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Der Hof (German Edition)

Der Hof (German Edition)

Titel: Der Hof (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simon Beckett
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überrascht mich, dass du angehalten hast. Man findet nicht oft Frauen, die das Risiko eingehen, einen Anhalter mitzunehmen. Nicht, dass ich mich beschweren möchte», füge ich hinzu.
    «Manchmal muss man eben ein Risiko eingehen. Außerdem hast du auf mich ziemlich harmlos gewirkt.»
    «Danke.» Ich lache.
    Sie lächelt. «Was hast du in London zu tun?»
    «Ich suche einen Job.»
    «Dann ziehst du dauerhaft dorthin?»
    «Wenn ich Arbeit finde, ja.» Obwohl mir das Wort
dauerhaft
unangenehm ist.
    «Nach was für einem Job suchst du denn?», will Chloe wissen.
    «Was sich so ergibt. In einer Bar, auf dem Bau. Wo sich Geld verdienen lässt.»
    Sie blickt zu mir herüber. «Du hast studiert?»
    «Ja, aber das ist eine Weile her. Ich wollte lieber reisen und hab mir eine Auszeit genommen.»
Auszeit
 – ich verwende absichtlich diesen schwammigen Begriff. Mir ist unangenehm bewusst, wie schnell die Zeit vergeht. Die meisten meiner Studienkollegen haben inzwischen Karriere gemacht, aber ich lasse mich von einem Job zum nächsten treiben, ohne ein richtiges Ziel vor Augen zu haben.
    «Schön für dich», sagt Chloe. «Ich bin auch schon mal sechs Monate mit dem Rucksack in Thailand gewesen. Gott, das war herrlich! Wo bist du gewesen?»
    «Och … nur in Frankreich.»
    «Oh.»
    «Ich will wieder dahin», verteidige ich mich. «Sobald ich genug Geld beisammenhabe.»
    Das wird wahrscheinlich nicht so schnell passieren. Obwohl ich mir das Rauchen abgewöhnt habe, bringen die Gelegenheitsjobs nicht besonders viel Geld. Sie nickt, aber eigentlich hört sie mir gar nicht zu. Ich umklammere meinen Sitz, als sie plötzlich die Spur wechselt und einen Van überholt. Sie zieht vor einen Jaguar, der dafür voll in die Eisen gehen muss. Der Jaguar macht Lichthupe und fährt bis auf unsere Stoßstange auf. Der Motor des Käfers kreischt auf und schafft gerade so, mit dem Van gleichzuziehen, ohne ihn jedoch überholen zu können.
    «Komm schon, Arschloch», murmelt Chloe und schaut an mir vorbei auf den Vanfahrer. Ich sehe ängstlich zu, wie sie das Gaspedal durchtritt, bis wir knapp vor dem Van sind und zurück auf die ursprüngliche Spur schießen. Der Van hupt und fällt zurück, um genug Abstand zwischen sich und die verrückte junge Frau in dem Käfer zu bringen. Ich lasse den Sitz los, an den ich mich geklammert habe.
    «Was hast du denn studiert?», fährt Chloe unbeeindruckt fort.
    «Film.»
    «Filme machen oder nur die Theorie?»
    «Filmtheorie.» Ich merke, wie defensiv ich klinge.
    Sie grinst. «Ach so, jetzt verstehe ich. Darum bist du nach Frankreich gegangen. Sag’s nicht – dein Held ist bestimmt Truffaut. Oder nein, Godard.»
    «Nein», sage ich verletzt. «Also …»
    «Ich wusste es!»
    Ich kann mir das Grinsen auch nicht verkneifen und bin froh, weil ich jemanden gefunden habe, mit dem ich diskutieren kann. «Du magst das französische Kino nicht?»
    «Es ist nicht so, dass ich es nicht mag. Ich finde bloß, das ganze New-Wave-Ding wurde überbewertet. Das ist doch alles einfach
öde
. Die Amerikaner dagegen kann ich mir jeden Tag angucken. Scorsese.
Taxi Driver.
» Sie dreht die Handfläche nach oben und hält sie mir hin, als wollte sie sagen: Da hast du’s. «Und er musste nicht in Schwarz-Weiß drehen, um seinen Standpunkt zu veranschaulichen.»
    «Was ist mit
Wie ein wilder Stier

    «Das bezog sich auf die Fernsehübertragungen der Boxkämpfe in den fünfziger und sechziger Jahren. Das Blut wirkte in den Kampfszenen durch die Schwarz-Weiß-Darstellung intensiver. Was hat Truffaut verglichen damit vorzuweisen?»
    «Ach, komm schon!»
    Die Diskussion nimmt ihren Lauf, und wir beide reden uns in Rage, bis sie an einer Raststätte haltmacht, um zu tanken. Ich bin überrascht, als ich auf einem Straßenschild sehe, dass London nur noch zwanzig Meilen entfernt ist. Die Fahrt ist wie im Flug vergangen. Chloe winkt ab, als ich anbiete, mich an den Spritkosten zu beteiligen, aber sobald wir wieder unterwegs sind, scheint sie mit ihren Gedanken ganz woanders zu sein.
    «Und was ist mit dir?», frage ich nach einer Weile. Ich zeige auf die Mappe auf dem Rücksitz. «Bist du Künstlerin?»
    «Das rede ich mir zumindest ein.» Sie lächelt, doch es wirkt irgendwie traurig. «Ich verdiene meinen Lebensunterhalt als Kellnerin und versuche, Illustrationen an Werbeagenturen zu verkaufen. Ich bin gerade auf dem Rückweg von einer Präsentation. Ein kleines Kätzchen mit großen Augen für einen

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