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Der Himmel über der Heide (German Edition)

Der Himmel über der Heide (German Edition)

Titel: Der Himmel über der Heide (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sofie Cramer
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Familie war.
    «Ich will die Ereignisse von damals auch gar nicht … leugnen oder vergessen machen.» Dorothee atmete kurz durch. Dann sprach sie betont ruhig weiter. «Aber ich sehe, dass sich da jemand bemüht. Vielleicht will er die Fehler der Vergangenheit wiedergutmachen und –»
    «Aber Jule ist tot! Das kann niemand wiedergutmachen.» Kati sah sie aus funkelnden Augen an. «Verstehst du mich denn überhaupt nicht? Wie soll ich denn jemandem verzeihen, der uns so viel Leid zugefügt hat?!»
    Dorothee schüttelte langsam den Kopf. «Aber das, was damals passiert ist, war doch nicht Volker Kruses Schuld! Er will uns helfen, und wir können seine Hilfe auch verdammt gut gebrauchen!»
    Kati seufzte tief und zwang sich, kurz nachzudenken. Nein, sie konnte selbst nicht glauben, dass Volker etwas anderes wollte, als ihnen zu helfen.
    «Aber entschuldigen werde ich mich nicht», sagte sie trotzig. Und nach einer Weile setzte sie leicht verlegen hinzu: «Obwohl das ein ziemlich peinlicher Auftritt war vorhin.»
    «Das kann man wohl sagen.» Dorothee sah sie mit hochgezogenen Augenbrauen an. «Ich meine, Volker Kruse hat doch nur gesagt, dass er mit Andreas Witthöft über den Hof gesprochen hat. Die beiden arbeiten zusammen! Er könnte uns also vielleicht wirklich gut bei den Sanierungsarbeiten helfen.»
    Kati lachte bitter auf. «Um sein Gewissen zu erleichtern?!»
    «Weißt du eigentlich, dass die Witthöfts damals alles verloren haben? Das Feuer hat ihre gesamte Existenz zerstört.»
    «Mir kommen die Tränen», erwiderte Kati spitz.
    «Der alte Witthöft war nach dem Brand nicht mehr in der Lage, die Werkstatt wieder aufzubauen.» Ungefragt erzählte Dorothee, was sie von den damaligen Ereignissen wusste. «Er hatte weder die Kraft noch die finanziellen Mittel für einen Neuanfang. Die Werkstatt muss zwar versichert gewesen sein, anscheinend aber viel zu niedrig. Außerdem lagerte dort eine wertvolle Lieferung Holz.»
    «Du hast dich ja gut informiert über ihr trauriges Schicksal», sagte Kati spöttisch. Doch sie musste gestehen, dass sie einiges von dem tatsächlich nicht gewusst hatte.
    «Es gibt eben noch andere, die auch unter den Ereignissen von damals leiden. Aber davon wollt ihr alle ja nichts wissen», fuhr Dorothee unbeirrt fort. «Frau Witthöft muss sich jedenfalls lange Zeit bemüht haben, ihren Mann von einem Neuanfang zu überzeugen. Aber ihre Vorstöße blieben erfolglos. Er wollte nicht mehr … hatte einfach aufgegeben. Allen Lebensmut verloren. Und außer gelegentlichen Ausbesserungsarbeiten auf dem Hof konnte er bald gar nicht mehr arbeiten.»
    «Tja, und sein feiner Sohn hat die Eltern im Stich gelassen und ist mit seiner neuen Freundin abgehauen.» Kati blieb stehen und verschränkte die Arme vor der Brust. «Was denkst du eigentlich, Dorothee? Dass du bei mir Mitleid wecken kannst mit ihrer Geschichte?»
    «Aber sie sind doch keine bösen Menschen, und ihr Sohn …»
    «Ihr Sohn ist schuld an Jules Tod!» Katis Stimme überschlug sich. «Vergiss das nicht!»
    Schon wieder hatte Dorothee den Knopf gedrückt, der Kati zur Explosion brachte. Aber anstatt umzudrehen und wegzulaufen, ging Kati mit energischen Schritten weiter. Es war ihr gleich, ob ihr Dorothee folgen konnte oder nicht. Gegen die Wut in ihrem Bauch half jetzt nur strammes Marschieren. Und die frische Luft tat ihr wirklich gut, das musste sie zugeben. Selbst die Kopfschmerzen wurden schwächer.
    «Warte!» Dorothee holte auf und versuchte, mit ihr Schritt zu halten. «Ich verstehe, dass du die Vergangenheit nicht ausblenden kannst. Aber ist es nicht an der Zeit, dass wir uns auf die Zukunft konzentrieren?»
    Kati schwieg.
    «Ich meine es ernst, Kati, ich hätte niemals diesen Alleingang wagen und mich auf einen undurchsichtigen Investor einlassen dürfen.» Aus Dorothees Stimme sprach Verzweiflung und Bedauern. Wieder zeigte sie ihre weiche Seite, und auch Katis Schutzpanzer bröckelte.
    Sie zuckte mit den Schultern. «Was soll ich denn sagen? Ich wäre mit diesem Mistkerl beinahe ausgegangen!»
    Dorothee lächelte schmerzlich. «Tja, Herr Lehmann hat uns mit seinem Charme und mit seiner eloquenten Art wohl alle geblendet. Wenn er einem in den schönsten Farben Zukunftsbilder vormalte … Das klang alles so schön und einfach.»
    Ihre Schritte wurden wieder langsamer. Sie folgten dem Weg, der sich jetzt durch lilafarbene Hügel schlängelte.
    «Sag mal …», begann Dorothee nach einer Weile. «Es geht mich natürlich

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