Der Himmel über der Heide (German Edition)
schnelles Auto war, das ihre Freundin mehr beeindruckte.
Abends hatten sie noch zusammen mit Pit draußen am Lagerfeuer gesessen und über die Attraktivität von Investoren im Allgemeinen spekuliert. Flo erklärte sogleich die gesamte Branche zu Freiwild und zog Kati damit auf, dass sie sich ruhig noch mehr hätte herausputzen können. Schließlich sei ihr ein besonders attraktives Exemplar quasi direkt vor die Füße gefallen.
Pit dagegen lästerte über Katis pluderige Chinohose und spottete, dass es ja ohnehin mehr auf innere Werte ankäme.
«Soll ich etwa in einem Kartoffelsack rumlaufen?», protestierte Kati. «Aber von Mode hast du Landei vermutlich keine Ahnung.»
Seltsamerweise fiel Flo ihr gleich darauf in den Rücken und erklärte: «Bei Kati ist es schon ein eindeutiges Zeichen für Männchenumwerbung, wenn sie ihre Haare offen trägt.»
Kati schluckte. Zugegeben, normalerweise trug sie immer ihren obligatorischen Pferdeschwanz. Etwas widerwillig gab sie schließlich zu, dass Frank Lehmann ihr tatsächlich ein bisschen den Kopf verdreht hatte.
«Okay, ihr habt ja recht, der Typ ist gar nicht so übel, wie ich anfangs dachte», fügte sie noch erklärend hinzu.
Flo lachte. «Vielleicht solltest du mit deinem neuen Verehrer so bald wie möglich mal eine romantische Kutschfahrt durch die Heide unternehmen.»
Was Pit sofort dazu animierte, Flo ebenfalls zu einer Kutschfahrt einzuladen.
Es war ein entspannter Ausklang des Abends, und Kati hatte viel gelacht. Vor allem amüsierte sie sich über Pits immer verzweifeltere Annäherungsversuche, auf die Flo jedoch nicht einging.
Später, als sie nebeneinander die Stufen zu ihren Zimmern hinaufgingen, rollte Flo darauf angesprochen nur mit den Augen.
«Ich finde Pit wirklich sehr sympathisch und total lustig», erklärte sie, «aber ich kann mich in so einen Witzbold einfach nicht verlieben. Verstehst du?»
Kati zuckte mit den Schultern, sie wusste nicht, was sie ihrer Freundin raten sollte.
«Zumal Pit auch noch jünger ist …», gab Flo zu bedenken.
«Aber nur ein paar Jahre.» Kati sah sie mit großen Augen an. «Was macht das schon?»
Aber eigentlich wusste sie, was Flo damit meinte. Sie kannte ihre Freundin gut genug, um zu wissen, dass Pit in Flos Augen einfach noch kein echter Mann war.
«Im Gegensatz zu dem Typen, den du dir da angelacht hast …», hatte Flo noch hinzugefügt, nachdem Kati ihren Gedanken ausgesprochen hatte.
Anlachen , dachte Kati, als sie jetzt im Halbdunkel lag und an die Decke starrte. Wie oft hatte sie Frank Lehmann heute angelacht!
Konnte es wirklich sein, dass plötzlich ein Mann aus dem Nichts auftauchte, der ihr Herz berührte? Jemand, der die Trennung von Simon nur noch halb so schlimm erscheinen ließ und der sich obendrein vielleicht sogar als Retter des Heidehofes erweisen könnte?
Als Kati sich in dieser Nacht unter ihre Decke kuschelte, hatte sie zum ersten Mal keine Angst mehr vor dem Einschlafen. Wenn überhaupt, beschlich sie die Sorge, womöglich etwas zu verpassen. Wieder und wieder malte sie sich das bevorstehende Abendessen mit Frank Lehmann aus. Sie hatten verabredet, für den kommenden Sonntagabend in dem bezaubernden Restaurant in Lüneburg einen Tisch zu reservieren. Kati konnte Flo ein Stück mitnehmen und würde auf andere Gedanken kommen. Sogar die Kleiderfrage hatte sich bereits geklärt.
Nachdem Kati ihrer Freundin kurz vorm Schlafengehen von dem Date berichtet hatte, war Flo sofort ins Gästezimmer gestürmt und hatte aus ihrer Tasche ein neues Kleid hervorgezaubert. Es war halblang, endete knapp über dem Knie und hatte einen Ausschnitt, der zwar durchaus sexy, aber nicht billig aussah. Dennoch war Kati zunächst eher skeptisch in das dunkelrot schimmernde Jerseykleid geschlüpft. Der Stoff schmiegte sich perfekt an die Konturen ihres Körpers an. Und das Beste war, dass sie sich darin überhaupt nicht verkleidet, sondern überraschend wohl fühlte.
«Es steht dir wirklich sehr gut», hatte Flo ihr versichert und dann noch lachend hinzugefügt: «Fast besser als mir!»
«Warum hast du so ein spektakuläres Kleid überhaupt fürs Wochenende mitgebracht?», fragte Kati neugierig.
«Ich bin eben allzeit bereit», erwiderte Flo, und das breite Grinsen auf ihrem Gesicht sprach Bände.
Nun hing das Kleid verheißungsvoll auf einem Bügel am Schrank, und jedes Mal, wenn Katis Blick an dem dunklen Umriss hängenblieb, spürte sie, wie ihre Aufregung wuchs.
Würde es in ihrem Leben von jetzt
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