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Der Hintermann

Der Hintermann

Titel: Der Hintermann Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daniel Silva
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selbst zu stoppen. Unsere europäischen Freunde stecken in einer ausgewachsenen Existenzkrise. Meiner Überzeugung nach ist das einer der Gründe, weshalb sie uns hassen. Wir haben ein Ziel. Unsere Sache ist gerecht. Sie hingegen glauben an nichts als an ihre Fünfunddreißigstundenwoche, ihre Erderwärmung und ihre sechs Wochen Jahresurlaub. Was ich dabei wirklich nicht begreifen kann, ist deine Entscheidung, unter ihnen zu leben.«
    »Weil sie einst aufrichtig an Gott geglaubt haben, und weil ihr Glaube sie befähigt hat, engelsgleich zu malen.«
    »Das mag stimmen«, sagte Schamron. »Aber stark im Glauben verankert sind heutzutage fast nur die Dschihadisten. Nur ist ihr Glaube leider aus wahhabitischer Intoleranz geboren und wird durch saudisches Geld am Leben erhalten. Nach dem 11.   September haben die Saudis zugesagt, die finanziellen Anreize, die Bin Laden und die al-Qaida groß gemacht haben, sofort zu streichen. Aber heute, nur zehn Jahre später, befeuert saudisches Geld wieder den Hass, und von den Amerikanern ist kaum ein Wort des Protests zu hören.«
    »Sie haben sich erfolgreich eingeredet, Saudi-Arabien sei ein wichtiger Verbündeter im Krieg gegen den Terror.«
    »Sie unterliegen einer irrigen Vorstellung«, sagte Schamron. »Aber das ist nicht allein ihre Schuld. Aus Saudi-Arabien fließt nicht nur Erdöl in den Westen, sondern auch ein stetiger Strom von Geheimdienstmeldungen. Die saudische GID versorgt die CIA und europäische Dienste stetig mit Meldungen über potenzielle Verschwörungen und verdächtige Einzelpersonen. Gelegentlich ist mal ein brauchbarer Tipp dabei, aber die meisten dieser Hinweise sind absoluter Scheiß.«
    »Du willst doch nicht etwa andeuten«, fragte Gabriel sarkastisch, »dass der saudische Geheimdienst das alte Doppelspiel betreibt: die Dschihadisten bekämpft und zugleich unterstützt?«
    »Genau das will ich sagen. Und die Amerikaner sind im Augenblick wirtschaftlich so schwach, dass sie nichts dagegen unternehmen können.«
    Der Wasserkessel begann zu pfeifen. Gabriel füllte den Kaffeekocher auf und wartete, dass das Kaffeepulver sich in der Kanne setzte. Er sah zu Schamron hinüber. Der verdrießliche Gesichtsausdruck des Alten zeigte, dass er weiter an die Amerikaner dachte.
    »Jede amerikanische Regierung hat ihre Schlagworte. Die gegenwärtige spricht gern von Interessen . Sie erinnert uns ständig daran, wie viele Interessen sie im Nahen Osten hat. Sie hat Interessen im Irak, Interessen in Afghanistan und Interesse daran, dass der Ölpreis stabil bleibt. In der Bilanz Amerikas sind wir im Augenblick kein großer Aktivposten. Aber wenn es dir gelingt, Raschids Terrornetzwerk zu zerschlagen …«
    »Dann könnten wir damit unser Konto wieder etwas auffüllen, meinst du?«
    Schamron nickte grimmig. »Was aber nicht bedeutet, dass wir die gleichen Spielregeln wie ein CIA-Ableger einhalten müssen. Der Ministerpräsident besteht allein darauf, dass wir diese Gelegenheit nutzen, um eine noch offene Rechnung zu begleichen.«
    »Mit Malik al-Zubair?«
    Schamron nickte.
    »Irgendwas sagt mir, dass du von Anfang an gewusst hast, dass Malik in diese Sache verwickelt ist.«
    »Ich hatte einen starken Verdacht, mehr nicht.«
    »Und als Adrian Carter mich gebeten hat, nach Washington zu kommen …«
    »Da habe ich meine üblichen Bedenken beiseitegeschoben und sofort zugestimmt.«
    »Wie großzügig von dir«, sagte Gabriel. »Und was macht dir jetzt Sorgen?«
    »Nadia.«
    »Sie war deine Idee.«
    »Vielleicht habe ich mich getäuscht. Vielleicht hat sie uns in all diesen Jahren in die Irre geführt. Vielleicht ist sie ihrem Vater ähnlicher, als wir denken.« Er machte eine Pause, dann fügte er hinzu: »Vielleicht sollten wir uns von ihr trennen, jemand anderen suchen.«
    »Diese andere Person gibt es nicht.«
    »Dann musst du sie erschaffen«, sagte Schamron. »Wie ich höre, verstehst du dich darauf recht gut.«
    »Das ist unmöglich, das weißt du genau.«
    Gabriel ging mit dem Kaffeekocher an den Tisch und goss zwei Tassen ein. Der Alte nahm sich Zucker und rührte ihn einige Sekunden lang nachdenklich um.
    »Selbst wenn Nadia al-Bakari bereit wäre, für dich zu arbeiten«, sagte Schamron, »hättest du keine Möglichkeit, sie zur Disziplin zu zwingen. Wir haben unsere traditionellen Methoden. Kesef, kavod, kussit – Geld, Respekt, Sex. Nichts davon braucht Nadia von uns. Deshalb lässt sie sich nicht steuern.«
    »Dann werden wir uns einfach gegenseitig vertrauen

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