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Der Hoteldetektiv

Der Hoteldetektiv

Titel: Der Hoteldetektiv Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexandra Cordes
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träumen, oder?«
    »Natürlich, Jinny, mein Schatz!«
    Sie lehnte ihren Kopf an meine Schulter, und mir war, als hörte
    ich sie in ihrem Traum schnurren wie eine satte Katze.
    Es ist schon sonderbar, wenn man auf dem New Yorker Flughafen
    ankommt, von einem Cadillac mit dem Wahrzeichen Sheramans
    abgeholt und über den Highway nach Manhattan gefahren wird.
    Zuerst geht es nämlich Meile um Meile zwischen Friedhöfen ent-
    lang, auf mich wirkte das etwas deprimierend, Jinny wachte erst auf, als wir uns schon dem Hotel näherten, am Central Park, gar nicht
    weit vom berühmten Plaza entfernt.
    Aber das Sheraman-Hotel Golden Globe konnte sich ebenso sehen lassen wie das Plaza; mit seiner violettweiß gestreiften Markise über 88
    dem Eingang, den Portiers, den Pagen, alle in Sheramans Lieblings-
    farbe violett, und schließlich unsere Suite – ein Luxus, der, sollte ich ihn im einzelnen beschreiben, mehrere Seiten fül en würde. Nur soviel sei gesagt: Das ganze Zimmer war mit Moosrosen in allen
    Farben geschmückt, die Jinny nun einmal am liebsten hatte.
    Und sogar das Badezimmer!
    »Jinnykind«, sagte ich und schaute ihr ernst in die Augen, »bist
    du auch wirklich brav gewesen, als ich dich in Kapstadt bei Shera-
    man lassen mußte?«
    Ihre Augen begannen zu funkeln, und ich sah, daß sie zornig war.
    »Wenn du mir so etwas zutraust, warum hast du mich dann über-
    haupt geheiratet, Jörg Helm?«
    Zur Besänftigung wollte ich sie in die Arme nehmen, aber sie
    stieß mich zurück.
    »Wir wollen das ein für allemal heute klarstellen, Jörg«, sagte sie,
    »Sheraman ist charmant, er ist äußerst gebildet und äußerst groß-
    zügig, und wenn es dich nicht gegeben hätte, wäre es vielleicht, vielleicht möglich gewesen, daß ich mich in ihn verliebt hätte. So aber hat er mich behandelt wie ein Vater, der seine Tochter nicht verhätschelt und verwöhnt, sondern wie ein Vater, der seine Tochter
    lieb hat. Und das ist alles. Ein für allemal, alles!«
    Mich muß der Teufel geritten haben, denn ich sagte: »Aja, wenn
    das so ist, womöglich setzt er dich dann eines Tages als seine Erbin ein?«
    Und schon holte Jinny aus und gab mir eine Ohrfeige.
    Die hatte ich verdient, dennoch drehte ich mich beleidigt um
    und stapfte ins Bad und schloß hinter mir ab.
    Jinnys kleine Handspur zeichnete sich deutlich auf meiner Wange
    ab.
    »Willkommen in New York, du Idiot«, sagte ich zu mir selbst.
    Ich lauschte, hörte, wie Jinny unsere Koffer auspackte, und dazwi-
    schen hörte ich immer wieder ein Schnupfen; na also, der Handaus-
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    rutscher tat ihr schon leid.
    Aber ich überließ sie noch eine Weile sich selbst, und dann trat
    ich mit stählernem Gesicht, vorher gut geprobt, in den kleinen Sa-
    lon, wo sie sich vor dem Kaminfeuer hingekauert hatte.
    »Entschuldige, Jinnylein«, sagte ich, »du hast eben einen Trottel
    geheiratet.«
    »Das ist nicht wahr«, sagte meine streitlustige Jinny, »das würde
    ich niemals tun! Einen Trottel heiraten, meine ich. Dann könnte
    ich mir selbst ja nicht mehr in die Augen sehen.«
    »Dann bin ich eben nur eifersüchtig.«
    »Ja! Aber was mich so wütend macht, ohne Grund. Meinst du,
    ich hätte nicht bemerkt, wie du damals im Schloßhotel die Man-
    nequins beäugt hast?«
    »Aber Jinny, keine war so schön wie du.«
    »Dann hast du Knöpfe auf den Augen.«
    »Aus lauter Liebe.«
    »Ach, Jörg«, seufzte sie und streckte eine Hand nach mir aus. Ich
    legte mich neben sie auf den Bauch und küßte sie auf die Nasen-
    spitze.
    Dabei blieb es natürlich nicht, und Jinny sagte schließlich: »Du
    mußt noch runter in die Direktion. Aber mach es so kurz wie mög-
    lich.«
    Das Golden Globe wurde von einer Frau geleitet, die mich bat, sie Lydia zu nennen. Sie mochte um die Fünfzig sein oder auch Sechzig, und sie war in einer Weise gekleidet und zurechtgemacht, daß
    es mir den Atem verschlug. Perlgraues Kostüm, hochgeschlossene
    Bluse in blassem Lavendel, das weiße Haar, ebenfalls mit einem
    Hauch von Lavendel, lag dezent gewel t um ihr Gesicht. Sehr hohe
    Stirn, nur ahnbares Make-up. Ihre Augen, grau wie ihr Kostüm,
    musterten mich sehr rasch, aber ich bin sicher, ebenso genau.
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    »Nun, Jörg, Mister Sheraman hat Wunder von ihnen berichtet.«
    Sie sprach leise, aber jedes Wort war wohl akzentuiert.
    Ich wehrte ihr Lob mit einer Handbewegung ab.
    »Nehmen Sie einen Sherry mit mir?«
    »Danke, gern«, sagte ich, obwohl ich im Dienst ungern Alkohol
    trinke.
    Sie ging nicht einfach, sie

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