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Der Hintermann

Der Hintermann

Titel: Der Hintermann Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daniel Silva
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tippte leicht auf die Handtasche und die Aufschläge ihres Kostüms. »Unter Umständen werden Sie aufgefordert, Ihre Tasche in einem anderen Raum zurückzulassen. Das können Sie ohne Bedenken tun. Diese Leute bekommen niemals heraus, was darin versteckt ist.«
    »Und wenn sie verlangen, dass ich mich ausziehe?«
    »Sie sind Gotteskrieger. Das würden sie nicht wagen.«
    »Da wäre ich mir nicht so sicher.« Nadia sah an ihrer Kostümjacke herab.
    »Sparen Sie sich die Mühe, die Mikrofone zu suchen. Die finden Sie nie. Wir hätten auch eine versteckte Kamera einbauen können, aber darauf haben wir zu Ihrer Sicherheit verzichtet.«
    »Sie können also nicht sehen, was in der Suite vorgeht?«
    »Sobald Sie das Blackberry ausschalten, sind wir blind. Das bedeutet, dass Sie als Einzige wissen werden, wie Malik aussieht. Sind Sie in Sicherheit – aber nur dann –, rufen Sie mich nach der Besprechung an und beschreiben ihn mir kurz. Anschließend fahren Sie sofort zum Flughafen. Wir folgen Ihnen, so weit wir können.«
    »Und dann?«
    »Dann fliegen Sie nach Paris zurück und vergessen, dass wir je existiert haben.«
    »Irgendwie bezweifle ich, dass ich das können werde.«
    »Das ist leichter, als Sie jetzt denken.« Er ergriff ihre Hand. »Es war mir eine Ehre, mit Ihnen zusammenzuarbeiten, Nadia. Bitte verstehen Sie mich jetzt nicht falsch, aber ich hoffe, dass wir uns nicht wiedersehen werden.«
    »Das würde ich mir nie wünschen.« Sie sah auf ihre Uhr – die Armbanduhr, die ihr Vater Sarah geschenkt hatte – und stellte fest, dass es 21.03   Uhr war. »Er ist zu spät dran«, sagte sie. »Die arabische Krankheit.«
    »Die Uhr geht absichtlich etwas vor, um Sie auf Trab zu halten.«
    »Wie spät ist’s wirklich?«, fragte sie, aber bevor Gabriel antworten konnte, klingelte ihr Blackberry. Es war Punkt einundzwanzig Uhr. Nadia musste fort.

57
    L ANGLEY , V IRGINIA
    Speziell an Ari Schamrons langer und vielschichtiger Karriere war, dass er sich so gut wie nie in Langley aufgehalten hatte – eine Leistung, die er für einen seiner größten Erfolge hielt. Deshalb war es keine Überraschung, dass er entsetzt auf die Nachricht reagierte, dass Uzi Navot zugestimmt hatte, seine Kommandozentrale nach Raschidistan, dem glitzernden Operationszentrum in Langley, zu verlegen. Für Schamron war es ein Eingeständnis von Schwäche – in der Welt der Spionage eine Todsünde –, die amerikanische Einladung anzunehmen, aber Navot sah die Sache pragmatischer. Die Amerikaner waren nicht der Feind, zumindest nicht an diesem Abend, und verfügten über technische Mittel, die viel zu wertvoll waren, als dass er aus professionellem Stolz auf sie hätte verzichten wollen.
    Als winziges Zugeständnis an Schamron wurden alle Unnötigen und Uneingeweihten aus Raschidistan verbannt, sodass nur ein harter Kern aus Kampferprobten zurückblieb. Um einundzwanzig Uhr Dubaier Zeit versammelten sich die meisten von ihnen sorgenvoll um den Glaskasten in der Saalmitte, in dem Schamron, Navot und Adrian Carter die letzte Meldung des Teams im Hotel Burj al Arab auf ihren Bildschirmen hatten. Sie besagte, Nadia al-Bakari sei mit Rafiq al-Kamal, dem vertrauenswürdigen Chef ihres Sicherheitsdiensts, in die Hotelhalle unterwegs. Die drei Chefspione wussten, dass die Meldung bereits durch die Ereignisse in Dubai überholt war, denn sie konnten hören, wie Nadia und al-Kamal dabei waren, die hundertachtzig Meter hohe Hotelhalle zu durchqueren. Den Ton lieferte Nadias präpariertes Blackberry, das in ihrer ebenfalls präparierten Handtasche steckte.
    Um 21.04   Uhr Ortszeit übertrug das Handy ein kurzes Gespräch Nadias mit Samir Abbas, ihrem Schweizer Bankier. Weil die beiden schnelles Umgangsarabisch sprachen, verstand Carter nicht, was sie sagten. Das galt aber nicht für Navot und Schamron.
    »Nun?«, fragte Carter.
    »Sie fährt mit ihm nach oben, um mit jemandem zu sprechen«, sagte Navot. »Ob das Malik al-Zubair oder Niemand al-Niemand ist, muss sich erst noch zeigen.«
    »Haben Sie die Zimmernummer verstehen können?«
    Navot nickte nur.
    »Sollen wir sie Gabriel schicken?«
    »Nicht nötig.«
    »Hat er sie auch gehört?«
    »Laut und deutlich.«
    Die Aufzugtüren glitten lautlos zur Seite. Nadia ließ Abbas und al-Kamal als Erste aussteigen, bevor sie ihnen auf den Korridor folgte. Seltsamerweise empfand sie keinerlei Angst, nur Entschlossenheit. Die hatte merkwürdige Ähnlichkeit mit der Zielstrebigkeit, mit der sie in die ersten

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