soll ich dich irgendwohin mitnehmen? Mein alter Transporter steht gleich da vorne um die Ecke.»
    Huw stützte sich mit den Ellbogen auf den Tisch und legte die Stirn in die Hände. Dann hob er den Kopf und sprach weiter. «Die Polizei fragte mich, ob ich etwas über Satanistenzirkel wüsste. Ich wusste nichts, also habe ich die Runde bei sämtlichen Pfarrern in der Gegend gemacht, die für spirituelle Grenzfragen zuständig waren. Musste mir ein bisschen Urlaub nehmen und bin zusammen mit Julia über einen Monat in Gloucester geblieben. Es wurden keine weiteren Leichen gefunden, aber sie haben ständig damit gerechnet, dass noch welche auftauchen. Ich glaube, für Julia war Lucy Partington dann der Auslöser. Sie war nicht wie die anderen, sondern ein hochgebildetes, intelligentes Mädchen. Sie wurde in der Cromwell Street gefunden, mit Paketklebeband um den Kopf. Man konnte nachweisen, dass er … Das wollen Sie nicht hören, und ich will es nicht erzählen.»
    «Sie war die Cousine von Martin Amis, oder? Dem Schriftsteller.»
    «Ja. Ein gebildetes Mädchen. Künstlerisch begabt. Vernünftig. Also haben die Polizisten West gefragt: Was haben Sie mit Donna Furlowe gemacht? Wo haben Sie sie begraben? Aber er stritt ab, etwas mit ihrem Verschwinden zu tun zu haben. Er hat es immer abgestritten. Genauso wie er abgestritten hat, Ann McFall ermordet zu haben – er hat sie angeblich nur beerdigt, aber nicht umgebracht. Er hat sie geliebt, hat er behauptet, sie war sein Engel – man sollte
ihn
herausfinden lassen, wer sie auf dem Gewissen hat! Er hat gelogen, verstehen Sie, Merrily, er hat die ganze Zeit gelogen.Und die ganze Zeit habe ich zu Julia gesagt:
Das ist Zufall. Das ist nur Zufall, fahren wir nach Hause
. Aber sie wollte nicht.»
    «Das hätte ich auch nicht gewollt, wenn …» Merrily schluckte. Sie stellte fest, dass sie sich mit einer Hand in ihren schwarzen Pullover gekrallt hatte. Sie wollte aufstehen und Tee kochen, aber sie konnte sich nicht bewegen.
    «Irgendwann sind wir dann doch gefahren», sagte Huw. «Es ging nicht anders. Ich musste wieder zu meiner Gemeinde, und die Exorzistenlehrgänge sollten bald anfangen. Nach unserer Rückkehr wurde es nie mehr so wie vorher. Ich bin ständig nach Bwlch rübergefahren und habe jede zweite Nacht dort übernachtet. Sie hat immer wieder gesagt: ‹Ich kann mich nicht damit abfinden, Shep, ich kann mich nicht damit abfinden.› Sie hat mich immer Shep genannt. Meinte, ich erinnere sie an einen Border-Collie, immer bereit, immer auf der Hut.»
    «Ja.»
    Das nächste Weihnachten. Ein paar Dutzend halbfertige Bilder. Dann, eine Woche später, am Neujahrstag 1995, hat Fred West, der in seiner Zelle auf den Prozess wegen dutzendfachen Mordes wartete, sein Hemd in Streifen gerissen und daraus einen Strick gedreht – er war schon immer sehr praktisch veranlagt. Und dann hat er sich in seiner Zelle in Winson Green erhängt. Hat seinem Wärter gesagt, er hätte noch viel mehr Mädchen umgebracht. Mindestens noch zwanzig. Namen hat er keine genannt.
    «Es wurde Sommer, bevor wir davon erfuhren. Dann hat mir Julia von einem Medium in Brecon erzählt. Damals hatte ich ihr schon einen Heiratsantrag gemacht, aber sie sagte, dass sie noch ein Jahr abwarten wolle und dass sie bei diesem verdammten Medium gewesen war.»
    «Das ist doch verständlich. In so einer Situation würde jeder alles Mögliche versuchen.»
    «Das weiß ich doch. Und alles, was ich tun konnte, war, sie zubitten, nicht mehr hinzugehen. Sie wissen, was für ein Mist bei diesen verflixten Sitzungen herauskommt … man kann keinem einzigen von diesen sogenannten Medien trauen. Wir haben gestritten, und anschließend haben wir uns eine Woche