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Der Hueter der Koenigin - Historischer Roman

Der Hueter der Koenigin - Historischer Roman

Titel: Der Hueter der Koenigin - Historischer Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eva Maaser
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größte Weidegrund der ganzen Gegend, deshalb haben sie sich dort versammelt. Aber es werden täglich mehr. Verstehst du nun, dass du gerade noch rechtzeitig zurückgekommen bist?“
    Überall standen Filzzelte. Dazwischen herrschte eine Menge Bewegung, ein stetes Hin- und Herfluten wie in einem Hornissennest, ein ganz und gar erschreckender Anblick.
    „Wissen sie, dass du über sie Bescheid weißt?“, fragte Wittiges mit flacher Stimme. Er war seiner Überraschung noch nicht Herr geworden.
    „Selbstverständlich. Und sie wissen von unserem Heer.“
    Tausend gegen viertausend.
    Baian hatte die Zeit der Verhandlungen genutzt, um seine Krieger zu versammeln. Sie mussten das Lager, in dem sich Wittiges mit dem Kaghan getroffen hatte, umrundet haben, und er hatte nichts davon geahnt.
    Die Verhandlungen waren nur Täuschung gewesen. Baian hatte sich einen Spaß daraus gemacht, mit dem Abgesandten des austrasischen Königs Katz und Maus zu spielen, und Wittiges war so unendlich einfältig gewesen, sich für die Katze zu halten.
    Wenn es zur Schlacht kam, standen die Aussichten für die Franken denkbar schlecht. Wittiges hatte die Awaren noch nicht kämpfen sehen, kannte aber genug Geschichten über ihre Kriegskunst. Angeblich verfehlten ihre Bogenschützen nicht einmal im vollen Galopp ihr Ziel.
    Am Rand der Wiese tummelten sich einige Männer auf ihren Pferden, indem sie auf eine Strohpuppe zuhielten, sich blitzschnell aus den Sätteln hoben und schossen. Das also war der eigentliche Zweck der Steigbügel. Wieder einmal kam sich Wittiges wie ein Narr vor, das demütigende Gefühl der Unzulänglichkeit erhielt gerade neue Nahrung.
    „Diese Spiele führen sie uns seit einer Woche täglich vor“, erklärte Sidorius ernst.
    „Ich hätte nie gedacht, dass Baian über so viele Krieger verfügt. Dieses Heer ist ja gigantisch“, murmelte Wittiges, schwach vor Selbstmitleid. „Und was machen wir nun?“, fragte er mit mühsam beherrschter Stimme und erteilte sich selbst die Antwort: „Wir sollten angreifen, bevor seine Awaren über uns herfallen. Dann wäre wenigstens die Überraschung auf unserer Seite.“
    „Das habe ich mir auch gedacht.“
    Kursich befand sich nicht in Hörweite. Wittiges hatte sich im Sattel so gedreht, dass er ihn sehen konnte. Das fehlte noch, dass der Kerl Baian vor dem Angriff warnte. Aber unverkennbar blickte der Aware höchst selbstzufrieden drein.
    „Wie konnte euch die Geisel entkommen?“ Gerade erinnerte sich Wittiges an den Sohn des Kaghans.
    „Wir haben ihn nicht allzu streng bewacht. Das war ein Fehler. Wir dachten, ihn bindet der Eid, den er uns nach seinem Eintreffen bei uns geleistet hat.“
    Wittiges lachte unfroh. Auch Franken brachen ständig die Eide, die sie geschworen hatten. Da verhielten sich die Awaren anscheinend genauso zivilisiert wie sie.
    Der ganze nächste Tag verging mit Lagebesprechungen, denn schon am folgenden Morgen sollten die Krieger ihre Stellungen beziehen. Sidorius, der ganz selbstverständlich den Oberbefehl über den Angriff übernommen hatte, obwohl Wittiges als patricius im Rang über ihm stand, hatte die fränkischen Verbündeten in drei Gruppen aufgeteilt, die von drei Seiten zugleich die Awaren in die Zange nehmen sollten. Es war kein sonderlich strategisches Vorgehen, es sah eher nach kollektivem Selbstmord aus. Wittiges ahnte, er würde mitten im heißesten Gewühl untergehen, aber genau das ersehnte er.
    Spätabends trat Venantius in seine Kammer. „Dachte mir, dass du noch auf bist“, sagte er, setzte sich auf den einzigen Stuhl im Raum und betrachtete die Waffen, die auf dem Bett ausgebreitet lagen.
    „Was willst du?“, fragte Wittiges nicht gerade höflich. „Du siehst ja, ich hab zu tun.“ Neben dem Schwert lag ein Wetzstein.
    Venantius antwortete nicht sogleich, daher nahm Wittiges Schwert und Stein zur Hand und begann, mit gleichmäßigen Bewegungen die Klinge zu schärfen. Mit dem schauderhaften Geräusch hoffte er, seinen ungebetenen Besucher in die Flucht zu schlagen.
    Venantius sagte etwas, was im Lärm unterging, und machte keinerlei Anstalten zu gehen. Wittiges verlor als erster die Geduld und legte das Schwert aufs Bett zurück.
    „Nun gut, was gibt es so spät noch zu besprechen? Ich habe morgen einiges vor, musst du wissen.“
    Venantius nickte unbeeindruckt. „Sidorius war so freundlich, mich davon in Kenntnis zu setzen, nachdem ich ihm erklärt hatte, dass du zum Reden nicht aufgelegt bist. Falls du es vergessen haben

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