Der Hinterhalt
Rucksack, der in meinem Schoß lag. Es wurde Zeit, dass ich loslief. Ich spannte meine Muskeln an, stand auf und rannte die Zufahrt genau in der Mitte hinauf. Da ich in Socken lief, verursachte ich fast kein Geräusch. Während ich rannte, zählte ich im Kopf die Sekunden. Eine Sekunde. Zwei Sekunden. Drei Sekunden. Mir wurde bewusst, dass ich seit Georgia nicht mehr trainiert hatte. Vier Sekunden. Fünf Sekunden. Das Ganze würde knapper werden, als ich gehofft hatte. Sechs Sekunden. Ich ließ meinen Rucksack zu Boden fallen. Sieben Sekunden. Ich näherte mich dem Brunnen mit dem Racheengel. Ich sprang, stützte eine Hand auf dem Betonrand des Brunnens auf und schwang die Beine darüber. Als ich im Wasser landete, ertönte ein leises Platschen, das jedoch locker vom Geräusch des Wasserstrahls übertönt wurde, der aus dem Zepter des Engels schoss. Ohne auch nur einen Augenblick zu zögern, tauchte ich mit dem ganzen Körper unter, sodass nur noch meine Nase und mein Mund aus dem Wasser ragten, die ich gerade weit genug über die Oberfläche hielt, um atmen zu können.
Das Wasser war erschreckend kalt. Mein Herz schien doppelt so schnell zu schlagen, sobald ich ins Wasser eintauchte. Wäre es schwächer gewesen, hätte es womöglich ganz aufgehört zu schlagen. Ich hielt mich so still wie möglich, tat aber trotzdem alles, um zu verhindern, dass ich aufgrund der Kälte in Schockstarre verfiel. Wenn alles nach Plan lief, würde ich lediglich fünf bis zehn Minuten im Wasser bleiben müssen, bis meine Zielperson und die Leibwächter das Haus verließen. Ich hoffte nur, dass ich wieder herauskam, bevor Unterkühlung einsetzte. Ich bewegte mich im kalten Wasser so wenig wie möglich und versuchte, meinen Körper dazu zu zwingen, nicht zu zittern. Vom Haus aus war ich wegen des hohen Betonrands des Brunnens nicht zu sehen. Solange ich mich nicht bewegte, würden die Kameras nicht auf mich aufmerksam werden. Das kühle Wasser würde meine Körperwärme wirkungsvoll verbergen. So kalt es auch war, es schützte mich.
Während ich im Wasser lag, ging ich mental die nächste Etappe durch. Ich hatte meinen Rucksack auf die rechte Seite des Brunnens geworfen, da meine Zielperson mit ihren Bodyguards links an ihm mit dem Auto vorbeifahren würde. Ich hob ein Ohr aus dem Wasser und wartete darauf zu hören, dass der Motor wieder angelassen wurde. Die Kälte ließ meinen Körper langsam taub werden. Das machte es weniger schmerzhaft, dort zu liegen. Ich befürchtete allerdings, mich nicht schnell genug bewegen zu können, sobald ich wieder aus dem Wasser stieg. Schließlich musste ich den Kameras davonlaufen. Ganz vorsichtig, um die Kameras nicht auf mich aufmerksam zu machen, begann ich, mit den Händen meine Beine zu massieren und ihre Durchblutung aufrechtzuerhalten. Nach einer gefühlten Ewigkeit hörte ich, wie der Motor des Wagens angelassen wurde. Ich hob den Kopf weiter aus dem Wasser, bis sich beide Ohren über der Oberfläche befanden, damit ich das Geräusch des Autos besser orten konnte, und lauschte, als es den Hügel hinunterfuhr und sich immer weiter vom Brunnen entfernte. Als ich hörte, wie sich das Tor öffnete, beobachtete ich die Überwachungskamera, die es im Blickfeld hatte. Sie zeigte zum Ende der Zufahrt und war genau auf das fahrende Auto gerichtet. Ich kletterte über den Rand des Brunnens, stolperte zu meinem Rucksack, hob ihn auf und rannte auf die Eingangstür des Hauses zu.
Zuerst fühlten sich meine Beine ungelenkig und schwer an, als hätte ich zwei Betonblöcke an den Füßen. Meine Gedanken waren schneller, als meine Beine sich bewegen konnten, und zweimal fiel ich beinahe hin. Zum Glück musste ich nicht weit laufen. Mein Blut begann wieder zu fließen und pumpte Sauerstoff in meine Beinmuskulatur. Ich sprang die Stufen zu der ausladenden Veranda hinauf und duckte mich schnell hinter ein Zweiersofa, das diagonal in einer Ecke stand. Sobald ich in der Hocke war, warf ich einen Blick auf die Kamera, die ich von meiner Warte aus sehen konnte. Sie war mir nicht gefolgt und zeigte noch immer zum Tor, wo sie die letzte Bewegung wahrgenommen hatte. Ich zog meine nassen Kleidungsstücke aus – langsam, um nicht die Aufmerksamkeit der Überwachungskameras zu erregen, aber trotzdem so schnell wie möglich – und ersetzte sie durch trockene: ein Sweatshirt, eine Jogginghose und Socken. Dann schlüpfte ich wieder in meine Turnschuhe und streifte mir die Skimaske über den Kopf, um mich aufzuwärmen. Ich
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