Der Hinterhalt
Connecticut angehalten und einen Snack gegessen, aber den ganzen Tag keine richtige Mahlzeit zu uns genommen.
»Möchtest du auch was, Ma?«
»Ich werde meinen Sohn und seine Freundin doch nicht alleine essen lassen.« Die Stimme meiner Mutter klang begeistert, als sie das Wort Freundin benutzte. Es hörte sich beinahe so an, als würde sie das R darin bewusst rollen. Ich ging in die Küche und überließ dich und meine Mutter euch selbst. Meine Mutter kannte die Spielregeln. Sie würde kein brisantes Thema mehr ansprechen. Das würde sie sich für spätere Unterhaltungen mit mir aufheben. Ich wollte einfach, dass ihr beiden euch unterhaltet. Ich wollte, dass ihr euch kennenlernt. Mir war bewusst, dass dieser flüchtige Moment vermutlich der einzige sein würde, den ihr jemals miteinander verbringen würdet. Trotz allem, was geschehen ist, weiß ich solche Momente noch immer zu schätzen.
Der Kühlschrank war erwartungsgemäß leer. Meine Mutter hatte es mehr oder weniger aufgegeben zu essen, als wir hier eingezogen waren. Was ich in den Schränken fand, genügte mir jedoch, um eine Mahlzeit zusammenzuzaubern. Ich hörte dich und meine Mutter – vor allem meine Mutter – im Wohnzimmer plaudern, als ich einen Topf Spaghetti aufsetzte. Im Haus war es behaglich warm. Ich deckte den Tisch, damit wir gemeinsam in der Küche essen konnten. Der Küchentisch stand an der Wand, sodass er nur drei Personen Platz bot, was an diesem Abend jedoch genügte. Ich deckte ihn so, dass du auf der einen Seite von mir sitzen würdest und meine Mutter auf der anderen. Während die Nudeln kochten, öffnete ich eine Dose mit geschälten Tomaten und holte verschiedene Gewürze aus dem Schrank, um eine Soße zuzubereiten. »Ma, hast du Wein für die Spaghettisoße da?«, rief ich aus der Küche und unterbrach eure Unterhaltung.
»Klar«, erwiderte meine Mutter. Sie erhob sich von der Couch, kam in die Küche und nahm eine Flasche aus ihrem kleinen Weinregal. »Wir müssen eine neue Flasche aufmachen, aber ich glaube nicht, dass es dafür einen besseren Anlass geben könnte.« Meine Mutter reichte mir die Flasche, beugte sich vor und küsste mich auf die Wange. »Sie ist ganz reizend«, flüsterte sie mir zu. »Du hast dich selbst übertroffen.«
»Ich weiß«, erwiderte ich.
Dann warf mir meine Mutter einen Blick zu. Es war nur ein flüchtiger Blick, aber ich wusste, er bedeutete, dass sie sich später mit mir allein unterhalten wollte. »Warum erfahre ich erst jetzt von ihr?«, fragte sie mich lächelnd. Ich zuckte als Antwort einfach mit den Schultern und zog die Augenbrauen hoch. Sie würde mir später noch mehr Fragen stellen. Ich wollte, dass sie dich ein bisschen besser kennenlernt, bevor ich sie beantworten musste. Es hatte ganze zehn Minuten gedauert, bis ich dir verfallen war. Ich ging davon aus, dass es bei meiner Mutter nicht länger als eine Stunde dauern würde.
Ich entkorkte den Wein und goss ein ganzes Glas davon in meine Spaghettisoße. Meine Mutter ging zurück ins Wohnzimmer, und ihr beiden plaudertet weiter. Du hast mir nie erzählt, worüber ihr euch unterhalten habt, während ich kochte. Meine Mutter wurde letzten Endes zu einem Tabuthema. Als ich euch beide zum Abendessen rief, wirktest du glücklich. Du sahst mich an, bevor du dich an den Tisch setztest, und deine Augen funkelten.
»Sieh mal einer an, mein Sohn, der Chefkoch«, säuselte meine Mutter, als sie sich setzte. »Du hast nicht lange gebraucht, um ihn zu domestizieren, oder, Maria?«
»Das ist nicht mein Verdienst«, erwidertest du und starrtest auf deinen Teller. »Das ist das erste Mal, dass er für mich kocht.«
»Schäm dich, Joey. Habe ich dir nicht beigebracht, wie man eine Frau richtig behandelt?«
»Bleib sitzen. Iss. Warten wir erst mal ab, ob es überhaupt genießbar ist, bevor wir uns beklagen, dass ich nicht oft genug koche.« Als ich mich setzte, stand meine Mutter auf, ging zu einem der Küchenschränke und holte drei Weingläser.
»Bevor wir essen«, sagte sie, als sie zum Tisch zurückkam, »stoßen wir an.« Sie füllte die drei Gläser mit dem restlichen Wein aus der Flasche, die ich zur Zubereitung der Spaghettisoße geöffnet hatte. »Ich nehme an, ich muss die schlechten Manieren meines Sohns wiedergutmachen.« Ich konnte mich nicht erinnern, meine Mutter jemals so glücklich erlebt zu haben. Zumindest diesen Moment wollte ich ihr gönnen. Sie hob ihr Glas. »Auf meinen Sohn, den ich nicht annähernd oft genug sehe, und auf
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