Der Himmel über der Heide (German Edition)
Dorothee, da war Kati sicher, würde sie in ihrer neuen Verantwortung garantiert unterstützen. Hinrich konnte ja weiterhin als Koch einspringen und Pit hier und da beratend zur Seite stehen.
Pit nickte ihr dankbar zu.
Auch Elli schien mit dem Vorschlag einverstanden. «Dann sehen Sie bloß zu, dass Ihnen der Braten auch gelingt, junger Mann!», mahnte sie und zwinkerte Pit zu.
***
Mit großen Augen betrat Hinrich Weidemann am Abend die Gaststube, die durch unzählige brennenden Kerzen am Weihnachtsbaum in ein zauberhaftes Licht getaucht war. Eben erst hatte er mit Kati, Dorothee und Elli einen Rundgang über den Hof beendet. Und noch immer war er sichtlich überwältigt von den umfangreichen Veränderungen auf seinem Hof. Im Verlauf der vergangenen Monate hatte Dorothee ihm nach und nach die Probleme und die verschiedenen Lösungsansätze mitgeteilt. Erstaunlich schnell hatte er die Notwendigkeit zur Veränderung akzeptiert. Er schien Dorothee in dieser Hinsicht voll zu vertrauen und wollte von ihr lediglich über den aktuellen Stand des Umbaus auf dem Laufenden gehalten werden.
Kati war erleichtert, als ihr Vater bei der ersten Besichtigung der diversen Baustellen die Ideen von Volker Kruse mehrfach lobte und Gefallen an der Umsetzung fand.
«Ihr habt wirklich ganze Arbeit geleistet», erklärte er gerührt, als sich alle an die gedeckte Tafel setzten. «Und im Frühjahr, wenn hoffentlich alle Umbauarbeiten abgeschlossen sind, feiern wir ein großes Fest.»
Was die Neueröffnung des Hofes anging, so hatten Dorothee und Kati schon recht klare Vorstellungen entwickelt. In der Eventscheune sollte ein Tanzboden verlegt werden und eine Band aufspielen. Sie wollten deftiges Sauerteigbrot reichen, das in dem alten Ofen gebacken werden würde, im Hofladen die ersten umgearbeiteten Stühle und Kommoden ausstellen sowie Ellis selbstgemachtes Johannisbeergelee und ihren berühmten Eierlikör anbieten. Natürlich würden die Gläser und Flaschen mit dem filigranen Hof-Logo verziert sein.
Etwas schwerfällig nahm Hinrich wie immer am Kopfende des Tisches Platz. Rechts und links von ihm saßen Dorothee und Elli. Neben der Großmutter war Albert Carstensen platziert worden, dessen Anwesenheit auf dem Hof außer Katis Vater schon längst niemanden mehr wunderte. Seine helfende Hand war ihnen in den vergangenen Wochen unentbehrlich geworden.
Hinrich gegenüber saß Flo und neben ihr Pit, der trotz aller gebotenen Hektik in der Küche noch immer bis über beide Ohren strahlte. Katis Vater hatte ihm nämlich zur Begrüßung anerkennend auf die Schulter geklopft und ihn für seine Arbeit gelobt.
Es war, wie Kati vermutet hatte: Die beiden waren sich auf Anhieb sympathisch. Spätestens als ihr Vater Pits Bratensoße probiert und ihn für die originelle Geschmacksrichtung gelobt hatte, war der Bann gebrochen gewesen.
«Wirklich gut», hatte er erklärt und lachend hinzugefügt: «Auch wenn ich nach dem ganzen Krankenhausessen und Diätkram meine Geschmacksnerven vermutlich für immer verloren habe …»
«Dann hoffe ich, dass Sie die verbrannten Stellen am Braten nicht rausschmecken», hatte Pit frech erwidert. «Kleiner Scherz.»
Trotz der Ironie war ihm die Nervosität deutlich anzumerken. Doch Hinrich hatte ihm gleich das Du angeboten und gesagt: «Min Jung, du packst dat schon!»
Während Pit und Elli jetzt die dampfenden Schüsseln und Platten auf die Wärmeplatten am Tisch stellten, schaute Kati nervös auf die Uhr.
Ob ihrem Vater gar nicht aufgefallen war, dass eigentlich ein Gedeck zu viel auf dem Tisch lag?
Sie räusperte sich und klopfte vorsichtig mit der Gabel an ihr Weinglas. Alle verstummten und sahen sie erwartungsvoll an.
Elli nickte ihr aufmunternd zu. Dann begann Kati mit ihrer Rede, die sie sich in der vergangenen, schlaflosen Nacht überlegt hatte.
«Lieber Paps, liebe Familie und Freunde!», begann sie mit der gebührenden Feierlichkeit. «Dass wir heute alle hier so fröhlich und vor allem gesund zusammensitzen, empfinde ich als ein riesengroßes Geschenk.» Sie sah ihren Vater an. «Es ist großartig, dich wieder zu Hause zu haben! Du hast uns allen sehr gefehlt, und ich freue mich wahnsinnig, dass dir das, was wir auf dem Heidehof schon alles geschafft haben, so gut gefällt.»
«Bis auf das Chaos in der Kühlkammer. Da findet man ja nichts wieder!», stichelte er, und alle stimmten in sein Lachen mit ein.
«Ich möchte dir trotzdem für das Vertrauen danken, das du in uns gesetzt hast. Und
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