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Der Himmel über der Heide (German Edition)

Der Himmel über der Heide (German Edition)

Titel: Der Himmel über der Heide (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sofie Cramer
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Blick auf die Uhr fügte er hinzu: «Heute schaffe ich das leider nicht mehr. Meine Schwiegereltern haben sich angekündigt, und ich muss pünktlich zum Essen kommen.»
    Volker erhob sich. «Aber wenn ich sonst schon irgendwie behilflich sein kann, rufen Sie mich jederzeit gerne an.»
    Dorothee bedankte sich sehr herzlich und versprach, ihn auf dem Laufenden zu halten.
    Bevor er ging, eilte Elli noch schnell in die Küche, um ihm einige große Stücke ihrer Buchweizentorte mitzugeben. «Für Ihre Familie», sagte sie und reichte ihm eine Tupperdose.
    Volker bedankte sich und nickte Kati zum Abschied zu. «Tut mir leid, wenn ich was Falsches gesagt habe.»
    Kati brachte es nicht zustande, etwas Freundliches zu erwidern. Zu aufgewühlt war sie über das Gespräch. Sie konnte nicht wie Elli oder Dorothee über ihren Schatten springen. Das mussten sie doch einsehen!
    Dorothee brachte Volker schließlich zur Tür und kehrte dann aufgebracht in den Frühstücksraum zurück.
    «Das hast du ja toll hingekriegt!», sagte sie ärgerlich zu Kati.
    Kati sah überrascht auf. « Du hast doch gerade erst deine Lektion gelernt, dass man niemandem über den Weg trauen kann, wenn es um Geschäfte geht. Und ich wüsste nicht, warum sich Andi Witthöft auf einmal für das Wohl anderer interessieren sollte. Er war schon damals rücksichtslos, skrupellos und egoistisch!»
    Dorothee seufzte und schüttelte den Kopf. «Manchmal benimmst du dich wirklich wie ein pubertierender Teenager. Und immer wenn es um Andreas Witthöft geht, dann –»
    Peng! Mit der flachen Hand schlug Kati auf den Tisch. «Nimm diesen Namen nie wieder in den Mund!» Sie schäumte vor Wut. «Du hast uns diese ganze Scheiße doch eingebrockt!», schrie sie. «Und jetzt willst du auch noch dem Mörder meiner Schwester die Türen öffnen?»
    «Kati!» Elli hielt sich erschrocken die Hand vor den Mund.
    Als sie sah, dass ihrer Großmutter Tränen übers Gesicht liefen, wusste Kati nicht mehr, wie ihr geschah. Alles drehte sich um sie.
    Mit einem Ruck erhob sie sich und rannte wutentbrannt hinaus.
    ***
    «Was hältst du davon, wenn wir einen kleinen Spaziergang machen?»
    Kati blinzelte und sah sich um. Dorothee stand an der Tür ihres alten Kinderzimmers und blickte sie fragend an.
    Nach dem Streit war Kati in ihr Zimmer gerannt und hatte sich aufs Bett geworfen. Sie musste so lange ins Kissen geweint haben, bis sie irgendwann vor Erschöpfung eingeschlafen war.
    «Wozu?» Sie richtete sich auf und fuhr sich mit den Händen übers Gesicht.
    Nach einer Weile erwiderte Dorothee: «Weil … ich mich bei dir entschuldigen will.»
    Kati erhob sich schwerfällig. Sie hatte höllische Kopfschmerzen.
    Aber Dorothee ließ nicht locker. «Ein kleiner Gang könnte uns beiden guttun, meinst du nicht auch?»
    Eigentlich war Kati nicht nach reden zumute. Aber vielleicht hatte ihre Stiefmutter recht. Frische Luft war jetzt bestimmt genau richtig.
    Wenig später gingen sie schweigend den einsamen Sandweg entlang, der abseits des Naturschutzgebietes in einen Buchenwald führte. Hier hatten Kati und Jule als Kinder Steinpilze und Maronenröhrlinge gesammelt, und es kam Kati seltsam vor, ausgerechnet mit ihrer Stiefmutter diesen Pfad entlangzuspazieren.
    Schließlich durchbrach Dorothee die Stille. «Kati, ich möchte mich wirklich bei dir entschuldigen.»
    Kati wusste nicht recht, was sie sagen sollte. So vieles ging ihr durch den Kopf. Aber sie wusste auch, dass es wohl ein Fehler gewesen war, so emotional zu reagieren. Sie biss sich auf die Lippe.
    Dorothee blieb stehen und sah Kati eindringlich an.
    «Ich habe deine Gefühle verletzt, und das tut mir leid. Ich möchte auch nicht unnötig Salz in deine Wunden streuen. Aber ich finde einfach, dass du Andreas Witthöft Unrecht tust.»
    Unrecht? Katis Emotionen kochten sofort hoch, und sie musste sich sehr beherrschen, um Dorothee nicht anzuschreien. Wie gerne würde sie ihr an den Kopf knallen, dass sie ja wohl kaum die Richtige war, um das beurteilen zu können.
    «Was damals passiert ist», presste Kati zwischen zusammengebissenen Zähnen heraus, «das ist Unrecht! Du hast ja keine Ahnung, was er uns angetan hat.»
    Das Pochen in ihrem Kopf wurde wieder stärker. Sie konnte einfach nicht verstehen, wie unsensibel sich Dorothee verhielt. Selbst eine Stiefmutter musste doch in der Lage sein, etwas mehr Mitgefühl an den Tag zu legen und behutsamer mit dem Schicksal der Familie umzugehen – auch wenn es eigentlich nicht ihre eigene

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