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Der Hinterhalt

Der Hinterhalt

Titel: Der Hinterhalt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Trevor Shane
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verging fast keine Zeit. Wer auch immer hinter mir war, bewegte sich schnell. Ich wagte es nicht, mich umzublicken. Die anderen waren bewaffnet. Ich hatte nur die Angst auf meiner Seite.
    Mir war bewusst, dass ich den Abstand zu meinem Verfolger halten musste, aber ich konnte es mir nicht erlauben, ihn abzuschütteln. Das Einzige, wovor ich mehr Angst hatte, als erwischt zu werden, war, dass sie dich erwischen würden. Dann hörte ich die Schritte einer zweiten Person, weiter entfernt, aber deutlich. Es war, als würde ich zwei aus dem Rhythmus geratenen Trommeln lauschen. Ich fragte mich, zu wievielt sie waren. Waren die beiden die einzigen? Waren sie nur zu dritt gewesen, bevor sie ihren Partner am Straßenrand abgeladen hatten, oder waren sie zu mehreren? Warst du in Gefahr, wenn sie zu mehreren waren? Ich konnte es unmöglich wissen. Ich hatte nie gehört, dass jemand in einer Gruppe mit mehr als vier Leuten gearbeitet hatte. Selbst wenn sie ursprünglich zu fünft gewesen waren, hatten sie bereits einen bei dem Unfall verloren. Das hätte bedeutet, dass abgesehen von den beiden, die mich verfolgten, noch irgendwo zwei andere lauerten.
    Ich rechnete damit, Schüsse hinter mir zu hören, doch dem war nicht so. Offenbar wollten sie nicht zu hoch pokern, was die Polizei anbelangte. Sie glaubten vermutlich, ich würde nicht allzu schwer zu erwischen sein. Ich war etwa sechs Häuserblocks weit gelaufen, als mir bewusst wurde, dass ich auf dem Weg ans südliche Ende von Charleston war. Im Süden der Stadt gab es nur Wasser. Mich nachts im dunklen Meer zu verstecken, dieses Spielchen hatte ich bereits hinter mir. Und überlebt hatte ich es nur, weil Michael mich gerettet hatte. Diesen Fehler würde ich nicht noch einmal machen. Deshalb bog ich in die nächstbeste Straße ein und lief in eine andere Richtung weiter.
    Langsam ging mir die Kraft aus. Meine Beine, meine Arme und meine Lunge ermüdeten bereits. Ich musste mich irgendwo verstecken, um mich ausruhen zu können, wenn auch nur für ein paar Minuten. Die Straßen waren noch immer menschenleer und lediglich von den altmodischen Laternen beleuchtet, welche die Bürgersteige säumten. Auf beiden Seiten der Straße standen alte Häuser, die unmittelbar an den Bürgersteig angrenzten. Die meisten von ihnen verfügten über ein geschlossenes Tor, das in einen Privatgarten führte. Die Häuserreihen wurden nur von alten Kirchen und überfüllten Friedhöfen unterbrochen. Ich hatte bislang keinen meiner beiden Verfolger hinter mir um die Ecke laufen hören. Vor mir sah ich einen Zaun, einen hohen schmiedeeisernen Zaun, der von Zacken gekrönt war. Er muss gut zweieinhalb Meter hoch gewesen sein. Ich nahm zwei Schritte Anlauf und sprang. Im Sprung griff ich nach oben und bekam eine der Zacken zu fassen. Ich rammte meinen rechten Fuß zwischen zwei Stangen und kletterte über den Zaun. Dabei blieb ich mit dem Aufschlag des linken Hosenbeins meiner Jeans kurz an einer Zacke hängen, fiel auf der anderen Seite zu Boden und landete hart auf dem Rücken. Einen Moment lang bekam ich keine Luft mehr. Dann hob sich meine Brust wieder, und ich atmete ein, um meine Lunge mit der kühlen Nachtluft zu füllen. Ich musste mir in Erinnerung rufen, dass mir meine Verfolger noch immer auf den Fersen waren.
    Ich drehte mich schnell auf den Bauch, um durch die Metallstäbe des Zauns sehen und lauschen zu können. Es waren keine Schritte zu hören. Alles war still. Einen Moment lang hatte ich Angst, dass sie womöglich umgedreht hatten, um dich zu suchen. Dann erspähte ich einen von ihnen. Er ging die Straße hinunter und warf einen Blick in alle Durchgänge. Eine Pistole hatte er keine in der Hand, dafür aber ein Messer mit einer gezackten, etwa acht Zentimeter langen Klinge. Es handelte sich um irgendein Jagdmesser.
    Ich blickte mich nach einem besseren Versteck um. Dabei stellte ich fest, dass ich mich auf einem winzigen Friedhof befand. Ich war über den Zaun geklettert, der Touristen und Teilnehmer an Geister-Stadtführungen fernhalten sollte. Nur ein kleines Stück von mir entfernt befand sich ein großer, zur Straße hin ausgerichteter Grabstein, der mir perfekte Deckung bieten würde. Ich beobachtete den Mann mit dem Messer und wartete, bis er in eine andere Richtung sah, dann kroch ich schnell hinter den Grabstein. Ich kauerte mich so dicht wie möglich an den Stein und duckte mich. Dabei spürte ich den kalten Granit auf meiner Haut. Ich betrachtete die Inschrift, doch es war zu

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