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Der Himmel ueber Dem Boesen

Der Himmel ueber Dem Boesen

Titel: Der Himmel ueber Dem Boesen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Phil Rickman
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ist. Es war, als hätte ich diesen Strom sichtbar vor mir, und ich bin ihm gefolgt   … und den Rest können Sie bestimmt erraten.»
    «Er hat sie hierhergeführt?»
    «Ich habe ein ZU VERKAUFE N-Schild gesehen. Das einzige im ganzen Dorf, das weiß ich noch.»
    Merrily versuchte zu lächeln. «Solche Dinge passieren.»
    Aber taten sie das wirklich? Jedenfalls nicht besonders häufig.
    «Ja. Das weiß ich inzwischen.» Mrs.   Box’ Gesicht strahlte vor Glück. Aber gleichzeitig erinnerte Merrily sich, Einsamkeit und Verstörung an ihr wahrgenommen zu haben, die auf dem Marktplatz am Abend des Feuers um sie herumzuwirbeln schienen wie trockene Blätter.
    «Ich habe an die Tür geklopft, aber die Leute wollten mich noch nicht mal herumführen – ‹Oh, da müssen Sie über den Makler gehen›, sagten sie, aber ich habe darauf bestanden, ich war an diesem Tag sehr stark und davon überzeugt, dass es absolut richtig ist. Also habe ich ihnen auf der Stelle ein Angebot gemacht. Ich glaube, sie haben mich nicht ernst genommen – hielten mich bestimmt für eine dumme, verrückt gewordene Touristin. Aber das machte nichts. Ich habe das Haus verlassen, die Sonne schien, dann bin ich zur Kirche gegangen, und dort – genau dort auf dem Kirchhof – wurde mir eine zweite kleine Vision geschenkt: Und die hat es entschieden.»
    Merrily schwieg. Zu viele Visionen.
    Mrs.   Jenny Box, geborene Jenny Driscoll, dieses ehemalige Model, diese ehemalige nicht besonders bedeutende Fernsehfrau, aus der eine erfolgreiche Geschäftsfrau geworden war, sagte: «Was ich gesehen habe, waren   …
Sie .»
    Merrily blickte auf ihre Hände hinunter.
    «Mit Ihrem Priesterkragen und Ihrem langen weißen Gewand. Wie Sie aus der Kirche kamen und mit irgendwelchen Besuchern in Anoraks und mit Fotoapparaten gesprochen haben. Ich sah
Sie   … ganz in Weiß
. Und ich habe gespürt, dass ich mich im Zentrum   … der Zukunft befinde.»
    Merrily registrierte, dass ihr überhaupt nicht mehr kalt war. Eher zu warm.
    «Wollen wir jetzt beten?», sagte Mrs.   Box sehr sanft. «Wollen wir zusammen beten?»
     
    Als Merrily zum Pfarrhaus zurückkam, war sie von sich selbst abgestoßen: Sie hatte sich instrumentalisieren lassen. Eine Marionette.
    Der Computer im Spülküchenbüro brauchte ewig, um hochzufahren. Es war ein gebrauchter PC, der vor allem angeschafft worden war, damit sie E-Mails empfangen konnte, in erster Linie die von Sophie, und er wirkte jetzt schon seit ein paar Wochen nicht besonders gesund.
    Es wurde eine neue Nachricht angezeigt, vom Büro für spirituelle Grenzfragen, Betreff: Außerirdische. Merrily druckte sie aus. Sie hatte unter dem Schreibtisch keinen Platz für ihre Füße, weil der Müllsack dort stand, den sie jetzt wohl oder übel zu Onkel Ted bringen musste.
    Nach den kurzen, nervösen Gebeten war Mrs.   Box sehr freundlich gewesen, hatte Merrily Tee und Obstkuchen angeboten in einem Wohnzimmer mit weißen Wänden, in dem keine Bilder hingen und das fast mönchisch möbliert war: zwei graue Sofas und ein niedriger Tisch im Shaker-Stil. Und Merrily, die in der Mitte eines Sofas auf der Ritze saß, hatte endlich gesagt: «Wir hatten   … es gab da eine Schenkung.»
    Sie beobachtete Jenny Box, die bestimmt darüber Bescheid wusste, als sie es sich auf dem anderen Sofa bequem machte, einen hellen Sonnenstrahl im Haar.
    «Für die Kirche», sagte Merrily. «Eine umfangreiche Schenkung.»
    «Wirklich?», sagte Mrs.   Box mit unbestimmtem Lächeln. «Das ist wunderbar. Ich freue mich sehr für Sie.»
    «Es ist eine hohe Summe, in bar. So hoch, dass   … ich nicht sicher bin, ob ich sie annehmen kann.»
    «Oh. Aber warum denn nicht?»
    «Weil man bei einer Schenkung dieser Größenordnung nicht umhinkann zu denken, dass   …»
    «Sie ein Wunder ist?», sagte Mrs.   Box. «Die Antwort auf ein Gebet? Der Ausweg aus einer Zwangslage?»
    «Man wird misstrauisch. Wenn es eine anonyme Spende ist. Und in bar.»
    Jenny Box neigte ihren Kopf zur Seite, schien darüber nachzudenken, was das bedeutete, und sagte dann mit ihrer leisen, samtigen Stimme: «Na ja, wenn der Spender oder die Spenderin den eigenen Namen nicht auf einem Scheck sehen möchte, dann ist es wohl nicht im Sinne des Geschenks, Nachforschungen anzustellen und unnötige Peinlichkeiten zu verursachen. Sollte man es nicht einfach als wunderbare Fügung behandeln und vielleicht sogar als Fingerzeig Gottes darauf, dass es nicht der richtige Weg ist, Sein Haus in einen

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