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Der Hollywood-Mord

Der Hollywood-Mord

Titel: Der Hollywood-Mord Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joseph Wambaugh
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darum sind wir jetzt völlig eingeklemmt und könnten genausogut einen Ausflug an den Scheißozean machen und nachgucken, ob da die Vögel gerade laufen oder nach Muscheln graben oder Abalonen-Schnecken von den verfluchten Felsen kratzen oder …«
    »Frettchen, der ist hinter uns!«
    Und das war er. Ganz-einfach-Bill war in Slauson Avenue wieder zurück auf den Freeway gefahren. Das Wiesel konnte ihn sechs Wagen hinter ihnen im Rückspiegel erkennen.
    »Himmel Herrgott! Dreh dich bloß nicht um«, sagte das Frettchen.
    »Denkste, ich bin bescheuert? Perücke auf!«
    »Aber mein Deodorant hat mich doch im Stich gelassen«, erinnerte ihn das Frettchen.
    »Hör auf zu schmollen und rutsch endlich rüber!«
    So kuschelten sie dann wieder für die nächsten fünf Meilen mit Ganz-einfach-Bill im Rücken. Das war gar nicht mal die schlechteste Art, ihn zu verfolgen, weil die meisten Leute ihr Blinklicht schon weit im voraus einschalten, ehe sie abbiegen, was wiederum im Rückspiegel gut zu sehen war, und Wiesel so die Chance hatte, als erster abzubiegen. Aber Ganz-einfach-Bill fuhr leider nicht wie die meisten Leute. Er fuhr noch nicht mal wie die meisten Haschdealer. Er fuhr, als ob er das Geheimnis der Neutronenbombe an die verfluchten Russen ausliefern wollte, und das Wiesel drehte deshalb beinahe durch. Das Wiesel verlor dann völlig die Fassung, als der Mercedes es schaffte, durch eine Lücke in der Wagenkolonne zu schlüpfen und auf der Fahrspur Nummer eins schnell davonzog.
    »Er ist auf der Schnellspur, Wiesel!« sagte das Frettchen.
    »Klar, seh ich doch.«
    »Also, dann raus aus dieser verdammten Spur!«
    »Kann ich aber nicht. Siehste denn nicht, daß ich blockiert bin?«
    Dann lehnte sich das Wiesel aus dem Fenster und winkte einem alten Mann in einem Buick neben ihm verzweifelt zu, aber der grinste nur zahnlos und winkte zurück. Und klemmte sie dann völlig ein.
    »Ich verbring mein ganzes Scheißleben auf der Schneckenspur!« heulte das Frettchen.
    Dann lehnte sich das Wiesel wieder aus dem Fenster und brüllte rüber zu einem Triumph TR-7 vor ihm und drückte kräftig auf die Hupe. Der Fahrer antwortete mit einem Fingerschnipsen und trat dann tückischerweise auf die Bremsen, woraufhin auch das Wiesel auf die Bremsen springen mußte. Und schon knallte das Frettchen mit dem Kopf an die Windschutzscheibe und schlug sich dabei die Farah-Fawcett-Perücke schief.
    Das Wiesel rächte sich, indem er Wagenrammen mit dem TR-7 spielte und immer wieder an das Heck des Sportwagens bumste. Mit jedem Krachen der Stoßstangen trieb er den Triumph vorwärts, bis der Kopf des Fahrers hin und her schlug wie ein Metronom. Schließlich hob der Fahrer beide Hände zum Zeichen seiner Kapitulation, gab den Weg frei, und schon raste das Wiesel wie ein Verrückter los und hatte schon nach einer halben Meile den Mercedes eingeholt, der auf der zweiten Fahrspur zügig vorankam. Der Verkehr war hier draußen weit vor der Stadt nicht mehr so dicht, und die Dunkelheit hatte die malvenfarbige, karmesinrote Schönheit des unheilverkündenden Smogsonnenuntergangs geschluckt.
    Als sie endlich San Pedro erreichten, hatte das Frettchen bereits eine Sechserpackung Bier intus, das Vorrecht des Beifahrers, und war bierselig genug, um philosophisch zu werden. Er sagte: »Ich glaub, mit meinem Horoskop läuft in letzter Zeit alles schief. Kannst du Ganz-einfach-Bill noch sehen?«
    »Ich kann noch sehen«, sagte das Wiesel angewidert, »was ich von dir nicht unbedingt behaupten kann.«
    »Ich glaub, ich werd wohl aus Venice abhauen«, sagte das Frettchen. »In meinem Alter hört der Spaß am Surfen allmählich auf.«
    »Dir sind doch schon Kiemen gewachsen«, grollte das Wiesel und beobachtete dabei den Mercedes, der sich nach und nach rüber auf die langsamen Fahrspuren schob. »Landeinwärts kannste nicht gehen, weil du da bald krepieren würdest.«
    »Is mir Wurscht«, sagte das Frettchen und öffnete knallend die letzte Bierdose, sehr zum Ärger des Wiesels. »Mein Karma ist ganz schlecht. Ich glaub, ich werd einfach aussteigen, zum Himalaja gehen und irgend so 'nen chinesischen Guru in Katmandu oder wo zum Teufel auch immer anbeten.«
    »Is wohl nicht ganz der richtige Platz für chinesische Gurus.«
    »Is doch scheißegal. Dann leb ich eben bei 'nem Mönch oder 'nem Mungo, und vielleicht find ich ja das Nirwana. Eben eine Frau mit vier Brustwarzen.«
    Daraufhin rollte das Wiesel stöhnend die Augen zum Helm, den er inzwischen wieder auf dem

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