Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Hochzeitsvertrag

Der Hochzeitsvertrag

Titel: Der Hochzeitsvertrag Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lyn Stone
Vom Netzwerk:
verlangen, dass sie den ganzen Tag allein hier oben blieb, ohne Nahrung und ohne zu wissen, wo er sich aufhielt. Außer Duquesne, seinem alten Butler und Nicholas, redete sich Emily ein, wird mich ja auch niemand zu Gesicht bekommen.
    Und Duquesne wird sicher wissen, wo Nicholas ist. Vielleicht war er ja auch unten bei ihm? Womöglich hatte er sie nur allein gelassen, weil er rücksichtsvoll sein wollte und dachte, nach dieser kurzen Nacht würde sie noch Schlaf brauchen?
    All ihren Mut zusammennehmend, ging sie nach unten. Die hölzernen Treppenstufen, die sie hinunterstieg, waren kalt und glatt. Emily musste aufpassen, dass sie nicht auf ihren Socken ausglitt und hinfiel. Als sie im Erdgeschoss ankam, hörte sie leise Stimmen aus dem Zimmer rechts von der Eingangstür.
    Bei Tageslicht sieht auch die Eingangshalle noch trauriger und staubiger aus als am Abend, bemerkte Emily, während sie über die ungepflegten Marmorfliesen auf das Zimmer zustrebte.
    Vor der Tür hielt sie einen Moment unschlüssig inne. Diese stand einen Spaltbreit offen. Obwohl Emily nicht hörte, worüber geredet wurde, konnte sie doch am Klang der Stimmen erkennen, dass Nicholas sich im Raum befand. Erleichtert atmete sie auf. Er war also in Sicherheit. Doch was machte sie jetzt am besten? Soll ich das Zimmer betreten oder in Duquesnes Schlafzimmer zurückhuschen?
    Sie beschloss einzutreten, wenn Nicholas mit Duquesne allein war. Aber wenn noch jemand anders anwesend war, würde sie sich in diesem Aufzug keinesfalls blicken lassen. Auf Zehenspitzen glitt sie zögernd näher und spähte durch den Türspalt.
    "Dies ist weder der richtige Ort noch die richtige Zeit für so etwas, Munford", sagte Nicholas gerade mit harter Stimme.
    Ein erstickter Ausruf entrang sich Emilys Kehle. Mr. Munford hat Nicholas hier gefunden? Julius Munford, jener Mann, der schon zwei Mordversuche auf Nicholas verübt hat? Erschrocken beugte sie sich noch einmal vor und lugte ängstlich ins Zimmer. Der Viscount Duquesne stand links neben dem Fenster, einen Fremden an der Seite. Der Herr mit dem Rücken zu ihr war offensichtlich Mr. Munford. Er war ein großer, kräftiger Mann.
    "Wie schön, dass ich Sie gleich beide angetroffen habe", erklärte der Kaufmann ärgerlich und wies auf den Mann neben Duquesne, den Emily nicht kannte. "Dieser ungeschickte Tölpel hat den ganzen Morgen hinter mir hergeschnüffelt. Er behauptet, dass Viscount Duquesne ihn in Ihrem Namen engagiert hat, Kendale. Sie haben mir nachspionieren lassen?"
    Nicholas nickte. "Vielleicht erinnern Sie sich daran, dass Sie überall nach mir gefragt haben, seit Sie in London eingetroffen sind. Und Sie haben mir mit dem Tod gedroht, Munford. Da geht man gern sicher."
    Der Kaufmann machte einen Schritt auf den Earl zu und sagte mit unterdrückter Wut in der Stimme. "Sie wissen genau, warum ich mich zu einer Morddrohung habe hinreißen lassen. Also hören wir endlich mit diesem Unsinn auf. Ich will nicht noch mehr Zeit verlieren."
    Zu Emilys Überraschung griff er in seine Westentasche.
    Ohne lange nachzudenken, riss Emily bei dieser Bewegung die Tür auf, warf sich auf Munford und brachte ihn durch die Wucht des Aufpralls zu Fall. Beim Sturz schlug der Kopf des Kaufmanns unglücklich gegen die Marmorplatte des Tischs, und Munford sackte in sich zusammen.
    "Emily?" rief Nicholas entsetzt.
    Mühsam erhob sich seine Frau und rief besorgt: "Pass auf! Er hat eine Pistole!"
    Doch der Viscount war schneller. Er kauerte sich neben dem Bewusstlosen nieder und schob stirnrunzelnd eine Hand in Munfords Weste. Wenig später zog er einen dicken Briefumschlag hervor. Wortlos reichte er ihn Nicholas.
    Der Fremde kam nun ebenfalls näher, besah die Beule an Munfords Kopf und fühlte nach seinem Puls. Seine Erleichterung darüber, dass Munford lebte, war offensichtlich. "Er ist nur ohnmächtig."
    Nicholas nahm Duquesne den Briefumschlag ab und wog ihn bedächtig in der Hand. Dann warf er Emily einen bitterbösen Blick zu. "Das scheint Geld zu sein."
    Emily biss sich auf die Lippe. "Ich … ich dachte, er wollte dich erschießen!" entschuldigte sie sich.
    Die Anwesenden starrten sie an, als wäre sie ein Wesen von einem anderen Stern. Erst jetzt wurde ihnen bewusst, in welcher Aufmachung die Countess of Kendale in das Zimmer gestürmt war. Duquesne schmunzelte, während der Fremde rot anlief. Nicholas war nahe daran, die Beherrschung zu verlieren.
    "Was hast du denn an?"
    Emily fühlte sich nackt und schutzlos unter seinem Blick.

Weitere Kostenlose Bücher