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Der Hoteldetektiv

Der Hoteldetektiv

Titel: Der Hoteldetektiv Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexandra Cordes
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Sekretärin in den verschiedensten Häusern gearbeitet – be-schaffte unserem lieben alten Mann noch ein hübsches Zimmer.
    Zwar nur mit Dusche und nicht mit Blick aufs Meer, aber dafür
    mit einem Balkon, von dem aus er abends, wenn die Sonne unter-
    gegangen war, die an den Felsen gelegenen Villen der Reichen im
    Glanz ihrer Ampeln und Parkleuchten beobachten konnte.
    Professor Markus war zufrieden.
    »Du hättest sehen sollen, wie er sich gefreut hat. Er hatte wirklich Tränen in den Augen«, sagte Jinny.
    »Er ist ein prima Kerl«, sagte ich. »Hoffentlich werd' ich im Alter auch mal so weise und freundlich.«
    Jinny zerstörte meine Hoffnung darauf sofort. »Du? Nie! Du bist
    doch so zappelig wie ein Hering. Ich hoffe, das hier wird wirklich mal ein richtiger Urlaub.«
    Ich brauchte keinen Urlaub. Ich hatte ein Magengeschwür. Der
    Arzt hatte mir striktes Rauchverbot, Alkohol- und Kaffeeverbot er-
    teilt.
    Aber nun frage ich Sie, wo bleibt dann die Lust an der Arbeit
    und am Leben?
    Jinny wußte von all dem nichts. Und so sollte es auch bleiben.
    Denn schließlich erwartete sie unser erstes Kind. Zwar war es erst Ende Januar soweit – und jetzt waren wir noch im August – aber
    ich wollte da gar kein Risiko eingehen.
    Der Arzt hatte mir eine Batterie Tabletten verschrieben, und ich
    nahm sie händeweise, wenn Jinny nicht hinguckte, aber besser wur-
    de es davon nicht.
    Ich fing fast an, mich an das Gefühl zu gewöhnen, eine lebendige
    Krabbe im Bauch zu haben.
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    Bis ich plötzlich zusammenklappte. Da kam's Schlag auf Schlag.
    Magenblutung. Krankenhaus. Jinny blaß und schön an meinem
    Bett. »Du Idiot! Warum hast du mir nie was davon gesagt?«
    Narkose, Operation. Und Jinny, lachend und weinend: »Lieber
    Gott, du lebst noch!« Da trug sie eine schwarze Mantil a über Haar und Schultern, aber das war kein theatralisches Getue von ihr, denn eine der Barmherzigen Schwestern hatte sie Jinny gegeben, weil sie im Morgengrauen so sehr fror.
    Jetzt lag ich also drei Wochen flach. Und Jinny sagte: »Mach dir
    keine Sorgen, ich schaff's schon allein.«
    Sie hatte mir viel von meiner allgemeinen Arbeitsweise abgeguckt
    und besaß von Natur aus Spürsinn und Fingerspitzengefühl.
    In diesen drei Wochen im Krankenhaus besuchte mich auch Pro-
    fessor Markus. Er brachte mir zwei Bücher mit und einen wunder-
    schönen Strauß flammender Gladiolen.
    Er trug seinen weißen Sommeranzug aus Leinen, darunter ein
    Hemd, das vom vielen Waschen ein ganz klein bißchen angegilbt
    war, und natürlich seinen Panamahut, der, wie er mir erzählte, wirklich aus Panama stammte, aus dem ersten Jahr, als er begann, un-
    sere Hotels zu frequentieren.
    Wir unterhielten uns über dies und das, er berichtete mir von sei-
    nen Ausflügen die malerische Küste entlang und ins Landesinnere,
    wo man noch das echte Spanien entdecken kann.
    Professor Markus wirkte heiter und fröhlich wie immer, doch ich
    wurde das Gefühl nicht los, als habe er irgend etwas auf dem Her-
    zen.
    Dann ging er, und ich vergaß ihn, weil meine Jinny kam, bis sie
    sagte: »Du, mir ist ganz mulmig. Zum zweiten Mal hat Markus sei-
    ne Wochenrechnung nicht bezahlt. Und er weicht mir aus.«
    »Er war heute nachmittag noch hier.«
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    »Du weißt, er ist doch wirklich penibel damit. Er läßt sich jeden
    Montag morgen die Rechnung von der Woche zuvor geben und
    bezahlt sie sonst sofort.«
    »Und diesmal?«
    »Hat er sie sich geben lassen, aber eingesteckt und nicht bezahlt.«
    »Macht es viel aus?«
    »Na ja, du weißt schon. Er hat die Spezialrate für Übernachtung
    und Frühstück, aber fünfhundertsechzig in der Woche sind das
    schon. Er war bisher kein einziges Mal in der Bar und hat nur viermal abends im Restaurant gegessen.«
    »Für zwei Wochen ist er im Rückstand?«
    »Ja. Und der neue Kassierer kennt ihn noch nicht. Ich möchte
    nicht, daß er ihn mahnt. Hoffentlich bist du mir nicht böse, aber
    ich habe das Geld hinterlegt.«
    »Natürlich bin ich dir nicht böse.«
    »Du bist lieb.«
    »Jinny, der alte Mann hat Sorgen.«
    »Ja. Das glaub' ich auch.«
    »Weißt du was? Lad ihn doch mal zu uns nach Hause ein.«
    »Meinst du? Aber eigentlich dürfen wir so etwas doch nicht. Er
    ist Gast, und wir sind nur Angestellte.«
    »Trotzdem. Vielleicht können wir ihm helfen. Da umgehen wir
    die Vorschriften eben mal.«
    »Gut, ich tu's«, sagte Jinny. »Und dann horchst du ihn ein biß-
    chen aus.«
    Ich muß hier übrigens einfügen, daß wir in Spanien nicht

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