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Der Hueter der Koenigin - Historischer Roman

Der Hueter der Koenigin - Historischer Roman

Titel: Der Hueter der Koenigin - Historischer Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eva Maaser
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Wittiges und warf das Bündel mit einem Paar kunstvoll geschmiedeter Steigbügel in die Büsche, ebenfalls ein Abschiedsgeschenk. Wie in den Pferden sah er in ihnen nichts als den Ausdruck blanken Hohns, mit dem ihn der Awarenfürst ziehen ließ.
    Zwei Tage später ragten die hohen Mauern der Festung Boiotro am Ufer des Inns vor ihnen auf. Das Kastell lag im Schatten eines Berghangs, und von dort oben waren die herannahenden Franken offenbar bereits von einem Wachposten erspäht worden, denn kaum in Sichtweite gelangt, öffnete sich das große Tor und entließ eine Reiterkavalkade. Der Jubel über die Heimkehr fiel höchst verhalten aus. Wahrscheinlich war ihnen die Kunde vom Misserfolg vorausgeeilt, vermutete Wittiges, irrte sich aber. Etwas anderes beschäftigte die Männer.
    Lidorius, comes der civitas von Passau, traf bald nach Wittiges ein, denn der Kommandant der Festung hatte dem comes eine Nachricht über den Inn geschickt. Lidorius hatte sein Standquartier in einem weiteren Römerkastell, das auf der Landspitze am Zusammenfluss von Donau und Inn lag.
    Beide Kastelle waren nach Abzug der Römer von den nachrückenden thüringischen Kriegern schwer beschädigt worden. Große Teile der Umfassungsmauern waren niedergebrochen und später durch Palisaden ersetzt worden; nicht alle Ecktürme dagegen im alten Maß wiedererrichtet. Den Graben um Boiotro gab es noch, der comes hatte ihn sogar vertiefen lassen und die Zugbrücke instand gesetzt. Der Hauptturm mit den Gemächern des Kommandanten hatte alle Kämpfe nahezu unversehrt überstanden.
    Kaum hatte sich Lidorius mit dem Kommandanten, dem Heerführer aus Reims und Wittiges in einen Raum hoch oben im dritten Stockwerk zurückgezogen, forderte er Wittiges auf, ihn über das Ergebnis der Verhandlungen zu unterrichten. Es kam Wittiges beinahe seltsam vor, sich wieder innerhalb fester Mauern zu befinden, an einem schön gearbeiteten Tisch Platz zu nehmen, und sich vor dem Imbiss die Hände mit einem feuchteten Tuch zu reinigen. Das Essen sah verlockend aus – frisches weißes Brot, kalter, dünn aufgeschnittener Braten mit einer Kräuterkruste und geräucherter Wildschweinschinken -, aber er bekam keinen Bissen hinunter. Nur dem Wein sprach er zu, bevor er seinen Bericht erstattete.
    „Es gibt nicht viel zu sagen“, begann er und gab dann ohne Beschönigung die nötigen Erklärungen ab.
    „Wir haben tausend Krieger hier“, schloss er. „Das Beste wäre, alle Vereinbarungen in den Wind zu schlagen und Kaghan Baian in einem Überraschungsangriff ...“ Wenn er dafür sorgte, dass er im Kampf fiel, hätte er eine letzte Möglichkeit, seine Ehre zu retten. Gerade war ihm dieser Einfall gekommen.
    Lidorius betrachtete ihn nachdenklich. „Dir ist einiges an die Nieren gegangen, nicht wahr? Aber du bist heil zurückgekehrt. Du weißt gar nicht, wie günstig der Moment war, um die Verhandlungen zum Abschluss zu bringen. Wenn du nicht zu müde bist, würde ich dir gern etwas zeigen.“
    „Wo?“, fragte Wittiges misstrauisch.
    „Nicht hier, es ist eine Strecke zu reiten“, erklärte Sidorius mit einem entschuldigenden Lächeln. Der comes war ein Veteran vieler Kriege an König Sigiberts Seite. Erst einige Jahre zuvor hatte er den Posten an der Grenze angetreten. Aus den zahllosen Kämpfen hatte er außer einer breiten, hässlichen Narbe auf einer Wange ein lahmes Bein davongetragen. Obwohl bereits fortgeschrittenen Alters, hatte er noch einmal geheiratet, eine junge Frau aus einer in der Gegend ansässigen suebischen Adelsfamilie. Er hatte sich also auf Dauer in Passau eingerichtet. Kein Wunder, dass er alles über die Verhandlungen wissen wollte, von denen das Schicksal seiner Familie abhing.
    Wittiges wollte schon ablehnen, riss sich aber dann zusammen und sagte zu. Also verließ er das Kastell mit einem kleinen Kriegertrupp, zu dem sich auch Kursich gesellte, obwohl ihn niemand gebeten hatte. Der Aware gedachte als Baians Abgesandter mit Wittiges nach Reims zurückzukehren.
    Sie ritten ein Stück den Inn entlang. Dann ging es in die Hügel hinauf, die den Flusslauf säumten und die recht dicht bewaldet waren. Wittiges war verstimmt, weil Liborius ihm weder verraten wollte, wohin der Ritt führte, noch was es am Ende zu sehen gab. Endlich hatten sie eine Hügelkuppe erreicht, von der sie in eine Senke schauen konnten.
    Wittiges hielt den Atem an.
    „Wie viele?“, fragte er nur.
    „Einer groben Schätzung nach mindestens viertausend. Das dort unten ist der

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