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Der Himmel über der Heide (German Edition)

Der Himmel über der Heide (German Edition)

Titel: Der Himmel über der Heide (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sofie Cramer
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Stimme, «dass es nicht ganz einfach für dich war, mich in eure Familie zu lassen. Aber bitte glaube mir, ich habe mich bemüht. Und ich will auch jetzt nur das Beste für deinen Vater und den Hof. Mir ist es ganz und gar nicht egal, was aus dem Familienbesitz wird!»
    Kati machte sich los und holte ein Taschentuch hervor, um sich die Nase zu putzen. Sie hoffte, Dorothee würde das nicht missverstehen und als Ablenkung wahrnehmen. Denn eines wurde ihr immer klarer: Dorothee war Teil ihrer Familie. Und beide hatten sie das gleiche Ziel. Sie wollten unbedingt verhindern, dass der Familienbesitz an irgendwelche geldgierigen Investoren ging. Und für dieses Ziel würden sie zusammenstehen müssen. Nur so konnte dieses Fleckchen Erde erhalten werden – für Elli und ihren Vater, dessen Genesung Katis Meinung nach eng mit dem Erhalt des Hofes zusammenhing. Aber auch für ihre Mutter und Jule. Und natürlich auch für Kati selbst. Denn dies hier war ihr Elternhaus, ihre Heimat. Hier hatte sie die schönste Zeit ihres Lebens verbracht.
    Kati fasste sich ein Herz und sah Dorothee an. «Hinrich braucht dich. Und ich auch. Wir müssen gemeinsam für den Hof sorgen.»
    Dankbar sah Dorothee sie an. «Ja, und deswegen tut es mir auch so verdammt leid, dass ich dermaßen blauäugig war und auf diesen Lehmann reingefallen bin, als er mir den Verkauf schmackhaft machen wollte.»
    Kati winkte ab. «Ich glaube dir, dass du nur in Paps’ Interesse handeln wolltest. Und du hast ja recht. Er arbeitet zu viel und frisst seine Sorgen immer in sich hinein. Aber es ist ja noch gar nichts passiert. Volker hat uns gerade noch rechtzeitig gewarnt.»
    Dorothee schüttelte den Kopf und machte ihrem Unmut erneut Luft: «Wie kann ein Geschäftsmann nur so gewissenlos sein? Uns von Sanierungsarbeiten vorschwärmen und in Wirklichkeit jedes einzelne Gebäude abreißen wollen! Ich meine, das wunderschöne Gelände mit einem Hotelneubau und einem elitären Golfplatz zu verschandeln, das wäre doch ein Verbrechen!»
    «Mach einen Haken dahinter», versuchte Kati sie zu beschwichtigen. «Viel wichtiger ist doch, wie es jetzt weitergehen soll.»
    Dorothee nickte. «Gleich Montag mache ich einen Termin bei der Kreisverwaltung. Und beim Steuerberater!»
    «Das halte ich auch für eine sehr gute Idee», erklärte Kati. «Und wenn es dir nichts ausmacht, würde ich gerne mitkommen. Also auch zu den Terminen wegen des Denkmalschutzes und der Finanzierung und so.»
    Dorothee lächelte. «Danke für deine Unterstützung – und dein Verständnis. Ich weiß, dass das keine Selbstverständlichkeit ist, Kati!»
    Als sie zurück Richtung Haupthaus gingen, kamen sie an dem alten Schuppen vorbei. Dorothee deutete auf das windschiefe Gebäude.
    «Da habe ich übrigens neulich deine alte Staffelei gefunden. Ein Karton mit Farben steht auch noch dort und verschiedene Pinsel und Rollen.»
    «Mmh», brummte Kati und ging schnell weiter. Sie hatte keine Lust auf das Thema.
    «Ich nehme an, da sind sogar noch Leinwände», drängte Dorothee weiter.
    «Ja, ja, sobald die Saison vorbei ist, räume ich auf, versprochen», versuchte Kati das Thema zu umschiffen.
    Doch Dorothee schüttelte lächelnd den Kopf. «Das meinte ich gar nicht. Und das weißt du doch auch. Ich finde einfach, du solltest wieder mit deiner Malerei anfangen. Denn abgesehen davon, dass du dein Talent vergeudest, denke ich, es könnte dir sogar helfen, wenn du wieder malen würdest.»
    Kati stöhnte. Die Malerei gehörte nun mal zu ihrer unbeschwerten Jugend. Einer Zeit, in der Jule noch lebte. Als ihr Leben noch in Ordnung war.
    «Ich weiß nicht. Warum soll ich mich damit quälen?», entgegnete Kati kraftlos. Wieso nur hatte ihre Stiefmutter das seltene Talent, mit dem Stachel immer genau die Wunde zu treffen?
    «Ich finde es einfach schade, dass du schon seit Jahren keinen Pinsel mehr angefasst hast. Dabei ist inzwischen doch bekannt, dass man mit Malerei innere Blockaden lösen kann.» Dorothee wurde immer euphorischer. «Ich meine, andere machen das als Therapie! Durch Kreativität lösen sie die Knoten in ihrem Kopf und gewinnen so wieder Lebensfreude.»
    Je länger sie Dorothee so reden hörte, desto mehr spürte Kati eine wachsende innere Abwehr. Sie wusste zwar, dass Dorothee ihr ohne böse Absicht zu nahe trat. Aber es fiel ihr unendlich schwer, sich auf diese Art von Fürsorge einzulassen oder das, was ihre Stiefmutter darunter verstand. Im Grunde fand Kati, dass es Dorothee nichts anging, wie

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