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Der Hoteldetektiv

Der Hoteldetektiv

Titel: Der Hoteldetektiv Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexandra Cordes
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schmeckte, und von
    dem mein Arzt behauptete, wenn ich es nach jeder Mahlzeit tränke,
    würde ich garantiert ohne ein neues Magengeschwür hundert Jahre
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    alt.
    Jinny spielte mit einer Zigarette.
    Ich nahm sie ihr sanft fort. Schließlich ist es nicht gut, wenn eine werdende Mutter raucht.
    »Wann fliegst du?«
    »Am ersten Oktober.«
    »Und wann kommt Mutter hier an?«
    Also an diesem Tag schien jeder meine Gedanken lesen zu kön-
    nen.
    »Übermorgen«, sagte ich zerknirscht.
    Jinny küßte mich – zu meiner großen Verblüffung – quer über
    unseren Abendbrottisch hinweg auf den Mund.
    »Du bist ein Schatz«, sagte sie. »Bei dir fühl' ich mich richtig ge-borgen.«
    Ich nahm also noch Mama in Barcelona in Empfang.
    Sie sah kühl und wunderschön gegen die anderen, schwitzenden
    Touristen aus, die selbst im klimagekühlten Hotelbus über die Hit-
    ze stöhnten.
    Mama trug eine Reise-Eistasche bei sich und in ihr, wie sich bei
    uns zu Hause herausstellte, frische ungeräucherte Aachener Leber-
    wurst und Schwarzbrot, was tatsächlich den Flug unbeschadet über-
    standen hatte.
    Ich weiß nicht, ob man das versteht, aber wenn man so viel rum-
    kommt wie ich – und gar nicht immer erwünschtermaßen, sondern
    rein von Berufs wegen –, dann ist so ein echter Frauenbruder, so
    nennen wir in Aachen eine Stulle, bestehend aus einem halben
    Brötchen, Butter, frischer Leberwurst oder Holländer Käse und ei-
    ner halben Scheibe Schwarzbrot draufgeklappt, eine absolute Deli-
    katesse.
    Da saßen wir also in unserem kleinen Bungalow im Schatten des
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    großen Sheraman-Hotels in Spanien an der Costa Brava, Mama gab
    sich voller Genuß der Paella hin, die Jinny nach allen Regeln der
    Kunst mit Safran und Knoblauch und all den notwendigen Meeres-
    früchten zubereitet hatte, während ich den oben erklärten Frauen-
    bruder aß und ein aus Mamas Reisetasche eisgekühltes ›Bit vom
    Graben‹ trank.
    Jinny hielt es leider wie jeden Abend nur mit einer Scheibe fri-
    scher Ananas und einem Joghurt.
    Da saßen sie mir gegenüber, die beiden Frauen, die ich liebe, mei-
    ne Jinny und meine Mutter, und ich wünschte mir nichts mehr, als
    daß es für den Rest meines Lebens so bliebe.
    Aber am nächsten Morgen flog ich allein über Barcelona und
    Paris nach Beirut. Westmann holte mich am Flughafen ab. Er hatte
    sich nicht die Spur verändert.
    Warum sollte er auch? Aber ich war mir ganz schön der drei Kilo
    Übergewicht bewußt, die mir Jinnys Fürsorge nach dem Magenge-
    schwür eingebracht hatte. Und ein paar graue Haare mehr hatte ich
    wohl auch.
    Zum ersten Mal nahm Westmann mich mit in sein Haus. Er leb-
    te nun allein. Über Frau und Kinder verlor er kein Wort. Er war ein begeisterter Sammler von Waffen, die er wohl nie im Ernstfall zur
    Hand nehmen würde, und ehrlich, ich mußte die schönste Kollek-
    tion von Duel pistolen bewundern, die ich jemals vor oder nachher
    zu Gesicht bekam.
    Westmann zündete ein Feuer im Kamin an.
    Er machte Drinks für uns zurecht; sehr verwässerter Whisky, aber
    die Marke war so gut, daß man sie noch rausschmeckte.
    »Gloria Lange trifft morgen bei uns ein«, sagte er schließlich, die Beine leger gegen die wärmenden Flammen des Kamins ausgestreckt.
    Von den Bergen des Libanon fegte Wind herunter an diesem
    Abend, eiskalt. Nicht umsonst ist der Libanon dafür berühmt, daß
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    man am selben Tag in seinen Meeresbuchten baden und in seinen
    Bergen Skilaufen kann.
    »Gloria Lange?«
    »Ja. Sie erwartet ihr erstes Kind«, sagte Westmann.
    »Und?«
    »Die ganze dritte Etage ist für sie gebucht.«
    »Kein billiger Spaß.«
    »Niemand weiß, daß sie zu uns kommt.«
    »Warum kommt sie?«
    »Sie hat während der letzten vier Monate ständig Drohbriefe er-
    halten.«
    »Beim heutigen Verfall unserer Sitten wundert mich das nicht.«
    »Und das macht Ihnen auch noch Spaß?« fragte Westmann.
    »Ganz und gar nicht. Ich sagte es, wie ich es meinte.«
    Gloria ist eine berühmte Schauspielerin. Sie ist mit einem be-
    rühmten Produzenten verheiratet. Man nimmt an, daß sie zudem
    eine der reichsten Frauen der Welt ist. Und jetzt erwartet sie endlich, der Blätterwald war ja voll davon, ihr erstes Kind.
    »Warum kriegt sie Drohbriefe?«
    »Man will sie entführen. Das wäre in ihrem derzeitigen Zustand
    ihr Tod – oder sie würde das Kind verlieren. – Jinny ist auch bald im siebten Monat«, fügte er leise hinzu.
    »Sie brauchen mich nicht daran zu erinnern.«
    »Gut.«
    »Aber was ich

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