Der Horror-Helikopter
Tankstelle her kommend auf den Parplatz. Er wäre mir kaum aufgefallen, hätte sein Fahrer in Höhe meines abgestellten Rovers nicht kurz gestoppt und so intensiv zu meinem Wagen hingeschaut, daß es mir schon auffiel. Den Mann konnte ich nicht genau erkennen. Ich sah nur, daß er dunkelhaarig sein mußte.
Wie auch der Lockenkopf!
Bezahlt hatte ich bereits vor Beginn der Mahlzeit an der Kasse. Jetzt galt es, schneller zu sein. Ich schoß hoch und beeilte mich, die Raststätte zu verlassen.
Durch die große, offenstehende Glastür huschte ich hinaus, lief die breite Treppe hinab, mußte mich nach links wenden und hatte nur wenige Schritte zu gehen, bis ich den Rover erreichte.
Der andere war weitergefahren. Er kam mir entgegen, und ich schaute geradewegs in die beiden hellen Glotzaugen der Scheinwerfer hinein, die mich blendeten.
Ich trat zur Seite, blieb aber so stehen, daß dieses Fahrzeug sehr dicht an mir vorbeirollen mußte. Es war ein dunkler Opel Rekord. Es war es!
Ein Blick nur hatte mir gereicht. Mein Herz schlug plötzlich schneller. Im Wagen hockte tatsächlich dieser verdammte Lockenkopf, der meine Eltern und mich hatte killen wollen. Also war er mir seit Lauder auf der Spur geblieben.
Irgendwie war ich froh darüber, denn jetzt bestand für meine Eltern keine Gefahr mehr. Über mein Gesicht glitt ein Lächeln, ich spürte das Blut schneller durch die Adern fließen, die Spannung war auf einmal da, auch die Gänsehaut.
War es Zufall, daß ich ihn entdeckt hatte, oder war es bewußt von ihm gesteuert worden, um mich in eine Falle zu locken? Darüber zu theoretisieren, ergab keinen Sinn. Ich mußte es eben darauf ankommen lassen. Sehr schnell stieg ich ein, kam gut aus der Parklücke und setzte mich auf die Spur des Opels.
An der Auffahrt sah ich ihn wieder. Er mußte warten, bevor er sich in den schnell fließenden Verkehr einordnen konnte. Einige Fahrer rasten wie die Wahnsinnigen. Ein Jaguar rauschte tatsächlich vorbei, als wäre er ein Raubtier.
Nach ihm gab der Lockenkopf Gas. Selbst ich konnte das Kreischen der Reifen hören, als er beschleunigte. Der Kerl schien es schrecklich eilig zu haben, möglicherweise trug ich daran die Schuld, denn gesehen haben mußte er mich. Ich war einfach zu nah an seinen Wagen herangekommen und hatte im Licht der Scheinwerfer gestanden. Ich mußte mit der Auffahrt noch warten und zwei Trucks vorbeidonnern lassen. Dann kam ich auch weg und beschleunigte so gut wie möglich. Natürlich hatte der Opel einen gehörigen Vorsprung herausfahren können, und es würde auch nicht einfach sein, ihn in der Dunkelheit zu erwischen. Weit vor uns strahlte vom Boden her ein dichter Lichtschleier gegen den Nachthimmel.
Dort lag das Industriegebiet mit seinen zahlreichen Städten, die ineinander übergingen.
Die Verkehrsdichte steigerte sich. Ich hatte das Radio eingestellt und lauerte auf Staumeldungen. Es wurden auch einige durchgegeben, glücklicherweise östlich vor mir, nahe Huddersfield. Nach etwa einer Fahrt von sechs Meilen sah ich den Opel wieder. Er fuhr auf der mittleren der drei Spuren, seine Geschwindigkeit konnte man als normal bezeichnen, und ich drehte jetzt den Spieß um, denn ich blieb hinter ihm.
Ob er es merkte oder nicht, war mir egal. Ich war mittlerweile zu der Überzeugung gelangt, daß er gewissermaßen die Konfrontation oder das Treffen gesucht hatte.
Also blieb ich am Mann.
Manchmal befanden sich zwei Fahrzeuge zwischen uns, dann wieder drei, auch mal ein Wagen.
Kurz vor Manchester gerieten wir in einen Stau. Aus dem Radio wußte ich, daß er nicht sehr lang war, im Schrittempo ging es weiter. Rechts und links der Bahn leuchteten die Lichter der großen Städte. Eine Hinweistafel löste die andere ab. Auf-und Abfahrten sowie Kreuze und Kreisel bildeten einen bald schon unübersichtlichen Wirrwarr. Es dauerte immerhin eine Stunde, bis wir diesen Verkehrsknotenpunkt hinter uns gelassen hatten.
Jetzt ging es weiter über Stoke City in Richtung Birmingham, eine Strecke, die tagsüber gut befahren wurde, in der Nacht allerdings schwächer.
Ich gähnte. Zwar fühlte ich mich nicht müde, aber taufrisch auch nicht. Das Fahren in der Dunkelheit strengt an, auch wenn es nicht regnet. Bis Stoke City tat sich nichts. Der Lockenkopf rollte unbeirrt seinem Ziel entgegen. Wenn das so weiterging, fuhr ich bis London hinter ihm her. Mir sollte es recht sein. In London aber wollte ich ihn mir zur Brust nehmen. Bisher war er die einzige Spur zu diesem
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