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Der Hoteldetektiv

Der Hoteldetektiv

Titel: Der Hoteldetektiv Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexandra Cordes
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sagte ich, bevor er sich hoffnungslos ver-hedderte. »Also los, gehen wir.«
    »Es ist nicht weit, Sir. Nur noch fünf Minuten.«
    Daraus wurden natürlich zehn, aber ich genoß den kurzen Spa-
    ziergang in der frischen Abendluft.
    Vor einem Haus, das ein wenig zurücklag in einem kleinen wohl-
    gepflegten Garten, blieb Paul stehen. Er öffnete das weißlackierte hölzerne Gartentor, um das sich Rosen rankten, und ließ mich ein-treten.
    »Ich lebe hier bei meiner Tante, Sir. Meine Eltern arbeiten beide
    in der City. Meine Tante ist Mistress Moore.«
    Mrs. Moore erwies sich als eine junge Frau von etwa achtund-
    dreißig, mit lebhaften braunen Augen und weichem blonden Haar,
    das im Nacken zu einem Pferdeschwanz gebunden war.
    Über einem einfachen blauen Leinenkleid trug sie eine rotweiß-
    karierte Schürze, und ihre Hände waren mehlbestäubt.
    »Ich war gerade beim Pastetenbacken, Sie müssen entschuldigen.
    Aber Paul hat Sie sicher wegen seiner Kanarienvögel mitgebracht?«
    »Ja, der Herr interessiert sich sehr dafür.«
    »Nun, dann zeig sie ihm, Paul.« Sie hatte ein sehr liebenswertes
    Lächeln.
    Mrs. Moore verschwand in ihrer Küche, aus der es so einladend
    roch, daß mir das Wasser im Munde zusammenlief.
    Paul führte mich eine lustig rotlackierte Stiege hinauf. Als er die Tür öffnete, kam uns ein Gezwitscher entgegen, das fast ohrenbe-täubend war.
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    In einem großen Geviert aus Maschendraht blitzte es von für
    mich unzähligen gelben Kanarienvögeln nur so hin und her.
    »Aber haben die denn Platz genug darin?« fragte ich.
    »Doch, ja. Ihre Anzahl entspricht genau dem Raum, den sie zum
    Leben brauchen.«
    Paul zeigte mir ihre Nester, in denen Gelege waren. Er zeigte mir
    die Badewannen und Futternäpfe, erklärte mir, welche Futtermi-
    schung zur Aufzucht von Kanarienvögeln die beste sei. Er war ein
    echter kleiner Experte in seinem Fach – und er verdiente nicht
    schlecht daran.
    Er belieferte in der Stadt einige Tierhandlungen, dazu seine ehe-
    maligen Klassenkameraden und die jetzigen in der Fachschule.
    Ein Kanarienvogel brachte ihm umgerechnet rund sechs bis acht
    Mark nach Abzug der Aufzuchtkosten.
    Es machte mir tatsächlich Spaß, alles anzusehen und im An-
    schluß in der gemütlichen Küche von Mrs. Moore eine Tasse Tee
    zu trinken.
    Und sie fragte ich dann auch, ob es in der Gegend wohl einen
    Hundezwinger gäbe, den ich mir einmal anschauen und in dem ich
    mir dann auch vielleicht einen zweiten Hund kaufen könnte.
    »Eigentlich ist es kein Zwinger«, sagte Mrs. Moore. »Es ist mehr
    ein Hundehotel. Oder Hundeheim. Sie nehmen jedoch nur Rasse-
    hunde auf und verkaufen auch nur solche.«
    »Wissen Sie, Sir«, ergänzte Paul. »Es kommen viele Leute von
    Übersee, die genau wie Sie, Sir, ihren Gefährten nicht mitbringen
    konnten, weil wir doch die scharfen Quarantänebestimmungen ha-
    ben. Und manche von unseren Gästen haben dort, bei Phil, dann
    gleich einen neuen Gefährten gefunden. Wenn Sie wol en, führe ich
    Sie einmal dorthin.«
    Natürlich wollte ich. Und zwar noch heute.
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    Phil's Hundehotel lag am Ende des Ortes, in einem großen, einge-
    zäunten Garten. Die Zwinger waren vorbildlich saubergehalten, und
    die Hunde, die ich dort zu Gesicht bekam, waren alle große Klasse.
    Paul erklärte einem jungen Mann, der vom Aussehen her sein
    älterer Bruder hätte sein können, samt beginnender Glatze, aber
    nicht tat, als wäre er es, sondern eher mürrisch blieb, daß ich ein Gast im Hillcrest sei und einen vierbeinigen Gefährten suchte.
    Ich entschied mich für einen Zwergschnauzer, den ich Jinny auf
    jeden Fall mitnehmen wollte.
    Er hieß Derek, ich zahlte umgerechnet sechshundertachtzig Mark
    für ihn – ganz stolzer Preis, aber dafür hatte er auch einen fabelhaften Stammbaum.
    Ich taufte ihn Pips, und er hörte sofort auf diesen Namen.
    Paul begleitete mich noch bis zum Hotel, mindestens ebenso
    glücklich wie ich, daß ich Pips gefunden hatte. Wenn auch sicher
    aus einem anderen Grund. Wahrscheinlich kriegte er Prozente von
    Phil, geschäftstüchtig wie der Junge war.
    Am Empfang ließ ich verlauten, daß ich wahrscheinlich am nächs-
    ten Morgen schon leider abreisen müsse. Wichtige Geschäfte riefen
    mich nach Paris, nicht mal Zeit blieb mir, meine liebe alte Tante
    Ludmilla in Chelsea zu besuchen.
    Dann nahm ich Pips mit nach oben, ließ ihn jeden Winkel und
    jede Ecke des Apartments schnüffelnd inspizieren und zog mich
    zum Abendessen um. Pips bekam einen

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