Der Hochzeitsvertrag
gesorgt, dass der Informationsfluss nach seinem Ausscheiden nicht versiegen würde. Dennoch – wer sollte ihn dafür töten wollen?
Julius Munford kam ihm in den Sinn. Bei zwei weiteren Mordanschlägen, die vor seiner Abreise nach England auf Nicholas verübt worden waren, hatte der Kaufmann als potenzieller Drahtzieher gegolten. Sobald er in London war, würde er feststellen lassen, ob ihm Julius Munford nach England gefolgt war. Nicholas war sich darüber im Klaren, dass er gut daran tat, herauszufinden, wer ihn töten wollte und warum. Und zwar bevor es zu spät war.
Nicht zum ersten Mal wünschte Nicholas, er hätte Emily dazu bringen können, in Bournesea zu bleiben. Und doch – vielleicht war sie an seiner Seite sogar sicherer. Er hätte sie, ohne eine Gefahr zu ahnen, schutzlos zurückgelassen. Und es hätte die Möglichkeit einer Entführung bestanden. Daran wollte er lieber gar nicht denken.
Ja, ging es ihm durch den Kopf, Emily ist an meiner Seite besser aufgehoben, trotz des jüngsten Anschlags. Und jetzt, da er von der Bedrohung wusste, würde er Gegenmaßnahmen ergreifen.
Das Gasthaus in Browley war weit komfortabler, als Emily erwartet hatte. Die Inneneinrichtung war so sauber und freundlich wie das Äußere des hübschen Fachwerkhauses, in dem sie ein wohlbeleibter Gastwirt freundlich begrüßt hatte.
Er hatte sie über die Treppe nach oben geführt, hatte sich mit vorgespielter Bescheidenheit wegen der Ärmlichkeit ihres Quartiers entschuldigt und versprochen, diesen bedauerlichen Umstand durch ein opulentes Mittagessen auszugleichen. Offensichtlich konnte seine Frau besondere kulinarische Fähigkeiten aufweisen und war schon "in Häusern höchst angesehener Herren" in Stellung gewesen.
Emily wusste nicht, ob der Gasthof Nicholas' Erwartungen entsprach. Ihr Mann schien tief in Gedanken versunken zu sein und hatte während des gesamten Ritts kaum ein Wort gesagt. Der Raubüberfall schien ihn sehr zu beschäftigen.
Sobald sie ihr Zimmer betreten hatten, schickte Nicholas den Gastwirt weg und zog die Tür hinter sich zu. Dann bat er Emily eindringlich: "Ich werde Männer anheuern und zur Kutsche zurückreiten. Bleib hier oben, und ruh dich aus. Aber schließ hinter mir ab. Und öffne erst wieder, wenn ich zurückkomme." An der Tür drehte er sich noch einmal zu Emily um. "Und überzeuge dich, dass wirklich ich es bin, der an deine Tür klopft. Ein Gasthaus ist nicht gerade ein sicherer Ort für eine Frau."
"Aye, aye, Sir", gab sie spitz zurück, ein bisschen verärgert über seine bevormundende Art.
Nicholas schmunzelte. "Bereit, deinen Platz als erste Ehefrau einzunehmen?"
"Als einzige Ehefrau", verbesserte Emily ihn.
Er lachte. "Du bist eingestellt. Ich sehe dich später."
"Nimm dich in Acht, Nicholas. Und komm bitte bald wieder."
Er nickte.
Nachdem er gegangen war, drehte Emily wie gebeten den Schlüssel im Schloss um und schob den Riegel vor. Sie hätten nochmals über den Unfall sprechen sollen. Nicholas hatte ihr nicht die ganze Wahrheit gesagt. Emily wünschte, er würde nicht ständig versuchen, ihr Kummer zu ersparen, sondern sie wie eine gleichwertige Partnerin behandeln.
Sie hätte auch gern darüber gesprochen, was vor dem Überfall zwischen ihnen in der Kutsche passiert war. Obwohl sie Nicholas' Anziehungskraft nicht hatte erliegen wollen, war genau das geschehen. Sie waren immer intimer miteinander geworden bis zu dem Punkt, an dem sie sich danach sehnte, ihre Ehe zu vollziehen. Ja, sie war mehr als bereit dazu gewesen. Und Nicholas offenbar auch. Als sie sich an seine gewagten Liebkosungen und ihre Reaktionen darauf erinnerte, schämte sie sich.
Ich sollte mich besser ein wenig frisch machen, vielleicht fühle ich mich dann besser und komme auf andere Gedanken, sagte sie sich, während ihr Blick durch den niedrigen Raum schweifte. Die braunen Deckenbalken ragten ein Stück weit ins Zimmer. In der linken Ecke des Zimmers entdeckte Emily den Waschtisch und schob einen Stuhl davor, auf dem sie sich niederließ. Mühsam schnürte sie ihre verschmutzten Stiefeletten auf und rollte die Strümpfe herunter. Ihre linke Schulter tat ihr noch immer sehr weh, und das Reiten war für ihren geschundenen Körper eine Qual gewesen.
Leider war kein Leintuch vorhanden, mit dem sie sich nach dem Waschen hätte trockenreiben können. Zumindest ein Krug mit Wasser stand neben der Emailleschale auf dem Tisch.
Womit könnte ich mich sonst abtrocknen, überlegte sie. Ihr Taschentuch fiel
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