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Der Himmel über New York (German Edition)

Der Himmel über New York (German Edition)

Titel: Der Himmel über New York (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Verena Carl
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eingepacktes Weihnachtsgeschenk in einer Schublade entdeckt. Ich ging an Max vorbei, kletterte auf einen der Startblöcke und sprang.
    »Komm!«, rief ich, als ich auftauchte, »es ist ganz warm hier drin!«
    Er schüttelte den Kopf. Lief um das Becken herum zu einer Trittleiter. Als er sie herunterkletterte, wusste ich es plötzlich. Max würde mich nie betrügen. Für mich selbst konnte ich nicht garantieren.
    Verdammt hell, denke ich, während ich ins Sonnenlicht blinzle.

    Anne putzt die Theke. Sie reibt mit heftigen Bewegungen an einem Fleck herum. Ihre Oberarme sind nackt. Das weiße Fleisch zittert im Takt.
    »Hi«, sage ich und steuere auf den Kühlschrank zu, um mir einen Kiwi-Erdbeer-Saft zu nehmen.
    »Wo warst du?«, fragt Anne und lässt den Scheuerlappen sinken.
    »Freiheitsstatue.«
    »So, so. Freiheitsstatue«, echot sie.
    Ich lasse den Türgriff los und drehe mich um.
    »Vorgestern Times Square, heute da unten«, zählt sie auf, »und gestern wolltest du noch zum Rockefeller Center, nachdem wir im Museum waren. Wie eine Amerikanerin im Urlaub: Europe in seven days . Warum hast du es denn so eilig? Am Wochenende mach ich den Laden hier zu und kann dir alles zeigen!«
    So wie sie das sagt, hört es sich an, als wäre ich doch nicht so anders als diese Leute, die Brustbeutel tragen. Und morgens »Ground Zero machen«. Ich fühle mich ertappt und denke dann beinahe zärtlich an den älteren Mann mit der schief aufgesetzten Baseballkappe. Wenn der mich nicht so genervt hätte, hätte ich mich vielleicht in einer der Schlangen zu den Ausflugsschiffen nach Liberty Island angestellt.
    Stattdessen habe ich halbfetten Mitnehmkaffee getrunken, mich mit Mr Strawberry Frappuccino höchstpersönlich unterhalten und einen Poetry-Slam-Flyer eingesteckt. Das ist doch besser als jeder Panoramablick. Und jedes Wachsfigurenkabinett.
    Anne hantiert jetzt nicht mehr mit dem Lappen, sondern hat die Fäuste in die Hüften gestützt und sieht mich prüfend an. Conny steht in der Küchentür hinter ihr und äfft sie nach. Runzelt die Stirn und kneift ihre pink geschminkten Lippen zusammen.
    Aber mir ist nicht zum Lachen. Ich versuche so zu tun, als hätte ich Anne überhört. Weniger ihre Worte als ihren Ton. Sieht aus, als hätten wir tatsächlich ein Problem.
    »Ich dachte, ich komme noch mal nach Hause und ziehe mich für heute Abend um.«
    Nach Hause. Home . Es hört sich falsch an.
    Anne ruft mich zurück, als ich schon an der Hintertür zum Treppenhaus stehe. »Meine liebe Jenny«, sagt sie, jedes Wort einzeln betonend, »du scheinst dir nicht klar darüber zu sein, dass ich eine gewisse Verantwortung für dich habe. Du kannst hier nicht kommen und gehen, als wärst du im Hotel. Du bist noch nicht einmal einundzwanzig!«
    Ich drehe mich um. Mustere sie langsam. Die Hände, auf denen sich erste Altersflecken zeigen, den gestreiften Blusenkragen. Die zwei alten Frauen, die am Nebentisch wie kleine Nagetiere an ihren Pommes knabbern, lassen die Finger sinken, gespannt, wie unser Privatduell ausgeht.
    Zuerst wende ich mich an Conny.
    »Wann wolltest du heute Abend los zum Salsatanzen?«
    Sie streicht sich die Haare aus dem Gesicht, als stände sie für ein Musikvideo vor der Kamera.
    »Halb zehn, vorher ist da nichts los. Ich komme hier vorbei und hol dich ab.«
    Ich möchte sie gerne fragen, was ich anziehen soll. Aber erstens könnte sie das unsouverän finden und zweitens würde mir das den Auftritt vor Anne versauen.
    »Liebe Mrs Koslowsky«, wende ich mich an Anne (hoffentlich sieht mein Lächeln so zuckersüß aus, wie es sich anfühlt), »machen Sie sich da mal keine Sorgen. Wenn ich nachts mal nicht nach Hause komme, sage ich schon Bescheid.«
    Dann verschwinde ich durch den Hintereingang des Lokals ins Treppenhaus. Ich lehne mich gegen die Aufzugstür. Das Metall ist kühl in meinem Rücken und beruhigt mich. Ich dachte, keiner in New York hätte das Recht, mir solche Fragen zu stellen. Und sie mir auf diese Weise zu stellen.
    Meine Mutter läuft manchmal sonntags auf dem quietschenden Dielenboden vor meinem Zimmer auf und ab. Keine Ahnung, was sie da macht. Ob sie etwas umräumt oder ob sie mir böse ist, weil ich samstagabends Besseres zu tun habe, als fernzusehen. Oder weil sie 59 Jahre alt ist und morgens mit ungekämmten Haaren nicht mehr so gut aussieht wie ich (wenn auch besser als Anne). Weil sie mir meinen Spaß nicht gönnt, aber es nicht zugeben darf. Schließlich hält sie sich für ach-so-tolerant.
    Auf

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