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Der Himmel über der Heide (German Edition)

Der Himmel über der Heide (German Edition)

Titel: Der Himmel über der Heide (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sofie Cramer
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zurück. In seinen Augen zeigte sich blankes Entsetzen.
    «Ich … ich weiß nicht, wie du auf diese Idee kommst.» Er sah zu Boden, als könne er dort die Erklärung finden. «Aber egal, was du denkst, davon wird sie auch nicht wieder lebendig.»
    Kati nickte bitter. «Vielleicht war es dir ja sogar ganz recht, dass Jule deinem Glück nicht länger im Weg stand …»
    Andi ballte die Hände zu Fäusten und sah Kati aus funkelnden Augen an. «Das Einzige, was ich mir nie verzeihen werde …», erklärte er mit zusammengebissenen Zähnen, «… ist die Tatsache, dass ich deine Schwester nicht rechtzeitig aus der brennenden Werkstatt retten konnte.»
    Kati stiegen Tränen in die Augen. Sie wollte die Bilder, die jetzt in ihrem Kopf entstanden, nicht zulassen. Aber sie war zu schwach, um zu protestieren oder einfach davonzulaufen.
    Andi warf ihr einen letzten, vernichtenden Blick zu, dann rief er in strengem Ton nach seinem Hund und verschwand eilig Richtung Auto.
    Kati sah ihm hinterher. Sie zitterte am ganzen Körper.
    ***
    Noch am nächsten Vormittag, als Kati auf dem Weg ins Krankenhaus war, ging ihr die Auseinandersetzung mit Andi im Kopf herum. Sie fragte sich, ob sie mit ihrem Vater über alles reden sollte. Er würde sie sicher verstehen und ihr einen guten Rat geben. Aber dann müsste sie ihm auch erklären, was Andi Witthöft auf dem Heidehof machte und dass die Sanierungspläne für den Heidehof zum Teil auf seinen Ideen beruhten. Nein, sie hatte keine Wahl. Sie konnte Dorothee nicht in den Rücken fallen. Erst wenn es ihrem Vater besser ging, würden sie ihn über die anstehenden Veränderungen informieren. Er sollte sich keine unnötigen Sorgen machen.
    Also ermahnte sich Kati, die Sache so nüchtern wie möglich zu betrachten und sich bei ihrem Besuch heute nichts anmerken zu lassen.
    Die Straße nach Soltau war ungewohnt leer. Sonntags waren normalerweise etliche Touristen unterwegs. Aber es machte sich offensichtlich bereits bemerkbar, dass die Heideblüte und damit auch die Hauptsaison allmählich vorbei waren.
    Erst jetzt bemerkte Kati, dass sie viel zu schnell fuhr. Sie drosselte das Tempo und versuchte, ihre innere Unruhe zu bezwingen. Sie war noch immer sehr aufgewühlt. In der Nacht hatte sie wieder den Albtraum von dem Feuer gehabt. Und dieses Mal war Jules Gesicht in den Flammen so deutlich gewesen wie schon lange nicht mehr. Kati war schweißgebadet aufgewacht und hatte gleich gewusst, dass sie nicht mehr in den Schlaf finden würde. Als es dämmerte, war sie aufgestanden und in den Schuppen gegangen. Doch auch der Versuch, durchs Malen wieder runterzukommen, war gründlich gescheitert.
    Nach dem Frühstücksdienst hatte Kati kurzerhand beschlossen, ihren Vater im Krankenhaus zu besuchen. Sie wollte gern ein bisschen allein mit ihm sein und sich vor der Reha von ihm verabschieden.
    Hinrich wusste noch gar nichts von all den Veränderungen in ihrem Leben, und Kati hatte ein bisschen Bedenken, ihm davon zu berichten. Er wäre sicher nicht begeistert, zu hören, dass seine Tochter ihre Festanstellung verloren und sich von ihrem langjährigen Freund getrennt hatte. Doch wenigstens in einem Punkt wollte sie Hinrich beruhigen. Sie würde ihm die Sache mit der freien Mitarbeit erklären. Er sollte sich keine Sorgen um ihre finanzielle Zukunft machen müssen.
    Als Kati wenig später die Treppen zu Hinrichs Station hinaufging, war sie erleichtert, dass dies ihr letzter Besuch im Krankenhaus sein würde. Mittlerweile kannte sie die Reihenfolge der hässlichen Drucke auswendig, die an der gelblichen Wand im Treppenhaus hingen. Wie musste es erst ihrem Vater gehen, der Woche für Woche und Tag für Tag, ohne zu klagen, hier ausgeharrt hatte. Allenfalls hatte er sich über das Essen beschwert. Kati hatte ihm deshalb wieder etwas Kuchen von Elli mitgebracht.
    Nachdem sie behutsam an der Tür geklopft hatte, trat Kati ein und war überrascht, ihren Vater nicht im Bett, sondern an dem kleinen Tisch am Fenster vorzufinden.
    «Hallo, Paps!» Mit einem fröhlichen Lächeln drückte sie ihm zur Begrüßung wie üblich einen Kuss auf die Wange. «Ich habe uns zwei Stück Schwarzwälder-Kirsch mitgebracht. Mit den besten Grüßen von Oma. Zur Einstimmung auf deine Kur!»
    Hinrich schmunzelte. «Hallo, mein Mädchen», sagte er, «schön, dass du da bist.»
    Gut gelaunt richtete er sich auf und bedeutete Kati mit einer Geste, ihre Sachen abzulegen.
    Es war ein befreiendes Gefühl, dachte Kati, ihren Vater endlich

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