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Der Himmel über der Heide (German Edition)

Der Himmel über der Heide (German Edition)

Titel: Der Himmel über der Heide (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sofie Cramer
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Frechheit verbeten und ihm gesagt, er solle verschwinden. Ich fürchtete, dass Wilhelm die Situation missverstehen könnte, wenn er mich mit einem anderen Mann antreffen würde. Aber Albert ging nicht. Und dann kam Wilhelm mit seinem hellgrauen Käfer auf den Hof gefahren. Als er Albert sah, der in seinem besten Sonntagsstaat neben mir stand, herrschte er ihn wütend an. Was er hier wolle und was wir uns dabei dächten und ob ich den Kerl etwa erwartet hätte. Bevor ich überhaupt etwas sagen konnte, hatte Albert schon das Wort ergriffen. Wilhelm sei selbst schuld, eine so schöne Frau warten zu lassen. Er müsse sich nicht wundern, wenn sie sich was Besseres suchen würde … Wilhelm war außer sich und ging sofort auf ihn los. Die beiden rangelten miteinander, und all meine Bemühungen, sie zu trennen, blieben erfolglos. Als sie endlich voneinander abließen, hatte jeder von ihnen ein blaues Auge und eine blutende Lippe. Die feinen Ausgehanzüge waren dreckig geworden, und in Alberts Hose klaffte ein großes Loch am Knie. Ich war so wütend und gekränkt, dass ich in dem Moment schwor, mit beiden nie wieder ein Wort zu wechseln.»
    «Aber es kam anders», fügte Kati hinzu, «sonst säßen wir jetzt nicht hier.»
    «Ja … Letztendlich sind an dem Abend beide ziemlich bedröppelt abgezogen, und es hat Wochen gedauert, bis ich Wilhelm wieder die Tür geöffnet habe …»
    Kati sah sie erstaunt an. «Das … war schon alles?», fragte sie irritiert.
    Elli schüttelte den Kopf und fuhr fort: «Der Streit sprach sich natürlich rum. Aber besonders gemein war, dass Albert die Gerüchte auch noch befeuerte. Er hat überall Andeutungen gemacht, er hätte sich mir unsittlich genähert!» Fassungslos schüttelte sie den Kopf. «Die Leute glauben so was natürlich nur zu gern. Das war ein richtiges Spießrutenlaufen für mich. Vor allem so kurz vor der Hochzeit! Am schlimmsten war der damalige Pastor. Als wir das Aufgebot für die kirchliche Hochzeit bestellten, fragte er mich, ob ich denn überhaupt in Ehren heiraten könnte. Eine Schmach, auf die ich gerne verzichtet hätte.»
    «Damals war das bestimmt noch was ganz anderes», sagte Kati verständnisvoll und nahm noch einen Schluck Eierlikör. «Vor allem hier auf dem Land.»
    «Ja, mit heutigen Verhältnissen ist das natürlich gar nicht zu vergleichen», fuhr Elli fort. «Und auch nach der Heirat verfolgte mich das Thema immer wieder. Aber es hat Jahre gedauert, Hinrich war schon längst geboren, bis Wilhelm endlich keine dumme Bemerkung mehr machte, wenn Albert uns begegnete. Er war zwar längst nicht mehr so eifersüchtig, aber ich hatte immer Angst, dass die Situation eskalieren könnte.»
    «Aber du bist so eine treue Seele!» Kati konnte nicht glauben, dass ihr Opa Elli so etwas wirklich unterstellte. Sie schenkte ihr nach.
    «Besser wurde es eigentlich erst, als Albert dann Helma Wiebusch geheiratet hat. Aber sie ist nach wenigen Jahren gestorben, und das tat mir furchtbar leid für ihn.»
    «Und nach Opas Tod hat er wieder versucht, dir schöne Augen zu machen?», fragte Kati.
    «Schöne Augen?» Elli fuchtelte mit den Händen in der Luft. «Er hat versucht, uns zu ruinieren! Überall hat er gegen uns intrigiert und den Hof in Misskredit gebracht. Ein echtes Ekel ist er geworden! Jemand, der anderen nichts gönnt.»
    Elli senkte ihren Blick. Sie wirkte erschöpft.
    «Willst du wissen, was ich denke?» Kati schenkte ihrer Großmutter nach. «Wenn du mich fragst, tust du dem alten Carstensen Unrecht.»
    «Papperlapapp, ein Widerling ist das, der jeder Schürze hinterherjagt!» Elli klang so trotzig wie ein kleines Kind. In einem Zug leerte sie ihr Glas.
    «Aber im Grunde deines Herzens weißt du auch, dass er eigentlich ein lieber Kerl ist, oder? Kauzig vielleicht. Ein Widerling? Das glaube ich nicht.» Mit ruhiger Stimme redete Kati auf ihre Großmutter ein. «Natürlich, sein Verhalten war damals sicher nicht korrekt. Aber wer verhält sich schon vernünftig, wenn er bis über beide Ohren verliebt ist?»
    Elli schloss für einen Moment die Augen.
    «Du meinst also, ich übertreibe?», fragte sie unsicher.
    Kati nickte und lächelte.
    «Weißt du eigentlich, wem wir dieses Bombengeschäft mit der Hochzeit zu verdanken haben?», fragte sie.
    Elli zuckte mit den Schultern. Doch Kati war sich sicher, dass ihre Großmutter genau wusste, was sie meinte.
    «Er ist wirklich kein schlechter Kerl», sagte sie und griff erneut nach dem Eierlikör. «Und ich finde, es

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