Der Holcroft-Vertrag - Ludlum, R: Holcroft-Vertrag
Wagen und ließ sich dahinterfallen, um Deckung zu finden. Jetzt griff er nach der Türklinke.
Wieder ein Schuß, diesmal lauter. Und fast gleichzeitig mit der Detonation war noch eine andere Art von Explosion zu hören; das Hinterfenster seines Wagens war zersprungen.
Er hatte keine andere Wahl! Holcroft riß die Tür auf und sprang hinein. In Panik drehte er den Zündschlüssel. Der Motor heulte auf; sein Fuß preßte das Gaspedal gegen den Boden. Er legte den Gang ein, und der Wagen schoß mit einem Satz davon, hinein in die Dunkelheit. Er riß das Steuer herum; um Haaresbreite entging er der Mauer. Automatisch schaltete er die Scheinwerfer ein. Undeutlich nahm er die bergab führende Straße wahr, hielt verzweifelt darauf zu.
Die Straße schien nur aus Kurven zu bestehen. Er nahm sie mit hoher Geschwindigkeit, rutschte immer wieder zur Seite weg, schaffte es kaum, den Wagen unter Kontrolle zu halten, so schmerzten seine Arme. Seine Hände waren naß vom Schweiß und glitten immer wieder vom Lenkrad ab. Jede Sekunde glaubte er, irgendwo aufzuprallen, nur ein paar Augenblicke noch, und er würde in einer letzten Explosion den Tod finden.
Später konnte er sich nicht mehr erinnern, wie lange das dauerte und wie er die sich dahinschlängelnde Straße mit den Straßenlaternen gefunden hatte, aber da war sie plötzlich, glatt asphaltiert: die Straße zur Stadt. Sie führte nach links, mitten durch hohe Bäume und dichtes Buschwerk, die wie die Wände einer Schlucht um ihn aufragten.
Zwei Fahrzeuge kamen ihm entgegen; am liebsten hätte er vor Erleichterung aufgeschrien, als er sie sah. Er näherte sich den Ausläufern der Stadt. Jetzt befand er sich in den Vororten. Die Straßenlaternen standen hier dichter beieinander, und plötzlich waren überall Wagen, die in Seitenstraßen einbogen, ihm den Weg versperrten oder ihn überholten. Er hätte nie gedacht, daß er einmal so dankbar wäre, Verkehr um sich zu sehen.
Er erreichte eine Ampel; sie stand auf Rot. Wieder war er dankbar — dafür, daß sie da war, und für die kurze Rast, die sie ihm gönnte. Er griff in seine Hemdtasche, um die Zigaretten herauszuholen. Herrgott , wie er sich jetzt nach einer Zigarette sehnte.
Ein Wagen rollte links an ihn heran. Ungläubig starrte er hinüber. Der Beifahrer — ein Mann, den er noch nie gesehen hatte — hatte seine Scheibe heruntergekurbelt und hob jetzt eine Pistole. Die Mündung umgab ein perforierter Zylinder — ein Schalldämpfer. Der unbekannte Mann zielte auf ihn!
Holcroft zuckte zurück, zog den Kopf ein, riß am Schalthebel, preßte das Gaspedal durch. Er hörte das schreckliche spuckende Geräusch und das Splittern von Glas hinter sich.
Der Mietwagen sprang mit einem Satz in die Kreuzung hinein. Ein wildes Hupkonzert ertönte. Im letzten Augenblick wich Noel einem Zusammenstoß aus.
Die Zigarette war ihm aus dem Mund gefallen, hatte ein Loch in den Sitzbezug gebrannt.
Er raste in die Stadt hinein.
Das Telefon lag feucht und schweißglänzend in Noels Hand. »Hören Sie mir den überhaupt zu?« schrie er.
»Mr. Holcroft, beruhigen Sie sich, bitte.« Die Stimme des Attachés in der amerikanischen Botschaft klang ungläubig. »Wir tun alles, was wir können. Ich habe jetzt die wichtigsten Fakten, und wir werden der Sache so schnell wie möglich nachgehen. Aber es ist nach sieben Uhr; es wird schwierig sein, um diese Zeit irgendwelche Leute zu erreichen.«
» Schwierig , Leute zu erreichen? Vielleicht haben Sie mich nicht verstanden. Man hätte mich beinahe umgebracht! Sehen Sie sich den Wagen doch an! Die Fenster sind herausgeschossen! «
»Wir schicken einen Mann in Ihr Hotel, der den Wagen sicherstellt«, sagte der Attaché, ohne seinen Tonfall zu ändern.
»Ich habe die Schlüssel. Er soll in mein Zimmer kommen und sie holen.«
»Ja, abgemacht. Bleiben Sie, wo Sie sind, wir rufen zurück. «
Der Attaché legte auf. Herrgott ! Der Mann klang, als hätte er gerade von einem lästigen Verwandten gehört und wollte nun schleunigst sein Telefonat beenden, um zu Abend essen zu können!
Noels Angst ging über jegliche Furcht hinaus, die er bisher gekannt hatte. Sie hielt ihn gepackt, erfüllte ihn mit Panik und machte ihm das Atmen schwer. Und trotzdem vollzog sich — trotz dieser krankmachenden, alles durchdringenden Furcht - etwas an ihm, das er nicht begriff. Tief in ihm glomm ein Fünkchen Zorn, und er spürte, wie dieser Zorn wuchs. Er wollte nicht, daß er wuchs; er hatte Angst davor, aber
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