Der Himmel über der Heide (German Edition)
ist höchste Zeit, die Vergangenheit ruhen zu lassen und auf bessere Tage anzustoßen!»
Damit hielt sie Elli das neugefüllte Glas unter die Nase. «Vielleicht solltest du Albert mal auf ein Gläschen von deinem Wundermittel einladen», schlug Kati vor.
«Na, jetzt wollen wir mal die Kirche im Dorf lassen», erwiderte Elli empört.
Doch ihre Augen verrieten, dass auch sie wusste: Es war an der Zeit, die alten Geschichten endlich zu vergessen.
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20
«Das ist mal wieder typisch», stöhnte Kati, nachdem sie mehrfach vergeblich versucht hatte, Simon ans Telefon zu bekommen. Bei ihrem letzten, eher kurzen Telefonat hatten sie vereinbart, dass Kati an diesem Montagabend nach der Arbeit in der gemeinsamen Wohnung vorbeikommen würde. Dann, so der grobe Plan, wollten sie sich überlegen, wie es weiterginge.
Kati ließ ihr Handy sinken und ging zurück zu Flo aufs Sofa, wo sie es sich mit Crackern und einer Flasche Prosecco gemütlich gemacht hatten.
«Ich finde ja nicht, dass ich einen Grund zum Feiern habe», klagte sie, als Flo ihr ein gefülltes Glas reichte.
«Natürlich hast du», widersprach Flo. «Auf dein neues Leben in Freiheit!»
Kati winkte ab und trank einen großen Schluck.
Ihr Leben schmeckte momentan nach allem anderen als nach Freiheit. Oder vielleicht schmeckte es auch nach zu viel Freiheit? Kati wusste es nicht. Sie hatte schlichtweg keine Ahnung, wie es weitergehen würde. Die Beziehung zu Simon steckte nicht mehr in einer Sackgasse, sie war vielmehr endgültig gegen die Wand gefahren. Auch der erste Tag in der Agentur hatte eindringlich gezeigt, wie fehl am Platz sie sich dort fühlte.
Nach vier Wochen auf dem Heidehof war ihr der Abschied von Elli und Dorothee am gestrigen Abend sehr schwer gefallen. Sie hatten noch auf die gelungene Hochzeitsfeier angestoßen, dann waren Flo und Kati kurz vor 23 Uhr nach Hamburg aufgebrochen.
Wenn ihre offensichtlich schwer verliebte Freundin sie am nächsten Tag im Büro nicht immer wieder mit neuen Schwärmereien von Pit unterhalten hätte, wären Kati die zehn Stunden in der Agentur als reine Verschwendung von Lebenszeit vorgekommen.
Jetzt saßen sie nebeneinander auf dem Sofa und sahen sich die Fotos an, die Flo am Wochenende mit der geliehenen digitalen Spiegelreflex-Kamera gemacht hatte.
«Schade, dass ich das Ding wieder abgeben musste», erklärte Flo.
Der Laptop lag auf Flos Beinen, und sie war hochzufrieden mit den Aufnahmen.
«Vielleicht kannst du sie dir ja noch mal von der Agentur leihen», schlug Kati vor, denn auch sie war von dem Ergebnis begeistert.
So festlich geschmückt, kurz vor der großen Hochzeit, zeigte sich der Heidehof von seiner allerschönsten Seite. Und Kati musste zugeben, dass vor allem der dekorierte Festsaal sehr einladend aussah. Aber auch die Außenaufnahmen in herrlichstem Spätsommerlicht überzeugten sie.
«Die Bilder könnten aus einem Hochglanzprospekt stammen.» Kati war voller Lob. «Du bist wirklich eine gute Fotografin!»
Auffallend oft hatte Flo allerdings einen gewissen Aushilfskoch vor der Linse gehabt.
Pit war in den unmöglichsten Posen abgelichtet. Denn natürlich hatte er es sich nicht nehmen lassen, sein gesamtes Repertoire an Grimassen zum Besten zu geben. Nur wenn Elli in seiner Nähe war, gab er den Vorzeigekoch, der nicht ohne Stolz seine auch optisch gelungenen Kreationen präsentierte.
«Ich bin wirklich begeistert!», lobte Kati ihre Freundin für die Bilder.
«Ich auch», erwiderte Flo und lächelte versonnen ein Foto an, auf dem Pit den Betrachter mit seinem lustigen Blick anstrahlte.
Kati verdrehte amüsiert die Augen. «Du schon wieder …!»
Flo grinste. Wie jedem frisch Verliebten fiel es ihr schwer, an sich zu halten und nicht ständig von Pit zu reden.
«Weißt du, was ihn so besonders macht?», fragte sie. Und ohne eine Antwort abzuwarten, fügte sie die Erklärung gleich selbst an. «Er ist so lebensfroh und macht sich keinen Kopf über morgen oder übermorgen.»
«Über das nächste Wochenende aber schon!», konterte Kati lachend.
Sie spielte auf den Abschied der beiden am Vortag an. Sie hatten vereinbart, dass Flo schon am nächsten Freitag gemeinsam mit Kati wiederkommen würde. Während des Abschieds hatte Kati geduldig im Auto gewartet. Es war eindeutig, wie schwer den beiden die kurzzeitige Trennung fiel.
«Wie geht es jetzt mit euch weiter?», fragte Kati.
«Keine Ahnung. Meinst du, wir passen überhaupt zusammen?» Flo schaute sie fragend
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