Der Himmel über der Heide (German Edition)
zum Bau eines Golfplatzes auf der großen Wiese nördlich von eurem Garten beantragt worden. Ich dachte natürlich, du wüsstest davon.»
Kati war fassungslos. Ungläubig schüttelte sie den Kopf. Sie fand einfach keine Worte. Das, was Volker da sagte, klang viel zu fundiert, um nur irgendein Blödsinn zu sein.
«Sag mal, Kati, kann es sein, dass euch dieser Investor keinen reinen Wein eingeschenkt hat?»
Kati schnaubte. Ganz offensichtlich hatte Frank Lehmann sie die ganze Zeit nur mit seinem Charme einlullen wollen, damit sie dem Verkauf zustimmte. Deshalb hatte Dorothee sie auch so gerne mit ihm alleine gelassen! Weil sie wusste, dass Kati unter normalen Umständen niemals ihre Einwilligung geben würde.
Wut stieg in ihr auf. Dorothee wollte offensichtlich mit dem Verkauf des Hofes den großen Reibach machen und hatte sie absichtlich darüber im Unklaren gelassen, wie umfangreich die Veränderungen wirklich waren. An ein Altenteil für Elli oder Hinrich, geschweige denn an den Erhalt des Haupthauses, dem eigentlichen Herzstück des Hofes, war unter solchen Perspektiven gar nicht zu denken.
«Kati? Bist du noch dran?», wollte Volker wissen. «Habt ihr denn schon irgendwas unterschrieben?»
«Nein, haben wir nicht.»
Kati dachte einen Moment lang nach. Plötzlich begann ihr Herz immer heftiger zu pochen. «Zumindest lässt meine Stiefmutter mich das glauben. Mein Vater liegt ja noch im Krankenhaus. Sie hat die Geschäfte allein in die Hand genommen und … Ich … Wir haben …» Kati musste sich zusammenreißen, um nicht loszuschreien. «Oh, Gott, ich weiß es nicht!»
«Ich hoffe, ich habe nichts Falsches gesagt.» Volkers Stimme war sehr leise geworden. «Aber letztlich geht es hier um ein öffentliches Verfahren, das große Zweifel in mir hervorruft.»
Sie schluckte. «Ich bin froh, dass du mich angerufen hast.»
«Wenn du meinen Rat brauchst – du kannst mich jederzeit anrufen. Meine Handynummer hast du jetzt ja. Und die vom Büro steht auf der Visitenkarte. Und wenn du mich fragst», fügte er noch hinzu, «ist der Heidehof noch nicht verloren. Es gibt bestimmt eine Alternative zu dem Abriss.»
Kati bedankte sich erneut für seine Mühen und legte dann auf. Ihre Hand zitterte, als sie ihr Handy wieder in die Schürzentasche steckte. Jetzt wurde ihr einiges klar. Dorothees Abwesenheit bei Frank Lehmanns erstem Besuch auf dem Hof. War es überhaupt sein erster Besuch gewesen? Woher hatte er sonst all die Informationen? Ganz offensichtlich war auch schon ein Gutachter da gewesen und hatte sich alles angesehen.
Kati konnte es nicht fassen. Dorothee hatte garantiert längst unterschrieben und den Heidehof einfach heimlich verscherbelt!
Jetzt ergaben auch all die seltsamen Telefonate und Dorothees merkwürdiges Verhalten Sinn. Wie oft war sie unter irgendeinem fadenscheinigen Grund vom Hof gefahren! Aber Dorothee hatte sie nicht nur alle hintergangen, sondern Kati ins offene Messer laufen lassen. Beinahe wäre sie auf Frank Lehmann hereingefallen! Mit all seinem Charme hatte er sie problemlos um den kleinen Finger gewickelt und ihr eine beginnende Romanze vorgegaukelt.
Aber vielleicht hatte Volker recht, vielleicht war es noch nicht zu spät.
Als Kati schließlich die Veranda überquerte und durch die Küche stürmte, kochte sie vor Wut.
***
«Was fällt dir ein? Wie kannst du uns dermaßen verarschen?!»
Katis Stimme hatte einen hysterischen Tonfall, als sie vor Dorothee am Schreibtisch stand.
Dorothee zuckte zusammen und sah irritiert auf. «Was meinst du denn damit?», fragte sie und nahm ihre Lesebrille ab.
«Volker Kruse hat mich gerade angerufen. Er sitzt im Bauausschuss der Gemeinde, und jetzt rate mal, was er mir gesteckt hat?!» Katis Stimme überschlug sich beinahe.
Aber Dorothee schüttelte nur den Kopf. «Kati, jetzt beruhige dich erst mal.»
«Ich soll mich beruhigen?», schrie sie. «Du spielst uns vor, dass der Heidehof saniert werden soll, und in Wahrheit steckst du mit Lehmann unter einer Decke! Ihr wollt alles abreißen und mit einem Schickimicki-Hotel das Geschäft eures Lebens machen!»
«Was redest du denn da? Das ist doch totaler Unsinn!», empörte sich Dorothee und stand auf. «Wie kommt dieser Kruse darauf, solche Gerüchte zu verbreiten?»
«Jetzt tu doch nicht so! Eure Pläne sind bereits öffentlich und werden längst im Bauausschuss diskutiert. Du kannst das Theater jetzt sein lassen!»
Kati sah ihre Stiefmutter eindringlich an.
Dorothee schüttelte den
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