Der Himmel über der Heide (German Edition)
einwandfreies und sehr solides Bauholz handelte.
Andi runzelte die Stirn, dann drehte er sich kopfschüttelnd um, griff nach seiner Mappe und ging ohne ein weiteres Wort zur Tür hinaus.
Erschöpft ließ sich Kati auf den alten Klavierhocker vor der Werkbank sinken. Als sie die Augen schloss, spürte sie einen brennenden Druck auf den Lidern.
Wieso ließ sie sich von Andi bloß immer so provozieren?
Allein seine Gegenwart schmerzte sie schon, und da war es natürlich nicht förderlich, dass sie sich in Zukunft bestimmt häufiger auf dem Gelände des Heidehofs über den Weg laufen würden.
Dorothee hatte Andi für den heuten Samstag eingeladen, damit sie gemeinsam die ersten Umbauten planen konnten. Kati hatte sich bei den vorausgegangenen Überlegungen, so gut es ging, zusammengenommen und doch gleichzeitig auch zu verstehen gegeben, nicht bei dem weiteren Gespräch dabei sein zu wollen. Natürlich wusste sie, dass sie Andi damit das Feld überließ. Aber sowohl Dorothee als auch Elli hatten sich in den Kopf gesetzt, die Ideen von Volker Kruse und seinem Architekturbüro umzusetzen und sahen sich seitdem in ihrem Vorgehen auch mehrfach bestätigt.
Basierend auf Volkers Konzept waren die nötigen Kredite von der Bank gewährt worden. Lediglich einige Formalitäten mussten noch geregelt werden. Aber aufgrund der zu erwartenden Zuschüsse von der Denkmalpflege sowie der in Aussicht gestellten Steuererleichterungen hatte die Bank verhältnismäßig zügig grünes Licht gegeben. Auch die Tatsache, dass einiges an wertvollem Baumaterial vorhanden war, hatte die Entscheidung vereinfacht. Es war nun geplant, zunächst mit dem Ausbau der Ferienwohnungen zu beginnen, damit möglichst früh neue Einkünfte aus den Vermietungen in den Umbau fließen konnten.
Kati ging das alles zu schnell. Außerdem verstand sie nicht, wieso unbedingt Andi Witthöft mit den Holzarbeiten betraut werden musste. Sie überlegte, ob sie sich nicht doch mit ihrem Vater besprechen sollte, bevor dieser zur Rehabilitation in den Schwarzwald aufbrach. Aber Kati hatte längst begriffen, dass sich sowohl Dorothee als auch Elli von dem spröden Charme des jungen Schreiners hatten einnehmen lassen. Das war unverkennbar. Wenn sie schon nicht verhindern konnte, dass ausgerechnet er sich in den nächsten Wochen oder gar Monaten auf dem Heidehof zu schaffen machen würde, so würde sie sich doch nicht unterkriegen lassen.
Deshalb hatte sie sich nach dem Mittagessen kurzerhand in den Schuppen zurückgezogen und sich dem neugekauften und zunächst bedrohlich weiß erscheinenden Aquarellpapier gewidmet.
Das Malen fiel ihr durchaus schwer. Doch sie wollte sich selbst beweisen, dass sie es noch konnte. Kati beschloss, einfach mit einem neuen Bild anzufangen.
Entschieden stand sie auf und trocknete die letzten nassen Stellen auf der Farbpalette. Dann griff sie nach dem Glas und ging hinaus, um neues Wasser zu holen.
Draußen lief ihr sofort Bobby zwischen die Beine. Kati mochte den kakaobraunen Mischling, für seinen Besitzer konnte das Tier schließlich nichts. Sein freudiges Schwanzwedeln ließ ihr keine andere Wahl: Sie streichelte ihn, suchte sich einen Stock und warf ihn so weit wie möglich auf die Obstwiese. Sofort rannte Bobby los.
Amüsiert sah Kati ihm hinterher, wie er zwischen den Bäumen hindurchflitzte. Sie wollte mit ihrem Wasserglas gerade weitergehen, als Bobby schon zurückkehrte und ihr das Stöckchen erwartungsvoll vor die Füße legte.
«Ich glaub, er mag dich.» Andi stand in einiger Entfernung und lächelte.
Kati winkte ab. «Hunde sind bestechlich, die mögen jeden, der ihnen ein bisschen Aufmerksamkeit schenkt.»
Wie auf Kommando begann Bobby vor Freude zu bellen und mehrfach auf der Stelle in die Höhe zu springen.
«Ja, Menschen sind da ganz anders», sagte Andi nachdenklich.
«Was soll das?», entgegnete Kati genervt. «Du weißt ganz genau, warum ich ein Problem mit dir habe. Kein Grund, so zu tun, als wäre nie etwas gewesen.»
Andi schüttelte den Kopf und sah sie ernst an. «Meinst du nicht, es wäre an der Zeit, das Kriegsbeil endlich zu begraben? Ich meine, die ganze Geschichte ist nun schon über zehn Jahre her und –»
«Geschichte?»
Kati schnappte nach Luft. Sie konnte einfach nicht glauben, wie lapidar Andi über den Tod ihrer Schwester sprach. War er sich denn keiner Schuld bewusst?
«Du hast meine Schwester auf dem Gewissen!», entfuhr es ihr zornig. «Schon vergessen?»
Erschrocken tat Andi einen Schritt
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