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Der Hueter der Koenigin - Historischer Roman

Der Hueter der Koenigin - Historischer Roman

Titel: Der Hueter der Koenigin - Historischer Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eva Maaser
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der eine. „Nicht weit jedenfalls, nur raus aus der Stadt. Wo hast du dein Pferd?“
    „Im Stall meiner Herberge.“ Wittiges war in einem der Pilgerhäuser abgestiegen, weil er sich dort am sichersten fühlte. Die Männer folgten ihm hinaus, und einer ging rasch auf einen Jungen zu, der ihm unruhig entgegensah und drei Pferde am Zügel hielt.
    „Was ist mit Cniva?“, fragte Wittiges gedämpft, sobald Leudemund nachgekommen war. „Über ihn hast du nichts verraten. Ist er auch tot? Du kennst ihn doch.“ Wieder diese Hoffnung, dass alles ein Irrtum war. Warum nur gab er sich nicht geschlagen und lernte endlich, die Wahrheit als unumstößliche Gewissheit anzuerkennen?
    „Er hat bekommen, was er verdient hat“, antwortete Leudemund freimütig.
    „Und das war?“, fragte Wittiges verblüfft.
    „Das, was allen Verrätern blüht. Er hat zugelassen, dass Prinz Alexander, der mit seinem alten burgundischen Namen Aletheus heißt, in Spanien entmannt wurde. Er hat ihn nicht beschützt, wie es seine Aufgabe gewesen wäre. Wo hast du dein Pferd? Dies sind unsere.“
    Er wies auf die Tiere, deren sich nun die Männer annahmen und die sie heranführten. Auf einmal ging Wittiges alles zu rasch.
    „Was habt ihr vor, ... jetzt, da der Junge tot ist?“ Er wollte nicht fragen: Was wird nun aus eurer ganzen dreckigen Verschwörung?
    „Nun, es gibt andere“, erklärte Leudemund widerwillig. „Du musst wissen: Der Junge war nicht der Einzige, auf den wir setzen konnten.“ Er zögerte kurz. „Aber er erschien uns der Geeignetste.“
    Endlich verstand Wittiges die Zusammenhänge. Ein zwölfjähriger Junge war leicht zu lenken oder zu manipulieren, er wäre nicht mehr als eine Strohpuppe auf dem alten Thron von Burgund gewesen, gerade lange genug, bis die wahren Drahtzieher die Macht unter sich aufgeteilt hätten. Deshalb hatten sie es auf ihn abgesehen. In Wittiges stieg unvermittelt eine so ungeheure Wut auf, dass ihm die Knie weich wurden und er sich an der Hauswand abstützen musste.
    „Ich gehe zurück zur Kirche. Ich will für die Toten beten, bevor ich euch begleite, wohin auch immer ...“ Es war ihm bitterernst.
    Leudegast wollte widersprechen, nickte aber dann. „Wir warten draußen vor der Kirche auf dich.“
    Sobald Wittiges auf dem kalten Steinboden des Gotteshauses niedergekniet war, tat er nichts anderes, als voller Inbrunst und Qual mit Gott zu hadern -, einem Gott, an den er gar nicht recht glaubte.
    Er brauchte eine Weile, um sich zu beruhigen, dann erst konnte er nachdenken.
    Hatte ihm Leudemund die Wahrheit gesagt? Aber warum hätte er ihn belügen sollen? Das war die Frage, auf die er keine klare Antwort wusste. Vielleicht hatte er mit seinen Nachforschungen und dem Gerede in den Gasthöfen für Leudemund und seine Burgunder zu viel Aufmerksamkeit erregt und damit ihre Kreise gestört. Sicher wollten sie, dass er die Fragerei einstellte. Aber was hatten sie nun mit ihm vor? Im Grunde genommen war es ihm gleichgültig, er für seinen Teil wusste, was er wollte. Äußerlich gefasst, verließ er die Kirche. Draußen erwartete ihn nur noch Leudemund.
    „Die anderen sind vorausgeritten. Sie erwarten uns vor der Stadt.“
    Wittiges’ Pilgerhaus gehörte zu einem bescheidenen kleinen Kloster direkt an der Stadtmauer. Zu seinem Erstaunen begleitete ihn Leudemund hinein. Es dauerte nicht lange, bis er seinen Kram zusammengepackt, sich von den Mönchen verabschiedet und sich mit einer kleinen Spende für ihre Gastfreundschaft bedankt hatte. Obwohl das Kloster über einen Knecht verfügte, der sich um die Pferde der Gäste kümmerte, beharrte Wittiges darauf, Odilo selbst zu satteln, da sich der Hengst nicht gern von Fremden anfassen ließ. Wie er gehofft hatte, gab sich Leudemund mit dieser Erklärung zufrieden und folgte ihm nicht in den dunklen, streng nach altem Stroh riechenden Stall. Als Wittiges Odilo gesattelt herausführte, brauchte er nur noch seinen Reisesack aufzuladen.
    „Wohin reiten wir?“, fragte er, sobald sie sich einem der südlichen Stadttore näherten, wo die anderen sie erwarten sollten. Von hier aus war es nicht weit bis zu einer Straße, die an der Loire entlang geradewegs nach Tours führte.
    Gleich hinter dem Stadttor tauchten Leudemunds Begleiter auf und nahmen Wittiges in die Mitte. Er sah noch einmal zurück und verabschiedete sich in Gedanken von der relativen Sicherheit, die ihm die Stadt geboten hatte.
    Leudemund hatte auf seine Frage keine Antwort gegeben. Erst nachdem

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