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Der Hueter der Koenigin - Historischer Roman

Der Hueter der Koenigin - Historischer Roman

Titel: Der Hueter der Koenigin - Historischer Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eva Maaser
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dich wiederzusehen.“
    „Du überstehst das“, raunte Pontus Felix zu und drückte ihn kurz an sich.
    Als Felix gewaschen und umgezogen, aber mit leerem Magen – er hatte nichts hinunterbekommen – in den Stallhof trat, fiel ihm Ulf ein. Pontus kam, um Lebewohl zu sagen. Jetzt bot sich die Gelegenheit, ihn zu bitten, etwas für Ulf zu tun. Auch Pontus hatte sich umgekleidet und wirkte in dem Kapuzenmantel aus sattfarbiger dunkelgrüner Wolle, den er über seiner Kutte trug, fast vornehm. Außerdem trug er ein ledernes, silberbeschlagenes Schwertgehänge samt Schwert. All das verunsicherte Felix. Pontus wirkte seltsam fremd und respektgebietend. Ein Knecht hielt ein Pferd für ihn am Zügel, zwei weitere berittene Sklaven von casa alba warteten darauf, dass er aufsaß.
    „Willst du fort?“, fragte Felix.
    „Ja“, antwortete Pontus und schwang sich gekonnt in den Sattel. „Aber nur zu Theodos Hof.“
    „Kommst du an der Schmiede vorbei?“
    Ein Knecht fasste Felix um die Taille und hob ihn, ehe er sich gegen den unerwünschten Dienst wehren konnte, auf das Pferd, das für ihn vorgesehen war. Er hätte es auch ohne Hilfe in den Sattel geschafft. Dass man so mit ihm umging, zeigte wieder einmal, für wie klein man ihn noch hielt.
    „Heute nicht.“ Pontus zwinkerte ihm zu. „Ich hoffe, du bist bald wieder zu Hause.“ Er ritt an, Felix hätte ihm gern etwas nachgerufen, aber noch während er ihm nachsah, wusste er, wie Pontus auf seine Bitte reagiert hätte. Pontus hätte sagen, dass er sich nicht in die Familienangelegenheiten des Schmieds einmischen werde. Etwas Ähnliches hatte ihm sein Vater auch erklärt.
    Aletha lächelte ihrem Sohn tröstend zu. „Schon in einer Woche komme ich nach. Glaub mir, die Woche wird rasch vergehen.“ Sie streckte die Arme nach ihm aus, er beugte sich zu ihr hinab, und einen Moment konnte er sich in ihre Umarmung flüchten. Eine Woche! Eine ganze lange Woche wieder einmal Bertho ausgeliefert zu sein!
    „Kommst du mich abholen?“, wisperte er.
    „Ja, mein Herz.“ Sie sah ihm in die Augen. „Vergiss nie, wer du bist und dass ich in Gedanken immer bei dir bin.“
    9
    Bauto war tot und begraben. Wittiges war mitten in der Nacht aus seiner Unterkunft geschlichen, hockte auf dem Erdhügel, den man über dem Kadaver aufgeschüttet hatte, und grübelte darüber nach, wie das alles hatte geschehen können. Sein Inneres fühlte sich leer und dennoch so schwer an, dass er die Schultern weit nach vorn gekrümmt hielt wie ein schwacher alter Mann.
    Er hatte Bauto nicht retten können, und dennoch zermarterte er sein Hirn selbst jetzt noch nach einem Ausweg, den es hätte geben müssen. Es war ihm nur zu klar gewesen, was Baian forderte: nicht mehr und nicht weniger als eine Sühne für etwas, das mit keinem Wort zur Sprache gekommen war, weder vor noch nach der Bestattung der Awarin. Er hatte keine Gelegenheit für eine Erklärung erhalten, wie es dazu gekommen war, dass er das Mädchen als Geschenk betrachtet hatte. Und wie hätte er das erklären sollen?
    Alle Beobachtungen, die er in den vergangenen zwei Wochen im Awarenlager angestellt hatte, deuteten darauf hin, dass Frauen bei diesem Volk kaum Ansehen genossen und mehr oder weniger als Sklavinnen betrachtet wurden, die auf den kleinsten Wink der Männer zu gehorchen hatten. Und nun?
    Nicht zum ersten Mal ging ihm auf, wie fremd ihm dieses Volk war, denn selbst, wenn er meinte, etwas begriffen zu haben, erwies es sich als fataler Irrtum.
    Jetzt konzentrierte sich das Elend, in das ihn die Reise zu den Awaren geführt hatte, in der Trauer um Bauto. Es war ein aufwühlender Schmerz, dem er sich ganz und gar überließ, unfähig, ihm etwas entgegenzusetzen.
    Vor ihm leuchtete schwach im Mondlicht das frisch geschlagene und entrindete Holz, aus dem der schlichte Bau über dem Grab der Awarin errichtet worden war. Auch die Erinnerung an diese Frau würde er mitnehmen, sie war ihm eingebrannt, mit aller Schuld, zu der ihre gemeinsame Nacht geführt hatte. Sie selbst war ihm nun auf ewig entrückt, er konnte sie nichts mehr fragen, und alle Ungewissheiten, die übrig blieben, bedrückten ihn und knechteten seine Seele. Warum nur hatte sie sich ihm hingegeben? Ahnte sie denn nicht, was sie danach zu erwarten hatte? Konnte eine Frau so handeln, wie sie gehandelt hatte, wenn sie es wusste?
    Ein schwacher Schatten fiel auf Wittiges. Unwillig blickte er auf und rollte sich im nächsten Moment instinktiv zur Seite, als eine Klinge in den

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