Der Horror-Helikopter
werden wir siegen.«
Ich ließ mir Zeit mit meiner Erwiderung und schaute ihn schräg von der Seite heran. Es war still. Nur von der entfernt liegenden Straße her vernahmen wir ein Rauschen, als ein Wagen vorbeifuhr.
»Ich möchte gern deinen Namen wissen.«
»Abdul Kaifa!« erklärte er nicht ohne Stolz.
»Dann weiß ich wenigstens, wen ich verhaften muß. Es tut mir leid, aber wir werden die Fahrt nach London in einem Wagen fortsetzen müssen. Dort sehen wir weiter.«
Er lachte leise. »Kennst du auch das Risiko«? fragte er dann.
»Welches denn?«
»Du begibst dich auf Glatteis. Es kann sehr gefährlich werden, das glaube nur.«
»Du vertraust auf den Hubschrauber?«
»Natürlich. In London wird man bereits zittern. Zweimal hat der Helikopter angegriffen, beim drittenmal wird es Tote geben, das kann ich dir versprechen.«
»Wo griff er beim zweitenmal an?«
»Hier in England. Es war ein Flughafen östlich von London. Er stand plötzlich in Flammen, denn der Hubschrauber ist wie ein finsterer Götze, der Feuer spuckt.«
Ich hatte keinen Grund, an seinen Worten zu zweifeln. Diese Truppe war gefährlich. Sie wollte das Chaos, und sie wollte Geld, um den Terror noch weiter ausbauen zu können.
»Arabian Force?« sagte ich. »Es gibt viele, die sich zusammengetan haben und es mit einer gigantischen Erpressung versuchten, aber keine hat es bisher geschafft.«
Der Lockenkopf winkte ab. »Das stimmt. Wir aber haben die Waffe. Wir stehen mit der Hölle in Verbindung…«
»Du auch?«
»Nicht so wie die anderen. Ich gehöre zu denen, die den Rand der Truppe bilden. Wenn es aber darauf ankommt, schlage ich zu. Ich gebe mein Leben für ihn.«
»Wer ist es?«
»Nadir Shive. Er hat die Kraft des Scheitans, und er hat es geschafft, die Waffe unzerstörbar zu machen.«
»Wie?«
Kaifa rieb seine Hände. »Da wir gerade beisammen stehen, sollst du es erfahren. Durch seine Haut. Durch die Haut des Dämons Nadir Shive ist der Helikopter zu dem geworden, als was wir ihn kennen. Als unser großer Helfer und Trumpf.«
Diesmal hatte mich der Knabe überrascht. Ich mußte erst einmal schlucken. »Ist das wahr?«
»Weshalb sollte ich lügen?«
»Dann ist dieser Shive ein Wesen ohne Haut?«
»Ja.«
»Und seine Diener, die übrigen Mitglieder eurer Arabian Force. Sind es auch Untote?«
»Sicher.«
»Du aber nicht?«
»Nein, ich gehöre einem anderen Kreis an, wie ich dir schon sagte. Ich bin eine Vorhut.«
»Ja, das habe ich bemerkt.« Ich nickte ihm zu. »Ich glaube, meine Freund, daß wir genug geredet haben. Ich möchte noch in der Nacht in London eintreffen, und zwar mit dir. Kommst du freiwillig mit, oder muß ich Gewalt anwenden?«
Seine Antwort überraschte mich. »Fahren wir mit deinem oder mit meinem Wagen?«
»Wir nehmen meinen.«
»Cut, dann steige ein.«
»Nach dir.«
»Bitte sehr.« Er lächelte mich an und ging auf die Beifahrertür zu. Ich wußte nicht, wie ich mich verhalten sollte. Sein Benehmen hatte mich überrascht. War es wirklich so einfach gewesen, ihn zu überreden? Er hatte meine Eltern und mich mit einer Handgranate beworfen, und jetzt leistete er keinen Widerstand?
Das wollte mir nicht in den Kopf.
»Darf ich einsteigen?« Er fragte es fast in einem freundlichen Tonfall.
»Natürlich.«
Vor mir saß er im Wagen, schnallte sich ordnungsgemäß an und legte seine Hände brav in den Schoß, wobei er mir die etwas gekrümmten Handrücken zeigte.
Ich startete und mußte auf dem schmalen Weg zunächst wenden, was sich als nicht einfach herausstellte. Der Boden war vom letzten Regen noch feucht, an einigen Stellen sogar aufgeweicht. Beinahe wäre ich noch steckengeblieben.
Dann hatte ich es geschaft und hörte die ersten Worte des Mannes nach seinem Einsteigen. »Ich spüre ihn.«
»Wen?«
»Nadir Shive. Er spricht zu mir. Er hat Kontakt zu mir aufgenommen. Er ist nicht einmal weit weg.«
Ich war so mit der Kurbelei am Lenkrad beschäftig! gewesen, daß ich meinem Begleiter erst jetzt einen Blick zuwerfen konnte. Er saß zwar starr auf dem Sitz, hatte aber jetzt den Kopf weit zurückgebeugt. Ein ovaler Stein lag auf seiner Stirn. Er lag dort, als wäre er angeklebt. Der Stein war dunkel, leuchtete allerdings in seinem Innern, so daß die winzigen Einschlüsse wie Farbspielereien wirkten.
Ich fuhr noch nicht und ließ auch die Handschellen stecken, die ich Kaifa eigentlich hatte anlegen wollen.
»Was soll das bedeuten?«
Er lachte leise und hielt die Augen dabei geschlossen.
Weitere Kostenlose Bücher