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Der Hochzeitsvertrag

Der Hochzeitsvertrag

Titel: Der Hochzeitsvertrag Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lyn Stone
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Hoffentlich haben wir keine Gelegenheit, die das zu fragen."
    Die Gelegenheit kam nicht, wofür Emily immer dankbar sein würde. Etwa eine halbe Stunde lang passierte gar nichts.
    Dann erklang von der Hauptstraße aus Richtung London her Hufgetrappel. Nicholas galoppierte auf seiner Stute rasch näher. Sam Herring saß auf dem Rücken eines der entlaufenen Zugpferde und kam in einiger Entfernung nach. Emily und Wrecker seufzten erleichtert auf.
     
    Das Erste, was Nicholas auffiel, war die Pistole in Wreckers Hand. Der Seemann und Emily standen mit dem Rücken zu einem Felsbrocken, als wehrten sie einen Angriff ab.
    "Wir wollten nichts riskieren, Mylord", rief Wrecker und sah bedeutungsvoll zum abgehauenen Ende des Baumstammes hin.
    "Hölle und Verdammnis!" Nicholas zügelte sein Pferd. Es war äußerst unklug gewesen, dass er die Gegend nicht erkundet hatte, bevor er sich auf die Suche nach dem jungen Herring und den Pferden machte. Wenn die Diebe gewartet hätten …
    Hastig blickte er sich um. Die wenigen Büsche und Bäume am Straßenrand boten keine ausreichende Deckung. Niemand war in der Nähe zu sehen. Höchstens zwei Menschen könnten sich hinter den Felsbrocken verbergen, die hier und dort lagen, aber eine Gruppe berittener Räuber hätte hier keinen Schutz gefunden. Nicht einmal ein einziges Pferd hätte in der Nähe der Stelle, wo der Baum gefällt worden war, versteckt werden können.
    Nicholas' Fuchsstute tänzelte. "Ich schätze, wer auch immer diesen Überfall geplant hat, hatte zu wenig Mut, um hier zu warten", rief er und stieg ab. Das Pferd bei den Zügeln nehmend, ging er auf die beiden zu.
    Emily war bleich, wirkte aber gefasst. Er war stolz auf sie. Jede andere Frau, die er kannte, wäre an ihrer Stelle hysterisch geworden. Die Ruhe, die sie unter den gegebenen Umständen ausstrahlte, war bewundernswert.
    "Wir reiten wie geplant nach Browley und machen dort Rast. Du nimmst die Stute, Emily, ich Sams Pferd", erklärte der Earl. "Wrecker, du wirst mit Sam hier warten. Ich werde Männer schicken, um unsere Habseligkeiten aus der Kutsche zu bergen. Falls das möglich ist."
    Wrecker nickte.
    Nicholas reichte Emily die Zügel. Mit seiner Hilfe stieg sie in den für sie ungewohnten Herrensattel und ritt neben ihm her, Sam entgegen. Sie flüsterte ihrem Mann zu: "Ich glaube, jemand hat versucht, uns zu töten! Hast du dir den Baumstumpf angesehen?"
    Nicholas schüttelte den Kopf. "Unsinn! Der Baumstamm sollte den Wagen sicher nur anhalten. Und hätte nicht jemand die Pferde erschreckt, hätten wir auch angehalten. Die Räuber wären aus der Deckung gekommen und hätten uns unser Geld abgenommen. Es war ein Überfall, nicht mehr und nicht weniger. Dass der Wagen sich überschlagen wird, damit haben sie wohl nicht gerechnet." Er zweifelte daran, ob sie ihm glaubte. Immerhin klang, was er sagte, plausibel, auch wenn es nicht stimmte.
    Denn Emily hatte Recht. Irgendjemand hatte die Pferde absichtlich erschreckt. Und jedes Gefährt wäre gekippt, wäre es mit hoher Geschwindigkeit gegen ein Hindernis wie diesen Baumstamm geprallt.
    Hätte sich die Kutsche auf der harten Straße überschlagen, statt die Böschung hinunterzustürzen, wo Büsche und Unterholz sie abbremsten, wäre sie entzweigebrochen. Und hätte er bei Emily in der Kutsche gesessen, hätten sie beide nicht überlebt.
    Nein, ein Räuber plant keinen Überfall an einem Wegstück, an dem er keine Deckung hat. An vielen anderen Orten wäre ein Überfall besser zu bewerkstelligen gewesen als hier.
    Dass sie ausgerechnet hier auf ein Hindernis gestoßen waren, hinter einer Kurve, die ihnen die Sicht nahm, machte auch Nicholas misstrauisch.
    Möglich war, dass die Person oder die Personen, die ihm nachstellten, ihm von Gujarat hierher gefolgt waren oder Helfershelfer in England hatten. Der Fernhandel war derzeit eine gefährliche Angelegenheit, besonders wenn man wie Nicholas tief in außenpolitische Dinge verwickelt war.
    Im Dienste des Außenministeriums hatte er Informationen über alle politischen Probleme in den indischen Staaten, die er als Stellvertreter seines Vaters besuchte, gesammelt und nach London weitergeleitet. Natürlich war seine Tätigkeit, streng genommen, nur als Spionage zu bezeichnen.
    Er hatte ein Netzwerk von Informantenstellen aufgebaut, um seine Regierung über wirtschaftliche, politische und soziale Veränderungen in Indien unterrichten zu können, die den Fernhandel eventuell gefährdeten. Außerdem hatte er dafür

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