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Der Hinterhalt

Der Hinterhalt

Titel: Der Hinterhalt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Trevor Shane
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wollte nicht riskieren, es noch mehr zu verheddern. Nachdem ich wieder in der sicheren Unterkunft angekommen war, duschte ich. Als ich aus der Dusche stieg, stand Dan in der Küche. »Morgen, Dan«, begrüßte ich ihn.
    »Morgen, Joe.« Dan rührte seinen Kaffee um, den er in der Hand hielt. »Sie sind gestern Abend nicht weg gewesen, oder?«
    »Nein«, entgegnete ich. »Ich habe darüber nachgedacht, aber es mir anders überlegt. Ich habe beschlossen, dass es schlauer ist, wenn ich mich an meinen Plan halte.«
    »Da haben Sie wahrscheinlich recht.« Aus Dans Stimme waren keine Emotionen herauszuhören. Sie klang flach und monoton. »Und, wann werden Sie den Job erledigen?«
    »Heute Abend. Sobald es dunkel wird.« Ich fragte ihn nicht noch einmal, was ich tun solle. Er hatte seine Chance gehabt. Das Schicksal war besiegelt. Er wusste das ebenfalls.
    »Okay.« Dan nickte. »Er weiß übrigens, dass Sie hier sind«, sagte Dan. Irgendwie überraschte mich das nicht. »Wie das?«, fragte ich.
    »Ich meine, er weiß nicht, wer Sie sind und warum Sie hier sind, aber ich habe ihm erzählt, dass ich Besuch bekomme.«
    »Okay, gut zu wissen.« Diese Information war tatsächlich wertvoll.
    »Er hat sich für mich gefreut.« Dan schluckte den Rest seines Kaffees hinunter und stellte den Becher ins Spülbecken. »Er hat sich für mich gefreut, dass ich Besuch bekomme.« Dan war über Nacht um zehn Jahre gealtert. Als ich ihn am Flughafen zum ersten Mal gesehen hatte, war mir klar gewesen, dass er ein alter Mann war, doch er hatte rüstig gewirkt. Jetzt wirkte er gebrechlich.
    »Hat er irgendeinen Grund zu vermuten, dass Sie zur anderen Seite gehören oder dass Sie wissen, wer er ist?«
    »Nein.«
    »Gut.« Es fühlte sich schrecklich an, das Wort gut zu verwenden. Nichts war gut. Nichts war jemals gut. Ich konnte die Stunden in meinem Leben, die gut gewesen waren, an einer Hand abzählen.
    »In Ordnung«, entgegnete Dan. »Ich werde den ganzen Tag unterwegs sein. Wahrscheinlich sehen wir uns erst heute Abend. Kommen Sie ohne Auto zurecht?«
    »Ja, Dan. Ich komme gut zurecht.« Da war es wieder, dieses Wort. Dan nahm die Schlüssel vom Haken und ging zu der Tür, die zur Garage führte. Zur selben Tür, durch die ich das Haus vor zwei Tagen erstmals betreten hatte. »Und, Dan …« Er drehte sich zu mir um, als ich anfing zu sprechen, doch ich wusste nicht mehr, was ich sagen wollte. Ich brachte nicht mehr heraus als: »Passen Sie auf sich auf.«
    Irgendwann im Lauf des Tages ging ich zu Fuß in den Baumarkt und kaufte ein Stück Seil, das ich bar bezahlte. Auf dem Heimweg besorgte ich mir ein Sandwich zum Mitnehmen. Den Rest des Tages verbrachte ich damit, auf Dans Veranda zu sitzen und den Teich im Garten zu betrachten. Er war nicht kristallklar, wie der Name der Siedlung hätte vermuten lassen. Seine Farbe war eher ein schmutziges Grün. Als die Sonne hinter den Dächern der benachbarten Häuser verschwand, ging ich in mein Zimmer und machte mich fertig. Ich zog eine lange Hose und ein dünnes langärmliges T-Shirt an. Um mich vor Kratzern zu schützen, wollte ich so wenig Haut wie möglich frei lassen. Ich durfte mich allerdings nicht zu warm anziehen, weil ich sonst Verdacht erregen würde. Ich packte das Seil, ein Paar Handschuhe und einige Feuchtigkeitstücher in meinen Rucksack, falls ich irgendetwas putzen musste, nachdem ich den Job erledigt hatte. Alles andere ließ ich da: meine übrige Bekleidung, die Skimaske, die Pistole. Ich würde nichts davon brauchen. Dieser Job würde aus ganz anderen Gründen schwierig werden. Sobald die Sonne völlig vom Himmel verschwunden war und das für Nächte in Florida typische ununterbrochene Zirpen und Quaken begonnen hatte, verließ ich Dans Haus und machte mich auf den Weg durch Crystal Ponds zum Haus von Jim Matsuda.
    Als ich mich Mr Matsudas Haus näherte, war der Himmel dunkel und farblos. Ich hatte keinen besonderen Plan. Ehrlich gesagt ging ich nicht davon aus, dass ich einen brauchen würde. Ich blieb ungefähr an derselben Stelle vor seinem Haus stehen, an der sich am Morgen zuvor unsere Blicke getroffen hatten, und spähte durch die Fenster hinein. In dem kleinen Haus brannte Licht, und ich konnte sehen, dass sich darin ein Schatten bewegte. Falls er nicht allein war, würde ich später noch einmal wiederkommen müssen. Wenn er allein war, würde die Sache vermutlich binnen einer halben Stunde erledigt sein. Ich muss diesen fürchterlichen Job hinter mich bringen, dachte

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