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Der Hoteldetektiv

Der Hoteldetektiv

Titel: Der Hoteldetektiv Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexandra Cordes
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Schloßkapelle wirkte, schlug mit einem silbernen
    Hammer auf die Platte und rief: »Josephine, zum ersten, zum zwei-
    ten und zum dritten!«
    Und was konnte ich dagegen tun? Gegen eine solche Versteige-
    rung weiblicher Körper in einem unserer Häuser? Das war ein ech-
    ter Skandal. Wenn das jemals an die Öffentlichkeit geriet!
    Aber da sprang plötzlich die Jamaikanerin auf die Bühne, riß dem
    Auktionator seinen silbernen Hammer aus der Hand und schlug
    ihm damit auf den Kopf. Durchdringend und gel end schrie sie auf:
    »Wucher! Schacher! Salaud!«
    »Ruhe! Keinen Ton! Polizei!« brüllte ich.
    In dem ausbrechenden Tohuwabohu – die Herren glichen einem
    aufgescheuchten Schwarm dicker schwarzer Fliegen – hetzte ich zur
    Bühne, packte die Jamaikanerin, nahm ihr den Silberhammer ab,
    schleppte sie in die Kulissen und hielt ihr die Hand auf den Mund.
    »Wer hat euch hergebracht? Tut ihr das freiwillig?«
    Sie schüttelte wild den Kopf. Ihre Feueropalaugen waren voller
    Angst und Zorn.
    »Zeig mir den Weg.«
    Aus der Kulisse weg, über einen Gang, vorbei an zwei, drei Gar-
    derobentüren, die vierte war von innen verschlossen.
    »Da drin!«
    »Die Mädchen? Allein?«
    »Nein.« Wieder schüttelte sie wild den Kopf.
    »Drei Kerle, mit Peng-Peng-Peng.«
    »Wo sind eure Pässe?«
    »Weiß ich nicht. Heute nachmittag, wenn hier ankommen, alles
    weg. Handtasche. Geld. Paß. Alles weg.«
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    Ich zog sie hinter mir her, die Treppe für die Zimmermädchen
    und Kellner runter.
    »Wo ist der Mann, der euch gechartert hat?«
    »Nicht verstehen?«
    »Der Boß!«
    »Monsieur Claude? Zweihundertfünf. Dicker alter Mann.«
    Ich grapschte mir den Paß-Schlüssel, der in jedem unserer Hotels
    im Service-Teil an einer ganz bestimmten Stelle unter Panzerglas
    hängt, wie sonst nur ein Feuermelder.
    Mit der Jamaikanerin im Schlepptau raste ich in die zweite Etage.
    205 war die Suite neben uns.
    Als ich den Salon betrat, fiel mein erster Blick auf Jinny. Sie war sehr blaß.
    Und dann auf einen fetten alten Mann.
    »Kommen Sie nur herein, Helm«, sagte er, und sein Kopf hüpfte
    bei jedem Wort auf und ab wie ein Luftballon.
    »Komm herein, Nikia«, sagte er. Und die Jamaikanerin ging tat-
    sächlich zu ihm.
    »Warum hast du durchgedreht?«
    »Weil andere Mädchen Angst. Wut.«
    »Plötzlich hast du Skrupel?«
    »Die kleine Belgierin Pulsadern schneiden.«
    Während des Dialogs hielt der Ballonkopf eine Pistole auf Jinny
    gerichtet.
    »Wie hat er dich hergekriegt?« fragte ich Jinny.
    »Er hat mir im Flur vor unserem Zimmer einen Herzanfall vorge-
    spielt.«
    »Und du hast die Tür geöffnet?«
    »Ja.«
    »Sie kommen trotzdem nicht davon«, sagte ich zu dem Ballon-
    kopf. »Ich werde der Polizei eine Beschreibung geben.«
    »Halten Sie den Mund!« sagte er nur.
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    Dann wandte er sich wieder der Jamaikanerin zu.
    »Du weißt, daß ich dich jetzt hierlassen muß, Nikia. Und damit
    du vorläufig keinen Unsinn mehr anrichten kannst…« Er sprühte
    ihr etwas ins Gesicht, und wir sahen, wie es sich in ihre Haut fraß, wie es die Haut verbrannte.
    Nikia schrie nicht. Sie sackte nur in sich zusammen.
    »Ich kann das gleiche Mittel auch bei Ihrer Frau anwenden«, sag-
    te der Fette zu mir. »Es sei denn, Sie lassen mich gehen.«
    Ich ließ ihn gehen.
    Im Hof des Schloßhotels schlugen Wagentüren, war Hin- und
    Hergelaufe und hetzendes Geschrei zu hören.
    »Willst du ihn wirklich entkommen lassen?« Jinny kniete bei der
    Jamaikanerin.
    »Nein«, sagte ich.
    Der Ballonkopf strebte dem weitläufigen Park zu. Wie ich wußte,
    lag hinter dem Schwanenteich, umgeben von einer Hecke, der
    Hubschrauberlandeplatz.
    Der Ballonkopf schlenderte dorthin wie jemand, der sich absolut
    sicher fühlt. Nur deswegen erreichte ich den Hubschrauber vor
    ihm.
    Da stand ein Junge in Pilotenkluft und wandte mir halb den Rü-
    cken zu, während er aus einer Bierflasche trank.
    Ich gab ihm mit dem Silberhammer eins über den Schädel, und
    mit einem Seufzer ging er in die Knie.
    Dann bediente ich mich des Bordfunks, um einen der Polizei-
    hubschrauber herbeizurufen, welche die Autobahnen in dieser Ge-
    gend oft patrouillierten. Ich hatte unverschämtes Glück, erreichte tatsächlich einen von ihnen.
    Dann überließ ich den Ballonköpfigen und seinen Piloten ihrem
    wohlverdienten Schicksal.
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    Das Ende der Geschichte: Es ging durch die Presse. Vor allem die
    Boulevardblätter waren natürlich voll davon.
    Die Sheraman-Kette entledigte sich des Schloßhotels

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