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Der Hoteldetektiv

Der Hoteldetektiv

Titel: Der Hoteldetektiv Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexandra Cordes
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daß wir ihn sahen.
    Seither kommt er nicht mehr in die Hotels der Sheraman-Kette,
    und obwohl wir ihn baten, uns zu schreiben, haben wir außer ei-
    nem lieben Dankesbrief und der Überweisung des Geldes, das wir
    ihm vorgestreckt hatten, nie mehr etwas von ihm gehört.
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    »Ich hoffe, es geht ihm nicht allzu schlecht«, sagt Jinny manch-
    mal, und das ist es, was ich mir auch wünsche.
    Die Nacht, als der Regen kam
    er September war so heiß, als wolle es nie Herbst und Winter
    Dwerden. Das Red Rock in Beirut war voll ausgebucht. Westmann erzählte es mir am Telefon.
    Die Verbindung war ausgezeichnet, obwohl Beirut, von der Costa
    Brava aus gesehen, ja nicht gerade um die Ecke liegt, da ist immerhin das Mittelmeer dazwischen.
    »Heiß haben wir es hier auch«, sagte ich, »und ausgebucht sind
    wir auch bis unters Dach. Ich frag' mich, wie die Leute sich das
    noch leisten können – bei unseren Preisen?«
    Westmann lachte, es klang kühl und gelassen, wie alles, was er
    sagte oder tat.
    »Sie sollten sich inzwischen daran gewöhnt haben, Jörg, daß un-
    seren Gästen Geld die geringsten Sorgen macht.«
    Na ja, er hatte recht.
    »Was macht übrigens Jinny?« fragte er.
    »Sie erwartet unseren ersten Sohn.«
    »Wann?«
    »Ende Januar.«
    »Ist sie gesund? Geht es ihr gut?«
    »Und ob. Bei der Pflege.«
    »Ich war ganz schön sauer, als Sie sie mir ausgespannt haben, als
    Sekretärin, meine ich«, sagte Westmann und klang immer noch säu-
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    erlich.
    »Jinny vermißt Sie aber gar nicht«, sagte ich pampig, denn in den
    allerersten Wochen, damals im Red Rock, hatte ich geglaubt, daß Westmann auch ein Auge auf Jinny geworfen hätte. Und offenge-standen, ich hatte seine Konkurrenz gefürchtet, denn schließlich
    war er ein gestandener Hoteldirektor und ich nur ein Hoteldetektiv.
    »Na schön, also sollen wir Sie besuchen kommen?« fragte ich,
    weil er nicht zum wahren Grund seines Anrufs kam.
    »Genau das«, sagte Westmann.
    »Wie bitte?«
    »Sie haben richtig gehört, Jörg. Ich brauche Sie hier. Und zwar
    den ganzen Oktober über.«
    »Aber –«
    »Kein aber. Mit oben ist schon alles geregelt.«
    Mit oben meinte er natürlich das Direktorium, daß in irgendwel-
    chen Wolkenkratzern in New York saß und unser aller Geschicke
    leitete – falls ihnen der gute alte Sheraman nicht in die Suppe
    spuckte.
    Und das tat er hin und wieder ganz schön kräftig, wir kriegten es
    in den Hausmitteilungen auf zartgelbem Papier – nur er benutzte
    diese Sorte – mit.
    »Was soll ich in Beirut?« fragte ich höflicherweise.
    »Wir erwarten für den Oktober einen – außergewöhnlichen Gast.
    Und den müssen Sie beschützen.«
    »Dann ist Jinny schon im sechsten Monat.«
    »Tut mir leid, Jörg, aber Sie wissen, was in Ihrem Kontrakt steht.
    Private Angelegenheiten –«
    »Ich werde meine Mutter herkommen lassen«, unterbrach ich
    Westmann.
    »Gute Idee«, er sprang sofort darauf an. »Die beste, die Sie je hatten. Also, ich erwarte Sie am ersten Oktober. Übrigens kriegen Sie auch eine Erfolgsprämie.«
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    »So?«
    »Zwanzigtausend, wenn alles glatt läuft.«
    Zwanzigtausend, bar auf die Hand?
    »Bar auf die Hand«, bestätigte Westmann, als könnte er Gedan-
    ken lesen, und ich konnte mir dabei genau sein Gesicht vorstel en.
    Ich bin normalerweise alles andere als geldgierig, aber er wußte,
    daß er mich damit an der Angel hatte. Schließlich hat ein werden-
    der Vater für seine Familie vorzusorgen, oder etwa nicht?
    In diesem Sinne brachte ich es beim Abendessen auch Jinny bei.
    Sie sah mich mit ihren weiten großen blauen Augen zweifelnd an.
    »Hast du schon vorher mal so eine Prämie bekommen?«
    »Noch nie.«
    »Dann ist irgend etwas faul daran.«
    »Aber Jinny, du kennst doch Westmann.«
    »Ja, ich kenne ihn gut genug. An ihm ist nichts Falsches. Aber
    kein Mensch ist gegen Ausnutzung gefeit. Und er ist auch nur ein
    Mensch.«
    »Liebes, ich bin kein Idiot, ich werd' schon auf mich aufpassen.«
    »Vor allem halt dich beim Essen zurück. Und trink keinen Ar-
    rak.«
    »Ich nehme meinen Diätplan mit«, versprach ich, »und den werd'
    ich höchstpersönlich in der Küche des Red Rock Bil y überreichen.«
    »Trotzdem wirst du in die nächste Kneipe gehen und deinen ge-
    liebten Hammelbraten mit Pistazienpüree essen.«
    Mir lief beim bloßen Nennen dieses Gerichtes das Wasser im
    Munde zusammen.
    Ich trank schnel einen Schluck des lauwarmen Getränks, das wie
    Milch aussah, aber keine war, noch labbriger

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