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Der Himmel über der Heide (German Edition)

Der Himmel über der Heide (German Edition)

Titel: Der Himmel über der Heide (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sofie Cramer
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Es war bereits halb eins, und obwohl sie seit dem Frühstück noch nichts gegessen hatte, verspürte sie plötzlich überhaupt keinen Hunger mehr.
    Was würde Gero von ihr wollen?
    Etwas nervös machte sie sich auf in sein Büro. Die Tür war zu, und sie klopfte zaghaft.
    «Herein!»
    Bildete sich Kati das nur ein, oder klang Gero genervt? Sie hasste solche Situationen, in denen sie nicht wusste, was sie erwartete. Und erst recht bei so einem unberechenbaren Charakter wie ihrem Chef.
    «Setz dich», befahl er in einem Ton, der Kati nur noch mehr verunsicherte. «Ich hoffe, du weißt, dass ich dich für eine überaus talentierte Graphikerin halte.»
    Mit ernster Miene sah er sie an.
    Kati nickte wortlos. Ein Lob von Gero? Sie machte sich aufs Schlimmste gefasst. Sicher würde jetzt das große Aber kommen, weil sie die Agentur in letzter Zeit so vernachlässigt hatte.
    «Und mir ist vollkommen klar», fuhr er fort, «dass du auf Dauer nicht glücklich wirst, wenn eine Kampagne für Winterreifen zu den Highlights im Quartal zählt.»
    Gero strich sich durch die Haare.
    «Um es kurz zu machen: Ich kann dich nicht mehr bezahlen, Kati, würde dich aber gerne halten.»
    Jetzt war es raus. Kati spürte, wie ihr Mund trocken wurde.
    «Du bist mein bestes Pferd im Stall, und ich will, dass du als Freie für mich weiterarbeitest.»
    Kati war baff. Damit hatte sie ganz und gar nicht gerechnet. Obwohl die Nachricht an sich nicht gut war, spürte sie, wie ihr Körper sich entspannte. Sie musste sich sogar bemühen, Gero nicht anzugrinsen. Da hatte sie die halbe Nacht wach gelegen und sich das Gehirn zermartert, ob und wie sie kündigen sollte – und nun kam er ihr mit einem durchaus interessanten Vorschlag zuvor!
    «Äh … Ich werde … darüber nachdenken», schwindelte Kati. Doch ihr Innerstes rief bereits laut: Ja!
    Offenbar hatte Gero sich schon ernsthaft Gedanken gemacht, was man sonst nicht von ihm behaupten konnte.
    «Ich will dir den Start in die Freiberuflichkeit so einfach wie möglich machen», erklärte er und schlug einen durchaus akzeptablen Stundenlohn vor.
    Außerdem versprach er Kati eine Art Mindesteinkommen, also eine Pauschale, die ihr garantiert war, auch wenn Aufträge mal eine Zeitlang ausblieben. Hielt er denn wirklich so große Stücke auf sie, oder steckte noch etwas anderes dahinter? Vergeblich suchte Kati nach dem Haken an Geros Angebot.
    «Ich würde mir das alles gerne mal in Ruhe durchrechnen», sagte sie schließlich.
    «Natürlich.»
    Gero stand auf und begann im Zimmer auf und ab zu gehen. Das tat er eigentlich nur, wenn ihn ein schwieriges Problem quälte. Und Kati ahnte, dass er jetzt doch noch mit dem Haken an der Sache herausrücken würde.
    Gero rieb sich die Nasenwurzel und erklärte: «Im Gegenzug müsstest du dich allerdings bereit erklären, einer sofortigen betriebsbedingten Kündigung zuzustimmen.»
    Kati sah ihn fragend an. «Was bedeutet das?»
    «Dass die Kündigungsfrist von drei Monaten nicht mehr gilt. Und dass du schon ab dem 1. September, also in zwei Wochen … Also, dass dann bereits unser Arbeitsverhältnis endet.» Schnell fügte er noch hinzu: «Was natürlich nicht heißt, dass du nicht auch weiterhin das Büro für deine Arbeit nutzen könntest.»
    Kati kam das alles höchst merkwürdig vor. Aber wie wichtig es Gero tatsächlich schien, sich mit ihr gütlich zu einigen, wurde ihr in dem Moment klar, als er sich sogar nach dem Gesundheitszustand ihres Vaters erkundigte.
    «Nun, er hat Glück im Unglück gehabt», erklärte sie knapp. «Er macht jetzt erst mal eine Reha.»
    «Das ist gut.» Gero schien sich ehrlich darüber zu freuen.
    Anschließend besprachen sie noch das weitere Vorgehen, dann entließ er Kati mit den Worten: «Ich hoffe, die Nachricht hat dir nicht den Appetit verdorben. Nachher werde ich die anderen informieren.»
    ***
    Als Kati am Abend in ihre Straße kam, dämmerte es bereits.
    Die Nachricht über ihre Kündigung war in der Agentur eingeschlagen wie eine Bombe. Jetzt waren auch die anderen Mitarbeiter alarmiert. Schon seit geraumer Zeit fürchteten sich alle vor betriebsbedingten Kündigungen, und die Sorge vor weiteren Entlassungen war jetzt entsprechend größer geworden.
    Natürlich war auch Flo überrascht von Geros radikalem Schritt. Aber sie hatte Kati in ihrer vagen Hoffnung bestärkt, dass der Weg in die Selbständigkeit goldrichtig war und sich ihr zahlreiche Chancen boten.
    Andererseits war Flo auch traurig über die Neuigkeit. Nicht

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