Der Himmel über der Heide (German Edition)
mit den Gegebenheiten der Küche vertraut machen.
Schließlich erklärte Elli: «Ich glaube, es ist Zeit für eine Zitronencreme.»
«Oh, die ist lecker!», rief Kati erfreut. «Und ich denke, wir können alle eine Kaffeepause gut vertragen.»
«Ich dachte eigentlich nicht an ein Kaffeekränzchen, mein Liebes», warf Elli ein und tätschelte Kati den Arm. «Ich dachte vielmehr, Herr Brüggemann könnte uns mal seine Tortenkünste zeigen.»
Fragend zog Pit die Augenbrauen hoch und sah erst Elli, dann Kati irritiert an. Es war deutlich, dass ihm die Situation nicht behagte.
«Äh, ich bin Koch und kein Konditor», gab er zu bedenken.
«Keine Sorge, junger Mann.» Elli gab sich versöhnlich. «Meine Enkelin ist leicht zu beeindrucken.»
«Oma!», rief Kati mit gespielter Empörung.
Mit erstaunlichem Elan räumte Elli die große Arbeitsplatte frei. «Ich denke, ihr könnt vielleicht beide noch etwas lernen», sagte sie und legte sich ihre Schürze um.
«Das Wichtigste bei einer Zitronencreme ist, dass man unbehandelte Zitronen hat. Ohne abgeriebene Zitronenschale bekommt man nämlich keinen Geschmack an die Sache.» Sie holte aus der Abstellkammer noch zwei Schürzen für Pit und Kati. «Also, wir brauchen Zitronenschale und Zitronensaft, Zucker, Eier, Gelatine und Sahne. Zuerst muss die Gelatine eingeweicht und aufgelöst werden.»
Sie bat Pit, die entsprechenden Zutaten aus dem Kühlraum zu holen. Zu Kati gebeugt, fügte sie flüsternd hinzu: «Wir wollen doch mal sehen, was er so draufhat.»
Kati freute sich. Schon lange hatte sie ihre Großmutter nicht mehr so vergnügt erlebt!
Nachdem Pit alles auf die Arbeitsplatte gelegt hatte, begann Elli unter den aufmerksamen Augen ihrer Zuschauer die Zutaten zu verarbeiten. Dabei achtete sie allerdings sehr genau darauf, dass Pit die angefangenen Arbeitsschritte zu Ende führte.
Schnell erkannte Elli, dass er sein Handwerk durchaus verstand, und schon diskutierten sie über mögliche Rezeptvarianten. Als Kati merkte, wie gut es zwischen den beiden lief und dass sie nicht mehr gebraucht wurde, verabschiedete sie sich.
«Ich kümmere mich jetzt um die Wäsche.» Sie nickte Pit freundlich zu. «Wir sehen uns dann hoffentlich morgen wieder.»
***
Als Kati an diesem Abend müde, aber zufrieden ins Bett ging, dachte sie noch einmal über die Ereignisse des Tages nach.
Bis weit nach Mitternacht hatte sie im Restaurant und später auch in der Küche aufgeräumt und geputzt. Anschließend hatte sie noch mit Elli und Dorothee über Pit Brüggemann gesprochen.
Er hatte sich überaus nützlich gemacht und war länger als geplant geblieben. Elli war sehr angetan von dem jungen Mann, erzählte aber auch unumwunden, was ihm bei den Vorbereitungen zum Abendessen missglückt war. Versehentlich hatte er nämlich statt der vorgesehenen Brühe Essig zum Gemüse gegeben. Allerdings war aus seinen Rettungsbemühungen letztlich ein ausgesprochen leckeres Ratatouille entstanden. Solche kleinen Pannen schienen dem leicht chaotischen Pit immer wieder zu überraschenden kulinarischen Erfolgen zu verhelfen.
Am Ende sprach Elli sich aber dennoch deutlich für ihn aus. Und auch Dorothee war mit dem jungen Mann als Aushilfskoch so weit einverstanden, betonte aber nochmals, dass er sich erst noch in der Probezeit bewähren müsse.
In dem guten Gefühl, dass ihnen das Schicksal einen Küchenengel geschickt hatte, schlief Kati in dieser Nacht ein.
[zur Inhaltsübersicht]
7
Zu Katis großer Überraschung tauchte am Samstag noch ein weiterer Engel auf. Denn während sie das Frühstücksbuffet abräumte, stand plötzlich Flo in der Diele.
«Was machst du denn hier?», rief Kati überrascht und umarmte ihre Freundin, als hätten sie sich eine Ewigkeit nicht mehr gesehen.
«Ich kann meine beste Freundin in diesen schweren Zeiten doch unmöglich im Stich lassen!»
Flo ließ ihre Tasche auf den Boden fallen und erklärte, sie könne Kati weder die Sorge um ihren Vater noch den Liebeskummer nehmen. «Aber bei allem anderen bin ich dabei!»
Wie sich herausstellte, war sie mit der Bahn nach Handeloh gefahren und von dort mit dem Heide-Shuttle weiter nach Uhlendorf.
Kati war gerührt und umarmte ihre Freundin erneut. Auch Elli und Dorothee begrüßten Flo herzlich. Allerdings kam es für beide nicht in Frage, dass Katis Freundin nur zum Arbeiten gekommen war. Dieses Mal sollte sie auch etwas von der Landschaft sehen.
Zunächst aber brachte Flo ihre Sachen ins Gästezimmer, dann folgte sie
Weitere Kostenlose Bücher